Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
beschäftigt. Selbst wenn sie ihre Arbeit beendet hätten, das Blut war durch die Gegend gespritzt, Möbel und Wände waren verschandelt, der Teppich müsste komplett entfernt werden, selbst wenn man auf die Schnelle Handwerker finden würde, die Beseitigung der Spuren wäre eine größere Aktion. Aber das war nur eines der schier unlösbaren Probleme für Gunter. Viel gravierender war die Tatsache, dass die Mordkommission vor Ort war und zu allem Übel auch noch lästige Interviews führte, was der Reputation des Hauses schaden würde, so drückte sich jedenfalls die Pressesprecherin aus. Schließlich kämen die ja nur im Falle eines unnatürlichen Todes, hatte sie mit vorwurfsvollem Blick zu ihm gesagt, wie wenn er an der ganzen Sache schuld wäre. Das Hotelmanagement trug selbst auch nicht gerade zu einer zügigen Abwicklung bei. Verbissen versuchte es jede Befragung der Gäste zu verhindern. Datenschutz, Persönlichkeitsrechte und was da für Argumente fielen, um das Geschehen ungeschehen zu machen. Um den guten Ruf des Hauses nicht zu gefährden, veranstaltete die Führungsriege eine gewaltige Abwehrschlacht und behinderte so das ganze Prozedere, statt es zu beschleunigen. So konnte dieser Fall doch nicht sofort geklärt und ausgelöscht werden.
Verflucht soll er sein, der Kunde, der gute Ruf. Als geschäftsschädigend und Image gefährdend war sein Handeln bezeichnet worden. Was hätte er machen sollen in diesen frühen Morgenstunden, als der Hilferuf aus dem Zimmer kam? Weghören? Den Hilfeschrei als Thema für die nächste Teambesprechung vorschlagen? Schließlich ging es um Leben und Tod.
Niemand interessierte, was er in diesen Minuten durchgemacht hatte. Wie er in das Zimmer trat und diesen schrecklichen Anblick über sich ergehen lassen musste. Zwei Menschen halbnackt, fast tot mitten in einer riesig großen Blutlache, an Handschellen gefesselt. Das Stöhnen und Wimmern der Frau. Wie ein verwundetes Reh starrte sie ihn mit angstvollem Blick an. Der Mann schien bereits bewusstlos, aber er atmete, nur Gunter Brecht wusste nicht, wie lange noch. Was sollte er machen in dieser Situation? Retten musste er die beiden, das war sein einziger Gedanke, und deshalb wollte er das Paar als erstes trennen.
„Wo ist der Schlüssel?“ fragte er, aber sie antwortete mit kraftloser Stimme „Lass uns, wir wollen zusammen sterb en, nicht öffnen, nicht öffnen.“
Das konnte, das durfte er doch so nicht akzeptieren. Glücklicherweise fand er den Schlüssel unter der Bettwäsche und begann, die Handschellen zu lösen. Dabei musste er sich tief über beide beugen und spürte ihren Atem. Mit letzter Kraft versuchte sie sich gegen seine Rettungsmaßnahme zu wehren, indem sie den Arm wegdrehte. Das Blut schoss aus ihrer Ader auf seine Arme, auf seine Hände, in sein Gesicht.
Ekel und Scham vermischten sich. Die Situation, seine Gefühle waren ihm peinlich, denn diese wunderschöne Frau, spärlich mit einem violetten Stringtanga bekleidet, irritierte und erregte ihn. Sie hatte all das, wovon er sein Leben lang träumte. Sie sah noch besser aus als die Pornodarstellerinnen, die er sich nächtelang im Internet betrachtete. In seinen Phantasien hatte er sich unzählige Male vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn es ihm gelänge, eine Frau auszuziehen, sie zu begehren, sie zu lieben. Eine Frau zu finden, die mit ihm ins Bett geht, die es zulässt, dass er sie betrachtet, dass er mit seinen Händen ihre Haut berührt und mit seinen Lippen ihre Wangen küsst. Hungrig fixierte er die festen Brüste und runden Hüften, die Beine waren leicht gespreizt, empfangsbereit.
Eine schreckliche Idee braute sich in ihm zusammen. Er könnte jetzt und hier diese für ihn stets unerreichbare, verführerische Schöpfung Gottes einfach nehmen, ihr den Slip über die Hüften streifen und in sie eindringen, sie könnte sich nicht wehren. Sie würde ihn nicht verraten, denn sie wollte sterben und würde sterben, wenn er sie nicht rettet. Niemand würde ihn stören, denn sie waren alleine im Zimmer und der Mann an ihrer Seite in Ohnmacht gesunken. Er spürte nur noch den Druck in seiner Hose, und das Gefühl von Macht erregte ihn zusätzlich. Lust und Gier zerrten an seinen Nerven, gleichzeitig schämte er sich für diese frevelhafte Vorstellung, die diese bildschöne Frau im Todeskampf in ihm auslöste. Paralysiert starrte er auf ihren Brustkorb, der sich krampfhaft hob und senkte, rührte sie aber nicht an.
Es grämte ihn, dass ausgerechnet er nun
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