Ausersehen
leid.“
Er hob meine Hand an, wie er es an unserem Hochzeitstag getan hatte, drehte sie um und nahm den Ballen sanft zwischen seine Zähne.
Ich schwöre, dass ein elektrischer Blitz direkt von seinen Zähnen in meinen Unterleib fuhr.
„Sei vorsichtig“, gurrte ich. „Ich könnte zurückbeißen.“
„Darauf zähle ich.“
Aus seinem Geknabber wurde ein Kuss. Ich liebte es, wie sein warmer Atem über meine Handfläche strich.
Hand in Hand gingen wir zurück zum Camp. Ich war zwar sauberer, aber mir war auch eindeutig kälter – zumindest an einigen Körperteilen. Ich schaute ihn an, genoss den Anblick seines starken Profils und die Tatsache, dass er seinen Schritt meinem anpasste.
Die Jungs waren während unserer Abwesenheit fleißig gewesen. Zwei große Feuer brannten ein paar Meter vom Scheunentor entfernt, und über beiden drehten sich Spieße, von denen das Fett spritzend in die Flammen tropfte. Es gab auch Brot und Käse. Mir wurde der Mund wässrig, und ich dankte Dougal mit einem breiten Grinsen, als er mir einen Weinschlauch und ein Stück Brot reichte. Die süßen Pferde hatten einen Baumstamm nah an eines der Feuer gezogen, sodass ich mich bequem hinsetzen konnte. Ich kämmte mein Haar mit den Fingern, um es ein bisschen zur Ordnung zu rufen, während es im warmen Feuerschein trocknete (natürlich vergaß ich dabei nicht, zu essen und zu trinken).
„Probier das mal.“
ClanFintan reichte mir den Kamm, den er schon bei mir benutzt hatte.
„Danke schön.“ Ich ließ meine Finger absichtlich etwas länger auf seinen ruhen. Ich konnte einfach nicht anders – es fühlte sich so gut an, ihn zu berühren. Vielleicht lag es an der Mann-Pferd-Mischung, dass ich ihn alle naselang streicheln wollte.
Während die Jungs kochten und sich unterhielten, versuchte ich, meine Haare mit dem Kamm zu entwirren. ClanFintan bewegte sich zwischen den beiden Lagerfeuern hin und her, sprach mit seinen Männern und machte Jungssachen (wie die bereits keimfrei saubere Schneide seines Schwertes zu putzen und sich zwischen den Beinen zu kratzen – nein, ich mach nur Witze, Letzteres hat er nicht gemacht). Immer wieder spürte ich aber auch, wie sein Blick mich suchte und fand. Ab und zu erwiderte ich ihn … es war, wie wenn man das erste Mal verliebt ist und die Liebkosung im Blick des anderen spürt. Das war nett, aber auch ein bisschen beunruhigend. Meine Konzentrationsfähigkeit wurde beeinträchtigt, und ich war froh, dass ich keine Matheaufgaben lösen musste. Ich meine, noch froher, als ich es sonst schon bin.
Es dauerte nicht sehr lange, bis die Zentauren anfingen, die gebratenen Vögel zu verteilen. Das Fleisch war so heiß, dass die Haut zischend aufplatzte und ich heftig auf den Schenkel pustete, den ich essen wollte (und auf meine Finger). Es schmeckte köstlich – und ich zögerte nicht, eine zweite Portion zu akzeptieren, als sie mir angeboten wurde.
Nach dem Essen saßen wir um die Feuer und unterhielten uns. ClanFintan blieb an meiner Seite. Dougal und Connor leisteten uns Gesellschaft. Drei andere Zentauren hatten sich um das andere Feuer versammelt. Bevor ich mir Sorgen machten konnte, erklärte Dougal mir, dass die beiden fehlenden Zentauren die erste Wache übernommen hatten.
Wenn ich mir vor dem heutigen Abend darüber Gedanken gemacht hätte, hätte ich es sehr wahrscheinlich bizarr gefunden, dass ein Wesen, das halb Mensch, halb Pferd war, nach dem Essen gemütlich am Feuer sitzen und Konversation betreiben könnte. Ich nehme allerdings an, man würde es nicht „sitzen“ nennen. Sie hatten vielmehr ihre Beine unter ihren Pferdekörper gezogen, was ihrem menschlichen Teil den Anschein verlieh, zu sitzen. Es klingt seltsam, aber ich verstand langsam, dass Zentauren alles mit einer gewissen Grazie taten, die nicht von dieser Welt zu sein schien. Also, von dieser Welt vielleicht, aber nicht von meiner Welt.
Wie auch immer, wir entspannten uns, und uns wurde langsam warm. Meine Haare trockneten, und ich wurde ein bisschen müde. Dougal fing an, ein Lied zu summen, das sehr nach einer meiner Lieblingsmelodien von Enya klang, aber ich konnte es nicht mit Gewissheit sagen. Es wirkte ein bisschen keltisch. Plötzlich hörte er auf und lächelte mich erwartungsvoll an.
„Ich habe mir gerade gewünscht, dass unser Barde bei uns wäre – dann fiel mir ein, dass wir ja noch etwas viel Besseres haben.“
Er hatte seine Stimme erhoben, und alle Zentauren schauten zu uns herüber.
„Wir sind
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