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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Gebäuden leicht an, sodass man von unserem Standort gut erkennen konnte, wie der Tempel auf einem kleinen Plateau angelegt worden war. Sogar an diesem neblig trüben Tag hatten wir einen guten Blick auf die Südseite der Anlage. Mir fiel auf, dass die kunstvoll beschnittenen Büsche, durch die Victoria und Dougal auf unserem wilden Ritt zu den Sümpfen gebrochen waren, sich dekorativ an der Rasenfläche entlangwanden und uns so vor den Blicken eines jeden schützten, der sich auf dem südlichen Gelände aufhielt.
    Der Tempel war zu einem Schlachtfeld geworden. Horden von Fomorianern schwärzten die Treppen des Haupttempels und die ihn umgebenden Grünflächen, als sie Gruppen von sich zurückziehenden Zentauren angriffen. Es gab keine organisierten Linien der Zentauren mehr; stattdessen war die Armee in kleine Gruppen zerfallen, die heroisch versuchten, die Fomorianer am Eindringen in den Tempel zu hindern. Noch während wir zuschauten, schlüpften einige der Kreaturen an den kämpfenden Zentauren vorbei, stürmten in den Tempel, kamen auf der Rückseite wieder heraus und bewegten sich in Richtung Fluss.
    „Ich hoffe, dass die Frauen es rechtzeitig über die Brücke geschafft haben“, sagte Dougal mit angespannter Stimme.
    „Und ich wünschte, ich hätte noch das Teleskop“, merkte ich an, während ich versuchte, mit zusammengekniffenen Augen einzelne Zentauren auszumachen.
    „Wir müssen uns jetzt in die Sümpfe zurückziehen.“ Victoria klang nicht sonderlich glücklich bei der Aussicht.
    „Ich werde nicht ohne ClanFintan gehen.“
    „Sogar wenn du ihn sehen solltest – er hätte keine Möglichkeit, zu erfahren, dass du hier bist.“ Victoria klang verärgert über meine Sturheit.
    „Ich könnte versuchen, ihn zu finden“, bot Dougal an.
    „Ein einzelner Zentaur? Du würdest garantiert getötet werden.“ Ich schüttelte den Kopf.
    „Ich könnte mit ihm gehen“, bot Victoria an.
    „Dann würden sie euch beide umbringen.“
    Mein Kopf schwirrte nur so bei dem Versuch, einen Plan zu entwickeln, aber meine Gedanken waren zu durcheinander. Alles war viel zu schnell passiert. Wir waren nicht vorbereitet gewesen. Sie hatten zu früh angegriffen. Wo waren die anderen Armeen? Und wo war ClanFintan, wo war ClanFintan, wo war ClanFintan …
    Ruhe, Geliebte – lausche meiner Stimme.
    Bei den Worten der Göttin versuchte ich, meine Gedanken zu beruhigen, schloss die Augen, bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Ich nahm einen tiefen, reinigenden Atemzug und ließ Eponas weise Worte durch meinen verwirrten Geist treiben.
    „Ja!“ Mit einem Ruck öffnete ich die Augen. „Victoria, bitte bring mich zu einem der Steine da drüben.“
    Victoria schaute mich mit einem seltsamen Blick an, aber sie versuchte nicht zu diskutieren, sondern half mir auf ihren Rücken und trabte zu dem am nächsten stehenden Stein. Er war riesig. Ich musste mich auf ihren Rücken stellen und konnte nur hoffen, dass ich es schaffte, die rauen Kanten oben am Stein zu ergreifen, damit ich mich hinaufziehen konnte.
    „Äh, ich muss mich mal kurz auf deinen Rücken stellen, Victoria. Tut mir leid. Und du musst bitte mal diesen Weinschlauch für mich halten.“
    Sie nahm mir die Lederblase ab und stellte sich dicht an den Stein. „Du solltest vielleicht lieber auf meine Schultern klettern.“
    „Du bist eine wahre Freundin.“
    „Ich weiß.“
    Ich stieg auf ihre Schultern und krallte meine Hände in den rauen Stein.
    „Dougal, hilf mir, ganz nach oben zu kommen, bitte.“
    Ich hob meinen rechten Fuß und stellte ihn in Dougals Hände, damit er mich schieben konnte. Er zählte bis drei, dann schob er mich hoch, und ich strengte mich an, bis ich endlich oben auf dem Stein saß.
    Die Oberfläche war glatt und ungefähr so breit wie die Sitzfläche eines Klappstuhls. Langsam zog ich meine Füße unter mich und stand mit ausgebreiteten Armen auf, um die Balance zu halten.
    „Sei vorsichtig“, rief Victoria mir zu.
    „Das ist ganz schön hoch.“ Ich spürte, wie mein Magen flatterte, und schaute zur Tempelanlage hinüber. Das Gemetzel war entsetzlich. Es gab nur noch vereinzelte Grüppchen lebender Zentauren. Die Fomorianer dominierten das Geschehen. Ich schloss die Augen, denn ich ertrug es nicht, die Entweihung des Tempels mit anzusehen.
    Konzentriere dich auf deine Liebe zu ihm.
    Ich nickte und konzentrierte mich auf ClanFintan. Bilder zogen vor meinen geschlossenen Augen vorbei: ClanFintan, der mich – die ich leicht angetrunken und

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