Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
Fälle mit dem geringsten Aufwand würde beseitigen können. Ich blöde Kuh! Doch statt über mich herzufallen und mein Schicksal zu besiegeln, stieß Daron sein wunderbar maskulines Lachen aus, so tief und ehrlich, dass ich wusste: Egal, was er antworten würde, es würde der Wahrheit entsprechen. Nennen Sie es ruhig leichtgläubig, ich nenne es Intuition oder Bauchgefühl. Das hatte mich noch nie betrogen, warum sollte es dieses Mal?
„Nein, Aline, ich mache ganz bestimmt nichts Illegales, darauf schwöre ich dir jeden Eid“, versuchte er mühevoll neben seinem Lachen hervorzubringen. „Du bist herrlich. Wirklich. Ich habe selten so viel gelacht wie in den letzten vierundzwanzig Stunden. Weißt du, mein Job ist nicht gerade einfach und stellenweise sehr belastend. Es tut einfach mal gut, aus all dem aufzutauchen und ein ganz normales Gespräch zu führen.“
Er wischte sich bei diesen Worten doch tatsächlich eine kleine Träne aus seinem linken Auge, so sehr hatte ich ihn amüsiert. Wäre ich nicht so verwirrt gewesen – ich hätte gerne mitgelacht.
„Okay“, sagte ich, „ein anstrengender Job im Familienkreis, nichts Illegales, und zufälligerweise ist dein Time-Out-Place gleich mein Time-Out-Place, so etwas soll es ja geben. Mir war, als hätte ich dich an dem Tag lachen gehört. Als ich das hörte, ganz ehrlich ,Daron, da lief mir eine Gänsehaut nach der anderen den Rücken runter. Oder bin ich mittlerweile paranoid und habe mir das nur eingebildet?“
Ups. Damit hatte ich ein klein wenig mehr preisgegeben, als mir lieb war. Doch es war schon zu spät, den Fehler zu korrigieren. Verdammt, ich musste mehr auf meine Worte achten. „Nein, hast du nicht“, antwortete er und nahm einen weiteren kleinen Schluck aus seinem Glas.
„Ich sah dich und dachte mir: Was für eine interessante junge Dame, die so ohne Scheu und voller Neugier einen Fremden anstarrt und nicht mal zurückzuckt, wenn man sie dabei erwischt.“ Ein Grinsen umspielte bei diesen Worten erneut seine Lippen, und in seinen Augen tanzte ein Glitzern, als bereitete es ihm riesigen Spaß, mich mit dieser Beobachtung zu konfrontieren. Wahrscheinlich tat es das auch. Was sollte ich da schwindeln? Er hatte ja recht, und so, wie ich die Situation einschätzte, wusste er das auch. Leugnen zwecklos. Jetzt hieß es für mich Farbe bekennen.
„Stimmt, ich bin von Natur aus sehr neugierig, und wenn ich etwas oder jemanden Interessantes sehe, dann schaue ich mir es, ihn oder sie einfach gern genauer an. Werde ich dabei erwischt, dann ist das zwar leicht peinlich, aber ich stehe zu meiner Neugier. Peinlicher fände ich es, einfach schnell wegzuschauen. Das ist so verlogen und hat meiner Meinung nach überhaupt keinen Stil.“
„Ein starker Charakter äußert sich durch starke Verhaltensweisen“, sinnierte Daron vor sich hin. „So etwas ist in dieser Zeit nicht oft zu finden. Ich fand das beeindruckend. So beeindruckend, dass ich dir gefolgt bin. Ich weiß, das war nicht die feine englische Art, wirklich nicht. Aber ich konnte es nicht riskieren, dich aus den Augen zu verlieren. Ich sah, wo du ausgestiegen bist, das Haus, in das du gingst und das Licht, das du beim Betreten der Wohnung angeschaltet hast. Deinen Namen herauszufinden, war somit ein Kinderspiel.“
Ich kombinierte in Gedanken schnell das Gesagte, und es stimmte: Anhand der Klingelanordnung neben der Haustür und seiner Beobachtung war tatsächlich leicht auszumachen, wer in welchem Apartment wohnte. Ich würde bei der Hausverwaltung demnächst einen Antrag wegen einer neuen Beschilderung einreichen müssen. Sicher ist sicher.
„Das erklärt aber nicht, warum du nachts auf meinem Balkon herumturnst, um mir den Zweig zu hinterlassen, dann aber verschwindest und lieber mit kleinen Steinchen schmeißt. Und überhaupt – wie bist du nur in den vierten Stock gelangt? Bist du etwa Spiderman? Ich habe Todesängste ausgestanden, weil ich dachte, da steht ein irrer Psychopath auf meinem Balkon, der bereits das Messer wetzt. Echt, Daron, so etwas macht man einfach nicht mit alleinstehenden Frauen, besonders nicht, wenn sie, wie du sagtest, einem etwas bedeuten. Dieser Vorfall hat mich locker zwei Jahre meines Lebens gekostet!“
Gott sei Dank war noch rechtzeitig ein wenig Wut von der Erinnerung in meinen Bauch zurückgekehrt und veranlasste mich, die richtigen Fragen zu stellen.
Sein Lächeln erstarb so schnell, wie es gekommen war, und machte einer zutiefst bedrückten und
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