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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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er auf der anderen Straßenseite, ungefähr 300 Meter entfernt. Ich habe den Wagen wieder erkannt. Das kann kein Zufall sein.“
    Olivia fand die Schilderung abenteuerlich und absurd. Dass Josef gerne übertrieb, war ihr schon beim ersten Gespräch aufgefallen, und eingebildet war er obendrein. Zu glauben, dass er in diesem Fall so eine wichtige Rolle spielte, dass sich neugierige Journalisten oder ermittelnde Staatsdiener für ihn interessieren könnten, erschien ihr albern und vermessen. Sein Engagement war ihr ohnehin suspekt, doch sie wollte keinen weiteren Gedanken daran verschwenden. Schlimm genug, dass er ihr nach seinem vernichtenden Vortrag in Franks Praxis nun auch noch den Koffer aufdrängte. Sie nahm ihn entgegen und wollte nur schnell wieder verschwinden. Doch er hielt sie am Arm fest und erzählte ihr, dass er Frank in der Psychiatrie besucht hatte. Er sei eingesperrt in einer geschlossenen Anstalt, was ihm unbegreiflich war. In der halben Besuchsstunde hätte er einen ganz normalen Eindruck hinterlassen und würde schon wieder an die Arbeit denken. Vor Weihnachten wolle er zurückkommen. Josef würde so lange die Praxis führen, denn irgendwie müsse es ja weitergehen. Man könnte doch die armen Patienten und Angestellten nicht im Stich lassen. Und wieder machte er sich wichtig. Betonte, dass er das kostenlos machen würde, mit der Praxis, obwohl ihn Franks Skrupellosigkeit erschrecke. Eiskalt, ohne jede Reue, hätte der den Vorfall geschildert. Die Erlebnisse des Tages und die Utensilien der letzten Liebesnacht lösten in ihm große Zweifel an Franks Seriosität und Unschuld aus. Schonungslos bereitete er Olivia auf den Inhalt des Koffers vor. Auf Sexspielzeug, Ketten, Dildos, Reizwäsche und ein kleines Tagebuch.
    Wenn Frank wieder belastbar wäre, würde er ihm die Freundschaft kündigen und ihn nicht mehr in sein Haus lassen.
    „Einer, der so was tut, ist doch unberechenbar“, und er habe schließlich auch eine attraktive Frau und zwei halberwachsene Töchter, die er schützen müsse. Er fand das alles ganz schrecklich, vor allem das mit der „Sado-Maso-Scheiße“.
    Olivia stockte der Atem. Schon w ieder konfrontierte er sie mit vulgärem Sprachrepertoire, aus einer ihr unbekannten Welt. Eindeutig wusste er entschieden mehr über deren Verhältnis, als sie sich vorstellen konnte. Seine Darstellungen gaben Einblick in sexistische Niederungen, auf die Olivia gerne verzichtet hätte, die sie verwirrten. Immer, wenn sie ihn traf, wünschte sie, dass es aufhört, dieses Geschwätz, diese Hetze. Sie meinte, Unwahrheit in seinem Gesicht zu lesen und wollte sich nicht täuschen lassen. Ihre ablehnende Haltung, die sie gegen ihn entwickelt hatte, schwand trotzdem. Niedrig oder nicht, charakterlos oder nicht, wie auch immer sie ihn sah, jetzt empfand sie Mitleid und spürte eine gewisse Solidarität. Beide saßen im selben Boot und waren mit einer unvorstellbaren Realität konfrontiert, die in Olivias Leben nicht existierte. Sie glaubte zu verstehen, warum er sich ihr zuwendete. Er verlor den Halt, den Glauben an seinen besten Freund und ging wohl davon aus, dass sie ähnliches durchmachte und es ihm die Enttäuschung erleichtern könnte, wenn sie sich die Verantwortung über das peinliche Schicksal teilten. Sie beide waren Leidensgenossen, Mitwisser, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Sie beide wurden gezwungen, die Suppe mit auszulöffeln, das war verbindend, und er hatte das früher verstanden als sie. Nur schien Olivia ihre neue Funktion als Kindermädchen erträglicher als die seine.
    Es war sicher kein Vergnügen, als Vertrauter der Familie mit der Ehefrau d as Etablissement aufzusuchen, an dem sich ihr Ehemann mit seiner Geliebten die Pulsadern aufgeschlitzt hatte. Das Handwerkzeug des Suizids und die Überreste einer desaströsen Liebesnacht entgegenzunehmen. Ausgerechnet ihn hatte Franks Frau als Begleiter für diesen schweren Weg gewählt. Ausgerechnet er musste helfen, die Stätte des Grauens zu räumen. Die Begegnung mit dem besten Freund in der Psychiatrie hatte ihn schwer frustriert. Frank habe ein herzzerreißendes Schauspiel abgeliefert. Kaltblütig so perfekt einen Tränenausbruch vorgetäuscht, dass die Krankenschwester ihm vorwurfsvoll den Dialog untersagte und das Gespräch abbrach. Am liebsten hätte er protestiert und allen mitgeteilt, dass Frank Unsinn und Lüge verbreitet. Aber das konnte er nicht. Er war von unsichtbaren Gurten angeschnallt, zur Bewegungslosigkeit

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