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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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wovon ich spreche.« Dann nahm er mir den Wohnungsschlüssel aus der Hand und verschwand. Eine Minute später stand er vor mir und reichte mir ein Glas Wasser. Ich trank es dankbar aus.
    »Ich fahr dich jetzt aufs Revier.«
    Im Auto knisterte Max’ Funkgerät ständig vor sich hin und spuckte Fetzen einer unverständlichen Stimme aus. »Taxifahren ist ein toller Beruf!« sagte ich plötzlich, »man hat das Gefühl, man ist nie alleine.«
    »Taxifahren ist ein beschissener Beruf«, murmelte Max, »man hat das Gefühl, man ist immer alleine.«
    »Willst du mir mal was erzählen?« fragte ich vorsichtig.
    »Nicht heute«, meinte Max nach kurzem Zögern, »vielleicht, wenn wir die berühmte Packung Jodsalz zusammen gegessen haben. So lange mußt du schon bleiben!«
    Dann schwiegen wir und lauschten dem Geknister des Funkgeräts. Kurz bevor wir die Polizeidienststelle erreichten, brach Max das Schweigen.
    »Alexa war heute da.« Trotz allem freute es mich, Alexas Namen zu hören. »Ich war gerade mit dem Taxi angekommen, als sie auf die Straße trat. Sie hatte bei dir geschellt, aber du warst nicht da. Ich soll dir etwas ausrichten.« Max hielt an. Wir standen vor dem Polizeigebäude neben einer Pommesbude. »Sie fragte, was dein Freund Robert mit diesem Feldhausen zu tun habe. Sie hat ihn wohl von Feldhausens Grundstück wegfahren sehen und Feldhausen danach gefragt.« Ich fuhr herum.
    »Alexa meinte, als Feldhausen gehört habe, daß Robert ein Bekannter aus Köln sei, habe er reagiert, als sei er dem Teufel leibhaftig begegnet.« Ich starrte Max an. Meine Hände zitterten wie Espenlaub.
    »Wann, wann war das?« Ich konnte vor Aufregung kaum sprechen. Max blickte auf die Uhr.
    »Vor einer Stunde ungefähr.«
    »Und wo ist Alexa jetzt?«
    »Sie wollte noch kurz in der Praxis vorbei und dann nach Hause. Das hat sie jedenfalls gesagt. Vincent, was ist denn los mit dir?«
    »Wir müssen dahin!« Ich drehte fast durch vor Aufregung. »Wir müssen zu Alexa! Sie ist in Gefahr! Feldhausen wird sie bedrohen.« Ich schüttelte panisch Max’ Arm. »Los, fahr schon!«
    Max überlegte kurz. Dann beugte er sich über mich und öffnete die Beifahrertür. »Ich fahre erst, wenn du ausgestiegen bist. Geh jetzt zur Polizei! Du kippst sowieso eher um, als nützlich zu sein.« Er schob mich aus dem Auto. »Mach dir keine Sorgen!« rief Max mir durch das Autofenster zu. »Ich schaffe das schon alleine!«
    Da stand ich wie ein begossener Pudel, während noch Max’ quietschende Reifen zu hören waren, als er längst um die Kurve gefahren war.

33
    Alexa war schlecht gelaunt, als sie auf dem Seitenstreifen der kleinen Anliegerstraße einparkte. Erst war das ganze Wochenende anders gelaufen, als sie gehofft hatte, dann hatte sie Vincent nicht erreicht und dann war ihr auch noch Hasenkötter über den Weg gelaufen, als sie nur kurz etwas aus der Praxis hatte holen wollen. Das war für einen ungemütlichen Sonntagabend, an dem man eigentlichzu zweit vor einem muckeligen Kamin sitzen sollte, einfach zuviel. Alexa warf einen Blick in den Autospiegel und stöhnte. Der Anblick gab ihr den Rest.
    In diesem Zustand würde sie nicht einmal in einer Agentur für Langzeit-Partnersuchende als Mitglied aufgenommen werden, geschweige denn jemals den richtigen Mann zum Kaminanmachen betören. Sie nahm ihre Reisetasche und überquerte seufzend die Straße. Die letzten Stunden vor Beginn der neuen Woche würden sich wohl wieder einmal nicht wie in einem Julia Roberts-Film gestalten. Statt dessen würde sie mit Gordons Gesellschaft vorliebnehmen. Der schwarze, zottelige Mischlingshund, der Alexa bis an den Oberschenkel reichte, trottete brav neben ihr her. Sie hatte ihn mitnehmen müssen, da bei ihren Eltern sowieso schon alles drunter und drüber ging. Der arme Hund! Die Woche würde nicht allzu unterhaltsam für ihn werden. Als Alexa die Tasche an der Haustür abstellte, um nach dem Schlüssel zu kramen, streichelte sie Gordon flüchtig am Hals. Er schmiegte sich genüßlich an ihr Hosenbein. Als die Haustür aufsprang, sah Alexa sofort die Veränderung im Treppenhaus. Die Fenster waren verrammelt und verriegelt, und das Damenfahrrad, das sonst an der Wand stand, war weggeräumt worden. Jetzt fiel es Alexa wieder ein. Die Essers wollten eine Woche bei ihrem Sohn in München verbringen. Zu diesem Zweck war das Haus wohl niet- und nagelfest gemacht worden. Alexa war ganz froh. Dann mußte sie sich wenigstens nicht jeden Tag dreimal für Gordons Anwesenheit

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