Ausersehen
krank wird, noch an Gewicht zulegt, die Schlange.
Die Musik zog an, und Michelle/Terpsichore wirbelte immer schneller durch den Saal. Die Zentauren schienen das Spektakel zu genießen – sie hatten sogar das Kauen eingestellt, weil sie damit beschäftigt waren, sich die Augen aus dem Kopf zu gucken. Sie war aber auch wirklich eine großartige Tänzerin, anmutig und zugleich sehr sexy. Ihre schmale Hüfte bewegte sich im Rhythmus der Musik, und sie schien den Raum mit erotischer Spannung aufzuladen. Sie sah jedem männlichen Zuschauer tief in die Augen, und dann berührte das schlimme kleine Mädchen sich auch noch selbst!
Was mich zu der dritten ihrer Leidenschaften bringt – Männer. Michelle betet Männer an. Große Männer, kleine Männer, behaart oder unbehaart, muskulös, schlank … Sie mag sie alle, solange ein bestimmter Teil ihrer Anatomie mit einer gewissen Größe ausgestattet ist (nein, ich spreche nicht von ihrer Brieftasche). Ja, sie weiß einen großen, harten Penis mehr zu schätzen als jede andere Frau, die ich kenne. Sie hat diese Liebe zu einer wahrhaften Kunstform erhoben. Sie ist nicht wirklich eine Schlampe – oder sagen wir lieber, Männer sind ihr Hobby, und dem widmet sie sich sehr … ausgiebig.
Ihr Tanz kam zum Höhepunkt, und sie arbeitete sich langsam wieder in die Raummitte zurück. Ohne Zweifel – sie war eine sexy Frau. Ein Blick auf Mr. Ed verriet mir, dass er mir darin zustimmte; seine gesamte Aufmerksamkeit war auf Michelle gerichtet. Sie sah ihm in die Augen, während jeder Trommelschlag ihr Becken (und ihre nur unzureichend bedeckte Leibesmitte) näher an seine Chaiselongue trieb.
Weil ich nicht gefühlsmäßig mit ihm verbunden war, fand ich es interessant zu beobachten, wie sie seine Hormone anstachelte und ihn in ihren Bann zog. Mit beinahe klinischer Distanz dachte ich, dass Salome Herodes auf diese Weise dazu gebracht haben musste, allen Baptisten die Köpfe abzuschlagen. Beim Schlussakkord sank sie in einem eleganten Knicks vor uns zusammen, und im Saal brach stürmischer Beifall los. In einer fließenden Bewegung erhob sie sich, um sich zu verbeugen. Ich lächelte und versuchte, ihren Blick aufzufangen, aber mein „Gut gemacht, Mädchen“-Ausdruck, den ich schon auf meinem Gesicht ausgebreitet hatte, fror sofort ein, als sie mich endlich anschaute. Die Feindseligkeit in ihrem Blick war nicht weniger offensichtlich, nur weil sie schnell kühle Höflichkeit heuchelte.
„Meine Glückwünsche zu Ihrer Handfeste, Auserwählte der Epona.“
Ihre Stimme war ein seltsames Echo von Michelles. Sie klang gleich, aber die Worte waren hart und flach, ihnen fehlte die vertraute Wärme, die wir einander in der anderen Welt entgegenbrachten.
„Ich hoffe, dass diese Verbindung Ihnen all die Freude bringt, die Sie so reichlich verdient haben.“ Mit einem Blick auf meinen Partner bei diesen Worten, der einem Streicheln gleichkam, drehte sie sich um und schwebte elegant aus dem Raum.
Schlagen oder beschimpfen Sie mich meinetwegen, aber ich glaube, ich war gerade beleidigt worden. Ich wunderte mich mehr und mehr, was für ein Mensch diese Rhiannon war. Ein kleiner Vogel zwitscherte mir, dass sie vielleicht kein wirklich nettes Mädchen war. Ich warf ClanFintan einen Blick zu und bemerkte, dass er immer noch Michelles sich entfernenden Formen nachschaute – oder sollte ich sagen, starrte?
„Sie tanzt sehr gut, finden Sie nicht?“ Als er ertappt zusammenzuckte, sah ich ihm lächelnd direkt in die Augen.
„Ja, Mylady, sie ist sehr gut darin, Terpsichores Präsenz heraufzubeschwören.“
Seine Stimme klang ein bisschen heiser, beinahe wie ein Schnurren. Wie wir in Oklahoma sagen würden: Ruhig, Brauner.
Anstatt den Blick von seinen Augen abzuwenden, die immer noch voller Leidenschaft leuchteten, und anstatt von dieser schnurrenden, sanften Stimme genervt zu sein, stellte ich fest, dass er mich faszinierte. Unter dem Vorwand, mich näher zu ihm beugen zu müssen, damit er meine Flüsterstimme hören konnte, kam ich ihm viel zu nahe.
„Ihr Tanz war eine Segnung unserer Verbindung.“ Mann, war er warm. Ich berührte ihn noch nicht einmal und konnte doch die Hitze spüren, die sein Körper ausstrahlte. Warum auch immer, das weckte in mir den Wunsch zu kichern.
Nun lehnte er sich auch ein wenig in meine Richtung, was mir wirklich ein Kichern entlockte. (Kurze Notiz an mich selber: gelbes Licht – Weinalarm!) Na ja, ein gelbes Licht war ja nur eine Warnung.
„Der
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