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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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er einfach zu zäh, um nur auf der Bank zu sitzen. Nach einer erfolgreichen College-Footballkarriere gab er seine Stärken als Trainer an die nachfolgenden Spieler weiter. Er wurde von der größten Highschool in Oklahoma abgeworben und wurde Coach eines Teams, das unter seiner Leitung sieben Jahre hintereinander die Staatsmeisterschaften gewann.
    Ich war schon immer ein Papakind gewesen. Ich wuchs mit dem Vertrauen in seine Kraft auf. Als Kind wusste ich, dass es keinen Drachen gab, den er nicht für mich töten würde, keinen Dämonen, den er nicht verbannen konnte.
    All das sah ich in dem Mann unter mir.
    „Dad!“
    Als er die körperlose Stimme hörte, schoss sein Kopf nach oben, aber seine Augenbrauen waren verwirrt gerunzelt. Wie gut konnte er mich wirklich hören?
    „Rhiannon? Bist du wirklich hier, Tochter?“
    Vielleicht konnte er nur das Echo meiner Seele hören. Ich legte all meine Konzentration in dieses eine Wort, und wie ein Gebet rief ich: „Gefahr!“ Das Wort endete in einem Schluchzer.
    „Ja, Mädchen, ich spüre auch Gefahr in der Nacht liegen.“
    Seine Augenbrauen entspannten sich, und er verließ zielstrebig die Plattform. Er sprang auf die hölzerne Balustrade, die sich an der Wand des Schlosses entlangwand, und fing an zu laufen. Mein schwebender Körper war direkt hinter ihm, während er zum Wachturm eilte. Mit einer Stimme, die bis auf den schweren, schottisch klingenden Akzent genau wie die meines Vaters klang, rief er schon von Weitem: „Bewaffnet euch und weckt die Burg! Epona hat mich vor Gefahr gewarnt! Beeilt euch, Burschen, ich fühle ein Kribbeln auf der Haut, das mir sagt, wir haben nicht viel Zeit.“
    Durch das Fenster konnte ich den Schock auf den Gesichtern der Wachen sehen, als sie dem Mann, der meinem Vater so sehr ähnelte, folgten. Sie bewaffneten sich und stürmten die Treppe des Turms hinunter. Ich konnte hören, wie sie weitere Männer weckten. Die Nacht war nun erfüllt von den Rufen der Männer und dem Klirren der Waffen.
    Und von Schreien, die aus dem Inneren der Burg kamen.
    Angeführt von meinem Dad stolperten Männer, die sich hastig ankleideten, zu ihren Waffen und eilten aus den Schlafräumen in Richtung Schlossplatz, nur um den Feind dort bereits vorzufinden. Hilflos beobachtete ich, wie die grässlichen Kreaturen durch alle Tore in das Schloss quollen, um sich den Wachen entgegenzustellen. Das Blut ihrer Opfer dämpfte das Weiß ihrer Haut. Sie waren keine Geschöpfe aus einem Albtraum – sie waren der Albtraum selbst. Ich konnte keine Waffen in ihren Händen ausmachen, und doch richteten die Schwerter und Schilde der Wachen kaum etwas gegen die gebleckten Zähne und Krallen dieser Kreaturen aus. Allein ihre Anzahl und ihre Grausamkeit überwältigte die Schlosswache. Viele der Kreaturen hatten ausreichend Zeit, innezuhalten und sich über die warmen Innereien der noch lebenden Menschen herzumachen, während andere mit dem Gemetzel fortfuhren. Das Reißen und Zerfetzen von Fleisch ist ein Geräusch wie kein anderes, und ich fühlte, wie meine Seele zu zittern begann.
    Ich hatte meinen Dad aus den Augen verloren, und so versuchte ich, meinen Körper näher ans Schlachtfeld zu bringen. Er wollte mir nicht gehorchen, dann sah ich ihn. Die Kreaturen hatten ihn eingekreist. Blut strömte aus offenen Wunden, die ihm in Brust und Arme geschlagen worden waren, doch er schwang noch immer sein großes Schwert in weitem Bogen. Zu seinen Füßen lagen zwei kopflose Monster, Opfer seiner Stärke. Die Kreaturen kreisten ihn immer enger ein, wobei sie sorgfältig außerhalb der Reichweite der Schwertklinge blieben.
    „Kommt schon, ihr verdammten Feiglinge.“
    Seine Stimme erreichte mich, und ich hörte die darin enthaltene Herausforderung. So hatte ich ihn erst ein Mal zuvor gehört, bei einem Footballtraining. Dad hatte den Top-Linebacker auf die Bank gesetzt, weil der dabei erwischt worden war, wie er in einem örtlichen Laden etwas geklaut hatte. Der Klugscheißer hatte versucht, Dad zu erklären, dass sein Verhalten außerhalb des Platzes nicht zählte und dass er weiterhin spielen müsse, weil er der Beste sei, den sie hatten. Dad hatte ihn (und sein Ego) mit zur Mitte des Spielfelds genommen und ihm vor den Augen seiner Teamkollegen Folgendes gesagt: „Wenn du es schaffst, mich umzuwerfen, kannst du morgen Abend spielen.“ Der Junge war beinahe zehn Zentimeter größer als Dad und mehr als dreißig Jahre jünger, außerdem mindestens zwanzig Kilo schwerer, aber

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