Ausersehen
er schaffte es nicht, meinen Vater umzuwerfen, und er hat in der Saison an keinem Spiel mehr aktiv teilgenommen.
Ein Echo dieser Herausforderung hörte ich nun in der Stimme des Mannes unter mir. Seine Haltung war die gleiche, ebenso seine Stärke. Wieder war er im Recht, aber dieses Mal wusste ich, dass das nicht zählte. Er hatte die Aufmerksamkeit von weiteren Kreaturen geweckt. Der Ring schloss sich von Sekunde zu Sekunde enger um ihn, bis schlussendlich beinahe zwanzig der Gestalten ihn umkreisten, die Flügel gestrafft, die blutigen Münder erwartungsvoll verzogen.
Ich werde nie vergessen, wie er da gestanden hat. Er wirkte ruhig und sicher. Sie begannen, sich wie ein einziges Wesen auf ihn zuzubewegen. Ich sah sein Schwert blitzen und hörte, wie es durch die erste Kreatur glitt und durch eine zweite und dritte, bis er es nicht länger oben halten konnte. Dann erreichten ihn ihre Klauen und Zähne. Er kämpfte mit den Fäusten, die glitschig von seinem eigenen Blut waren. Sogar als er auf die Knie sank, gab er keinen Ton von sich.
Und er hörte nicht auf zu kämpfen.
Ich ertrug den Anblick nicht länger. Meine Seele fühlte sich an, als würde sie mit seinem Körper zerspringen, und ich schrie meine Qual hinaus in die Nacht …
Abrupt wachte ich auf.
„Nein! Dad, nein!“ Ich zitterte, und meine Wangen waren tränennass.
Alanna und ClanFintan stürzten beinahe gleichzeitig durch verschiedene Türen in mein Zimmer.
„Mylady! Oh, Mylady, was ist passiert?“
Alanna eilte an meine Seite. Es war mir egal, dass sie nicht wirklich Suzanna war; ich schlang meine Arme um sie und weinte in ihrer Umarmung.
„Es war schrecklich.“ Schluchzend stieß ich die Worte aus. „Sie haben meinen Vater getötet. Ich konnte nichts tun, außer zuzusehen.“
Alanna gab leise, beruhigende Worte von sich, während sie meinen Rücken streichelte.
„Besteht Gefahr? Sollen wir die Wachen alarmieren?“
ClanFintan klang ganz wie ein Krieger, und ich hatte mit einem Mal das Gefühl, dass er ein gefährlicher Gegner in einer Schlacht wäre, und wie bei meiner Vorahnung des Bösen in meinem Traum wusste ich, dass es stimmte.
„Nein.“ Meine Schluchzer waren zu einem leisen Wimmern geworden, aber die Tränen liefen mir immer noch über das Gesicht. „Es ist in meinem Traum passiert, nicht hier.“
Alanna erstarrte plötzlich. Vorsichtig löste sie sich aus meiner Umarmung, sodass sie mir in die Augen schauen konnte.
„Sie müssen uns sagen, was Sie gesehen haben, Mylady.“
Ihre Stimme war ruhig, aber ich konnte die Furcht darin hören.
„Es war ein Traum.“
Über ihre Schulter konnte ich ClanFintan sehen, der unruhig auf und ab ging. In seinem Gesicht spiegelten sich Gefühle, die ich nicht deuten konnte.
„Was hat Epona Ihnen enthüllt, Rhiannon?“
Seine Stimme lockte mich, und verwirrt schloss ich meine Augen.
„Es war kein Traum.“
Alannas Flüstern galt nur mir allein, und bei ihren Worten schossen Wellen des Schocks durch meinen geschundenen Körper.
Oh mein Gott, was war passiert?
Ich zwang mich, meine Schultern zu straffen und das Zittern meines Körpers zu unterdrücken. Dann öffnete ich die Augen und traf ClanFintans ruhigen Blick.
„Ich brauche einen Moment, um mich zu sammeln, bitte. Dann erzähle ich Ihnen alles, was ich in meinem Traum gesehen habe.“
Das Mitgefühl, das ich in seinen Augen aufblitzen sah, erlaubte mir einen kurzen Blick auf seine gütige Seele. Kein Wunder, dass er der spirituelle Führer seines Volkes war.
„Natürlich, Mylady. Lassen Sie Ihre Dienerin nach mir schicken, wenn Sie so weit sind.“
Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, sagte ich: „Sie ist nicht meine Dienerin, sie ist meine beste Freundin.“ Ich spürte, wie Alanna schockiert die Luft einsog.
„Mein Fehler, Lady Rhiannon. Dann lassen Sie bitte Ihre Freundin nach mir schicken.“
Sein Lächeln wirkte ehrlich, und unerwartet tröstete es mich. Als die Tür sanft hinter ihm ins Schloss fiel, fing ich wieder an zu zittern.
„Mylady, ich bin nicht Ihre Freundin. Ich kann nicht Ihre Freundin sein.“ Alanna klang verängstigt.
„Nein, Alanna. Du bist nicht Rhiannons Freundin. Du warst ihre Sklavin, ihre Dienerin. Ich bin aber nicht sie.“ Ich wischte mir über die Augen und lächelte sie dankbar an, als sie mir ein Tuch reichte, damit ich mir die Nase putzen konnte. „Ich weiß, dass du nicht Suzanna bist, aber ich kann mir nicht helfen; ich sehe sie in dir – und sie ist meine beste
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