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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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drüben in seinem Blut, in ihrem Blut. Er hat viele der Widerlinge mit sich genommen. Sie müssen ihre Toten weggebracht haben.“
    „Kann ich Sie jetzt von hier fortbringen?“
    „Ja.“ Mit einem Mal wusste ich, was getan werden musste. „Verbrennt sie.“ ClanFintan schaute mich über seine Schulter an. „Baut eine große Pyramide im Hof und verbrennt sie alle. Reinigt diesen Ort mit Feuer.“ Traurig lächelte ich die Überreste des Mannes an, der ein Spiegelbild meines Vaters gewesen war, und flüsterte: „Befreit ihre Seelen.“
    „Es sei, wie Sie wünschen, Lady Rhiannon.“
    ClanFintan verbeugte sich vor dem ruhenden Körper meines Vaters, dann dreht er sich um und eilte zum Vordereingang der Burg. Ich schaute die Gestalt meines Vaters so lange an, wie es mir möglich war. Ich hörte kaum die Kommandos, die ClanFintan den Zentauren gab, damit sie meinen Wunsch erfüllten. Ein letztes Mal schaute ich auf die verstreut liegenden Männer – erkannte in Gedanken jeden einzelnen Tod an, wollte mich für immer an jeden mutigen Akt der Verteidigung erinnern.
    Plötzlich schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, und aller Atem entwich meiner Lunge. ClanFintan drehte sich um, dachte, ich würde erneut zusammenbrechen. Ich umklammerte seinen Arm und schaute ihm in die Augen.
    „Die Frauen! Wo sind die Leichen der Frauen?“ Ich hatte das Gefühl, zu schreien, aber meine Stimme war nicht mehr als ein ersticktes Flüstern.
    Er erstarrte.
    „Dougal!“
    Der Palomino-Zentaur kam angetrabt, sein Blick war überschattet vom Leid, das er gesehen hatte.
    „Hast du irgendwelche Frauenleichen gefunden?“
    Dougal blinzelte verwirrt, dann weiteten sich seine Augen.
    „Nein, ich habe weder Frauen noch Mädchen gesehen. Nur Männer und männliche Kinder.“
    „Ruf die anderen. Sucht nach ihnen. Ich werde Lady Rhiannon fortbringen. Wir treffen uns an der Stelle, wo wir das erste Mal den Schutz der Pinien verlassen haben.“
    Dougal stob davon und rief nach den anderen Zentauren.
    „Halten Sie sich fest.“
    Ich beugte mich vor und schlang meine Arme um seinen Körper, barg meinen Kopf an seiner Schulter und atmete tief ein. Sein warmer, schwerer Duft überlagerte den widerlich süßen Geruch des Todes. Ich schloss die Augen und fühlte, wie sich seine Muskeln an- und entspannten. Der Wind pfiff uns um die Ohren, und ich wusste, dass wir uns mit jedem Schritt weiter vom Tod entfernten. Als wir den Waldrand erreichten, wurde er langsamer und hielt dann sanft an. Er legte seine Arme über meine, die immer noch um seine Brust geschlungen waren. Keiner von uns sprach.
    Endlich war ich in der Lage, meinen Griff zu lösen, und auch er ließ meine Arme los. Er drehte sich um und hob mich vorsichtig hinunter. Dieses Mal ließ er mich nicht los, sobald meine Füße die Erde berührten, das war mir nur recht, denn ich wollte die warme Sicherheit seiner Umarmung noch nicht aufgeben. Ich reichte gerade mal bis an seine Brust und lehnte meine Wange daran, nahm seine Wärme auf. Mir fiel auf, dass ich zitterte und meine Zähne klapperten, und ich fragte mich, ob mir jemals wieder warm werden würde.
    „Sie waren sehr mutig. MacCallan wäre stolz auf Sie.“ Seine Stimme brummte tief in seiner Brust.
    „Ich habe mir vor Angst beinahe in die Hose gemacht und war einer Ohnmacht nahe.“
    „Aber nur beinahe.“
    „Ja, aber dafür bin ich inmitten dieses Chaos fast von Ihnen heruntergefallen.“ Bei dem Gedanken überlief mich ein Schauer.
    „Ich hätte Sie aufgefangen.“
    „Danke.“ Ich drückte mich noch etwas fester an ihn und fühlte, wie er sich langsam vorbeugte, bis seine Lippen meinen Scheitel berührten.
    Ich legte meinen Kopf in den Nacken und schaute in seine dunklen Augen. Ich wusste nicht, was ich von diesem Mann-Pferd halten sollte, dem ich für ein Jahr in Ehe versprochen war. Dass er mich interessierte, war offensichtlich. Immerhin war er wie niemand sonst, den ich je getroffen hatte. Ich meine, mal ganz ehrlich, es laufen nicht sonderlich viele Zentauren in Oklahoma herum – zumindest nicht in Tulsa (man kann nie sicher sein, was ganz im Westen des Staates vor sich geht). Eine Sache musste ich in diesem Augenblick vor mir selber zugeben: Ich fühlte mich einfach besser, wann immer ich ihn berührte. Und das war mir noch nie zuvor bei jemandem passiert.
    Ohne über die Konsequenzen oder meine Motive nachzudenken, streckte ich eine Hand aus, bis sie seine weiche Weste berührte. Dann hakte ich meine Finger in den

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