Ausersehen
verantwortlichen stellvertretenden Rektor in einer Eltern-Lehrer-Konferenz. Mir gegenüber am Tisch saßen ein Schüler und seine Mutter. Sogar in meinen Träumen bin ich zu professionell, um Namen zu nennen, daher werde ich besagten Schüler Missing Link nennen. Er war eindeutig mit Marihuana in Kontakt gekommen, und seine allgemeine Erscheinung erinnerte sehr an einen faulen Neandertaler. Seine Mommy war blond, selbstbewusst und sehr gut angezogen – das warf die Frage auf: Wie viel Alkohol und/oder entspannende Drogen hatte sie wohl zu sich genommen, als er sich noch in ihrem Leib befand?
Ich war gerade dabei, Mommy unter stehenden Ovationen vom Berater und Rektor (der, nebenbei bemerkt, von Pierce gespielt wurde) zu erklären, dass ihr sechzehn Jahre altes „Baby“ weder unterfordert noch zu intelligent für den Englischkurs war, sondern einfach ein faules, weinerliches, Pot rauchendes Gör, das als Vorzeigeobjekt dienen konnte für die Kampagne: Lasst uns an amerikanischen Schulen wieder den Rohrstock einführen …
Genau das war der Moment, als ich mal wieder vom Rücken meines Mannes emporschoss und mich mitten über dem wild rauschenden Fluss schwebend wiederfand.
„Ich will ja nichts sagen, aber dieses Mal hast du mich mitten aus einem meiner liebsten Träume gerissen“, sagte ich in die Luft. „Und ich war gerade kurz vor dem wirklich fantasievollen Teil, in dem ein Rektor einem Lehrer mal den Rücken stärkt.“ Ich bekam keine Antwort, sondern mein Körper drehte sich in Richtung Norden und folgte dem Fluss.
„Meinst du, dass ich irgendwann auch mal eine Nacht ohne diese kleinen … Exkursionen durchschlafen kann?“, fragte ich laut.
Hab Geduld, Geliebte.
„Nicht gerade eine meiner größten Stärken“, murmelte ich.
Meine Aufmerksamkeit wurde aber schon von dem großen Gebäude gefesselt, dem ich mich mit rasender Geschwindigkeit näherte. Es war ein kuppelförmiges Bauwerk, dessen imposante Bögen aus behauenem Marmor sogar aus der Ferne unglaublich beeindruckend waren. Als ich näher kam, sah ich, dass das, was ich ursprünglich für ein Gebäude gehalten hatte, mehrere Häuser waren, die durch kunstvolle Gehwege und Gärten miteinander verbunden waren. Das Hauptgebäude stand im Zentrum, und die umgebenden Gebäude waren wie Speichen in einem Rad darum herum angelegt. Ich war nun nah genug, um erkennen zu können, dass Frauen in wallenden Gewändern auf den Wegen spazieren gingen. Viele von ihnen hatten die Köpfe zusammengesteckt, als befänden sie sich in einer lebhaften Diskussion.
Auch wenn alle Gebäude sehr schön waren, war der Hauptbau am beeindruckendsten. Besonders die lebendig wirkenden Statuen rings um den Bau hatten es mir angetan. Im Garten davor sprach eine Frau zu einer Gruppe junger Mädchen, die zu ihren Füßen saß. Mit einer Hand hielt sie einen aus Elfenbein geschnitzten Stock, mit der anderen unterstrich sie ihre Worte mit eleganten Gesten. Ihre Schönheit war so unglaublich, dass ich sie für eine der Marmorstatuen gehalten hätte, wenn sie sich nicht bewegt hätte.
Als ich näher schwebte, hörte sie plötzlich auf zu sprechen und neigte den Kopf, als würde sie einer Stimme in ihrem Geiste lauschen, dann breitete sich ein erfreutes Lächeln auf ihrem Gesicht aus, und sie hob den Kopf und sprach mich direkt an.
„Willkommen, Geliebte der Epona!“
Die Mädchen zu ihren Füßen (ich war jetzt nah genug, um zu sehen, dass sie auch ungewöhnlich schön waren) flüsterten aufgeregt miteinander und suchten die Luft über ihren Köpfen ab, um einen Blick auf mich zu erhaschen.
Thalia, Inkarnation der Göttin der Komödie , informierte mich die Stimme in meinem Kopf.
„Dank dir, Thalia“ , versuchte ich, meine Geisterstimme hörbar zu machen.
Sie neigte den Kopf ein wenig, als könnte sie mich hören, aber nicht sehen, und fragte: „Sind Sie und die Zentauren schon in der Nähe?“
„Wir werden kurz nach Einbruch der Dämmerung eintreffen“ , rief ich.
Ihr Lächeln wurde breiter, und sie wandte sich an das neben ihr sitzende Mädchen. „Fiona, lauf zum Haupttempel und kündige an, dass die Zentauren kurz nach Einbruch der Dämmerung hier eintreffen werden.“
Spitze Schreie und Gekicher stiegen von der offensichtlich gesunden und pockenfreien Mädchengruppe zu mir auf. Ich fragte mich, ob wir vielleicht etwas voreilig damit gewesen waren, alle Menschen fernzuhalten.
„Es wird uns eine Ehre sein, Sie heute Abend willkommen zu heißen, Lady
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