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Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)

Titel: Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Byron
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auf, ich würde das alles nicht durchstehen.
    Wieso nur hatte ich mir dieses Schicksal ausgesucht?
    Was hatte ich mir bloß dabei gedacht?
    Ich rieb mir kurz mit der freien Hand über die Augen und ermahnte mich selbst, jetzt nicht durchzudrehen. Würde es etwas an der Situation ändern?
    Nein.
    Na, also.
    „So eine Scheiße“, fluchte ich leise vor mich hin und machte mich auf den Weg nach oben in mein Zimmer. Gerade als ich die Treppe hinaufsteigen wollte, entdeckte ich etwas, das mir einen eiskalten Schlag in die Magengrube verpasste.
    Auf der ersten Stufe war der Abdruck einer blutigen Katzenpfote.
    Mein Puls beschleunigte sich auf gefühlte zweitausend Schläge in der Minute, und nackte Angst rann mir wie in kleinen Rinnsalen die Arme herab. Für einen Moment konnte ich weder klar denken, geschweige denn mich rühren. Eine Horrorvision nach der anderen schoss in Sekundenschnelle durch mein Gehirn und sorgte dafür, dass ich vor Panik beinahe hyperventilierte. Langsam setzte ich mein Glas am Boden ab und betastete vorsichtig den filigranen Abdruck. Er war noch feucht.
    Ich fing unweigerlich an zu würgen, als ich die Nässe der roten Flüssigkeit auf meinen Fingern spürte.
    O Gott, Victor.
    O Gott, Aline.
    O Gott, Mael.
    Das waren die einzigen Sätze, die ich gedanklich in diesem Moment zu fassen fähig war. Verdammt, Aline, beruhige dich, schimpfte ich mit mir selber. Panik war jetzt die schlechteste aller Lösungen. Ich schloss die Augen, atmete zweimal tief durch und versuchte trotz der plötzlichen Trockenheit in meinem Mund zu schlucken. Nein, es musste nichts passiert sein, versuchte ich mich zu beruhigen. Vielleicht hatte sich Victor ja draußen beim Spielen den Ballen aufgerissen oder war irgendwo hängen geblieben. Ich erinnerte mich, dass Jenny mir so etwas mal von ihrer Katze berichtet hatte. Diese war beim täglichen Stromern im Garten in eine zerbrochene Flasche getreten, die jemand rücksichtslos über den Zaun gepfeffert hatte, und hatte sich ihren rechten Hinterlauf aufgeschnitten. Gott sei Dank nicht allzu tief, sodass nichts genäht werden musste, doch der Anblick muss furchtbar gewesen sein, als die weiße Katze mit ihrer blutverschmierten Pfote ins Haus gehuscht war. Also ruhig bleiben, Aline, vielleicht ist ja alles ganz harmlos.
    Mit klopfendem Herzen begann ich, die restlichen Treppenstufen hinauf zu steigen. Auf jeder zweiten Stufe fand ich einen weiteren Abdruck.
    „Victor?“, krächzte ich zitternd und hoffte inständig, dass es meinem kleinen Freund gut gehen möge.
    Im ersten Stock angekommen, erfasste mich allerdings ein neuer Angstschub. Die blutige Spur führte von der Treppe direkt in mein Schlafzimmer.
    Ruhig bleiben, Aline, wiederholte ich geistig mittlerweile wie ein Mantra und verspürte eine Gänsehaut nach der anderen, die sich wie eine nie endende La-Ola-Welle über meine Haut rollte. Mein Hals war inzwischen völlig ausgetrocknet, dafür hatten sich unter meinen Achseln umso größere Angstschweißkreise gebildet. Egal was manche Werbung versprach, gegen echte Paniktranspiration war definitiv kein Kraut gewachsen.
    Vorsichtig ging ich den kurzen Gang entlang zu meinem Zimmer, der grausamen Spur folgend und stets darauf bedacht, nicht hinein zu treten. Meine Schlafzimmertür war nur einen Spalt weit geöffnet. Unten am Türstock entdeckte ich neben einem Tatzenabdruck eine größere Menge verwischtes Blut.
    Scheiße!
    So viel zu meiner Theorie, Victor habe sich lediglich irgendwo die Pfote verletzt.
    Das sah verdammt noch mal nach mehr aus.
    Mühsam nahm ich all meinen Mut zusammen und schob wie in Zeitlupe die Tür auf. Mein Atem ließ sich mittlerweile nicht mehr kontrollieren, und so schnaufte ich wie eine alte Dampflok aus Angst vor dem, was sich hinter der Tür verbarg.
    Drinnen sah alles so aus, wie ich es vor wenigen Minuten verlassen hatte. Bis auf die roten Katzentapser, die sich über das Parkett und den Teppich in Richtung Badezimmertür zogen. Offenbar hatte sich Victor auf sein stilles Örtchen verkrümelt, um sich zu verarzten. Ich hoffte, der Knirps hatte nicht allzu schlimme Schmerzen. Gedanklich sah ich mich schon zum Tierarzt rennen.
    Langsam schlich ich an der Spur entlang. Die Badezimmertür stand weit geöffnet. War sie nicht geschlossen gewesen?
    „Victor?“, fragte ich noch mal, doch kein Maunzen drang an mein Ohr. Dabei war mein kleiner Bodyguard sonst so redselig. Eindeutig kein gutes Zeichen.
    Ich atmete noch einmal tief durch, dann stellte

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