Ausflug ins Gruene
was den Arm angeht.« Feldhausen hatte den Kopf weit in den Nacken gelegt. Alexa setzte sich vor ihn hin auf den Boden. Keiner sagte etwas. »Sie brauchen Hilfe«, flüsterte Alexa dann, »Sie brauchen unbedingt Hilfe.«
Als es zum zweiten Mal schellte, konnte sich Alexa darüber kaum mehr wundern. Während sie die Tür öffnete, nahm Gordon wieder seine Bewacherposition vor Feldhausen ein. »Gordon, es ist jetzt gut.« Der Hund kam zu ihr gelaufen, während sie im Treppenhaus auf den zweiten Überraschungsgast des Abends wartete. Dieser kam aufgeregt die Treppe heraufgestürmt.
»Ist alles klar?«
»Max, du bist es!« Als Max Alexas Stimme hörte, beruhigte er sich.
»Ich dachte schon, du hättest ungebetenen Besuch empfangen. Vincent glaubte, du könntest in Gefahr geraten, wenn dieser -«
Alexa unterbrach ihn. »Wenn Herr Dr. von Feldhausen mich mit seiner Anwesenheit beehrt?« Sie drehte sich um, um sich zu vergewissern, daß ihr Gast weit genug entfernt war. »Nun, selbiger flegelt sich gerade in meinem Sessel herum, nachdem er mir in einem Anfall neuerlicher Melancholie sein Herz ausgeschüttet hat.«
»Mein Gott«, Max erbleichte, »und dir ist nichts passiert?«
»Am Anfang war er etwas ungehalten, aber Gordon hat ihn zur Vernunft gebracht.« Sie klopfte ihrem Liebling die Seite. Alexa deutete nach hinten. »Inzwischen ist er so anhänglich, daß ich nicht weiß, wie ich ihn wieder loswerden soll.«
»Puh!« Max blies drei Liter Luft aus und lehnte sich an das Treppengeländer.
»Du kannst dir ja nicht vorstellen, was heute schon alles los war! Regine Langensiep, die Frau eines verstorbenen Elli-Lehrers, ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, von dem man noch nicht so genau weiß, ob es ein Unfall war. Und da Vincent kurz vorher bei der Dame zu Gast war, wollte sich die Polizei mal mit ihm unterhalten.«
Alexa starrte Max entsetzt an. »Verstehe ich dich richtig? Steht Vincent unter Verdacht, damit irgendetwas zu tun zu haben?«
»Das kann man so nicht sagen.« Max druckste herum. Er kam nicht dazu, das weiter auszuführen. Alexa rannte in die Wohnung und kam mit ihrer Jacke zurück.
»Ich muß weg!«, keuchte sie. »Max, wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann bugsiere unseren Gentleman aus meiner Wohnung. Aber vorsichtig, er ist noch ziemlich verstört. Und du kommst mit, Gordon! Hopp!«
Max blieb keine Zeit für eine Antwort. Die Haustür schnappte bereits ins Schloß. »Also, irgendwas läuft hier falsch,« dachte Max stirnrunzelnd, »wer hat mir eigentlich in dieser Komödie die Rolle des Butlers zugeteilt?«
34
Alexa sah die Gestalt, die kauernd auf der Leitplanke saß, sofort. Sie parkte den Wagen am Straßenrand und ging langsam darauf zu. Es hatte einiger Überredungskünste bedurft, bis dieser Inspektor Bockmann ihr den Unfallort genannt hatte. Zuerst war er mißtrauisch gewesen und hatte gefragt, ob sie mit der Toten bekannt gewesen sei. Erst als sie behauptet hatte, Vincent Jakobs Schwester zu sein, hatte er nachgegeben. Alexa hatte geahnt, daß er hier war. Wenn er von der Polizei aus nicht nach Hause gegangen war- und dort hatte sie schließlich nachgesehen- dann mußte er hier sein. Er hatte sie immer noch nicht erkannt. Selbst, als sie fast unmittelbar vor ihm stand, reagierte er nicht.
»Vincent! Ist alles in Ordnung?«
»Alexa!« Seine Stimme klang heiser, aber erfreut.
»Ich habe dich schon gesucht.«
»Daß du gekommen bist. Ich, ich-«
»Ist ja gut!« Er lehnte seinen Kopf an ihre Schulter und sie streichelte ihm übers Haar.
Alexa wußte nicht, wie lange sie so gestanden hatten. Sie merkte nur, daß sie steifgefroren war.
»Komm, laß uns zum Auto gehen!« sagte sie. Schlotternd liefen sie das Stück und kletterten in ihren alten Fiat. Vincent ließ sich seufzend in den Beifahrersitz fallen.
Der Überfall kam plötzlich und unerwartet. Vincent glaubte, ihm würde die Luft wegbleiben.
»Gordon, verschwinde!« Durch einen Wust von Fell hörte er Alexas Stimme.
»Was ist das für ein Monster?« Immer noch hatte Vincent das unförmige Knäuel auf seinem Schoß, so daß er zu ersticken glaubte.
»Das ist kein Monster, sondern mein Hund Gordon, der dich begrüßen will. Beschimpf ihn nicht! Er hat mich eben vor dem übereifrigen Ignaz von Feldhausen be schützt.«
»Na gut, Krümelmonster, bleib sitzen! Auch wenn die Schäden, die du an mir anrichtest, von Dauer sein werden.«
»Magst du keine Hunde?«
»Wie kannst du das fragen?« Vincent schaute sie
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