Ausersehen
bösartiges Zischen und wandten unsere Blicke zu den steinernen Wächtern hinauf.
Ich kannte dieses Zischen.
Er versteckte sich hinter einem der riesigen Felsen; nur die Umrisse seiner aufgestellten Flügel waren sichtbar, aber seine Stimme hallte gruselig zu uns herüber.
„Ich sehe dich, Weib .“ Seine Flügel zitterten. „Denk daran, ich habe meinen Anspruch auf dich erhoben. Das hier wird nicht das letzte Mal sein, dass wir uns begegnen.“
Victoria seufzte und schoss einen weiteren Pfeil ab, der sich hübsch durch einen seiner ausgebreiteten Flügel bohrte.
Mit Nuadas Schreien im Rücken machten wir uns auf den Weg in den Sumpf.
17. KAPITEL
Nachdem wir den Schutz der Baumgruppe verlassen hatten, veränderte sich die Landschaft dramatisch. Es war in etwa so, als wären wir aus einer netten Villa in Griechenland in die Bayous Louisianas geschubst worden. Vor uns breitete sich ein Sumpfgebiet aus, in dem kein einziger Weg oder Pfad zu sehen war. Eine Welt stehenden Gewässers und sichtbarer und unsichtbarer (puh) Reptilien und Käfer. Die Luft stand still, und der durchtränkte Boden schmatzte unter den Hufen der Zentauren, die entschlossen waren, so viel Sumpfland wie möglich zwischen sich und die Fomorianer zu bringen.
Der weiche Boden wich einem flachen See, aber die Zentauren zögerten nicht. Bald schon steckten sie bis zu den Flanken in suppigem, grün gefärbtem Wasser und bahnten sich einen Weg durch die dichten Algenteppiche.
Mit der Zeit wurde ClanFintan langsamer und fiel hinter Victoria und Dougal zurück. Ich sah, wie sie besorgte Blicke über ihre Schultern warfen. Victoria deutete auf eine Gruppe Bäume, die ein wenig Schatten warfen und auf einigermaßen festem Untergrund zu stehen schienen. Wir änderten unsere Richtung ein wenig und erreichten nach einer Weile die Stelle.
Als wir näher kamen, sahen wir, dass es sich um eine kleine Insel handelte, die sich mitten im schilfigen Wasser erhob. Am Rand dieser Erhebung brachen Zypressenwurzeln aus der Erde. Sie sahen wie dicke, graubraune Schlangen aus, und ich war mir sicher, dass sie allerlei Krabbelzeug beherbergten.
Einer nach dem anderen schleppten sich die Zentauren aus dem Wasser und auf den festen Boden. Sobald ClanFintan mit allen vieren sicher auf der Erde stand, rutschte ich von seinem Rücken und gab Victoria den Weinschlauch. Sie entkorkte ihn, aber reichte ihn erst an Dougal, bevor sie selber einen Schluck nahm. Ich fing derweil an, die Tasche aufzuknoten, die Sila mir mitgegeben hatte (und sprach in Gedanken ein stilles Gebet für ihre Voraussicht – möge sie es geschafft haben, die Brücke sicher zu überqueren). In der Tasche war ein Tiegel mit einer dicken, gelben Salbe, dazu ein paar Rollen feiner Leinenstreifen sowie (und das überraschte mich wirklich) mehrere gekrümmte Nadeln und ein schwarzer Faden, der sich wie eine Angelschnur anfühlte. Ich schluckte, als mir klar wurde, dass das wohl zum Nähen von Wunden gedacht war und nicht dafür, einen Knopf an einem Kleid zu befestigen.
„Zeig mir, wo du verletzt worden bist.“ Ich schaute ClanFintan in die Augen und war erschrocken von dem, was ich sah. Er atmete schwer, und wo er nicht mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten bedeckt war, war seine normalerweise bronzefarbene Haut blass und grau. Seine Muskeln zuckten, und aus der Wunde in seinem Gesicht rann immer noch Blut.
„Ich habe dich rufen gehört“, flüsterte er heiser.
„Ich wäre nicht ohne dich gegangen.“ Ich fühlte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. „Wirst … wirst du wieder gesund?“
Er streckte eine Hand nach mir aus. Ich ergriff sie und warf mich in seine Arme.
„Ich habe Angst, dich zu berühren“, sagte ich zittrig.
Er hob meine Handfläche an seine Lippen und schloss die Augen, während er mir einen Kuss darauf gab.
„Hab keine Angst.“
Ich spürte die Bewegung seiner Lippen an meiner Hand.
Salbe seine Wunden , ordnete die Stimme in meinem Kopf an.
Bevor ich mich an den Wunden zu schaffen machte, nahm ich einen Streifen Gaze und bedeutete Dougal, mir den Weinschlauch zu bringen. Dann tränkte ich das Leinen mit Wein, nahm selber einen Schluck aus dem Schlauch und tränkte das Leinen noch einmal.
„Du wirst auch einen guten Schluck brauchen.“ Ich reichte ClanFintan den Weinschlauch, und er trank durstig.
„Beug dich hinunter, damit ich an den Riss an deiner Schläfe komme. Und halt still. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das jetzt sehr wehtun
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