Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Rose niemals so respektlos umgegangen wäre, nicht mal nach all den Kränkungen, die sie ihm zugefügt hatte. Von wegen „Liebe siegt über den Tod hinaus“, hier war ein sinnesfeindlicher Dogmatiker am Werk, der große Eile zu haben schien, und er wollte wissen, warum das so war.
Er brauchte diese Praktikantin, er hatte keine andere Wahl, er musste mit ihr kooperieren , und wenn er es sich so recht überlegte, dann war ihr Einstieg bemerkenswert. Also beschloss er, sie wie eine ganz normale Reporterin zu behandeln und gab die nächste Anweisung.
„Corinna, ich will alles über das Verhältnis von Saskia und Albert und über die Personen im direkten Umfeld wissen. Bleiben Sie dran, ich zähle auf Sie.“
Die Geschichte berührte ihn plötzlich mehr als ihm lieb war, er hatte Partei ergriffen, ein absolutes Tabu, aber er fühlte mit dieser sterbenden Frau und ihrer Tochter. Dieser Albert war ihm unheimlich, es drängte ihn plötzlich nach genauer Aufklärung. Mochte sein bisheriges Leben von List und Tücke bestimmt gewesen sein, so fand in diesem Moment eine Wandlung in seinem Innersten statt. Er machte sich zu Saskias Anwalt und beschloss, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen.
Kapitel 21
Olivia steuerte ihren Wagen auf den großen Parkplatz am Rande der Stadt. Hier sollte also die Kofferübergabe stattfinden, an diesem abgelegenen Ort, der ausschließlich für den Frühjahrs- und Herbstjahrmarkt genutzt wurde. Vereinzelt waren Autos geparkt und kleine Wohnwagen eines Wande rzirkus zu sehen, der sein Quartier am Ende der weitläufigen Fläche aufgebaut hatte. Josef hatte diesen Treffpunkt vorgeschlagen, um anonym zu bleiben. Warum er Diskretion wünschte, war Olivia unklar. Am Telefon blieb er kurz und zurückhaltend, versprach aber, ihr später alles zu erklären. Olivia wusste nicht genau, wo sie stehen bleiben sollte, und wartete deshalb in der Einfahrt. Sie kam direkt von einem Geschäftstermin und hatte sich beeilt, um pünktlich zu sein, doch Josef ließ auf sich warten. Angespannt blieb sie im Wagen sitzen und blickte immer wieder auf die Uhr. Das Tageslicht ging langsam zur Neige und Kälte kroch spürbar hoch, aber sie wollte den Motor nicht anschalten, um die Heizung zu aktivieren, schließlich sollte sie unauffällig bleiben. Fröstelnd verharrte sie in ihrem Fahrersitz und beobachtete die Umgebung, während ihre Gedanken um den ominösen Koffer kreisten. Es würden persönliche Dinge sein, die Saskia sicher nicht in ihre Hände gegeben hätte. Das machte sie befangen. Albert wusste nichts von ihrem Treffen mit Josef, und sie hatte ihm auch nichts von dem Koffer erzählt. Sie grübelte, wie er ihr Verhalten beurteilen würde und zweifelte, dass es ihm gefiel, dass ausgerechnet sie die Empfängerin der Überbleibsel dieser tragischen Geschichte war. Über das Ausmaß ihrer geheimen Mission war sie unschlüssig. Lichtstrahlen leuchteten auf, und ein herannahendes Fahrzeug bewegte sich langsam über den Schotter auf sie zu. Josef stieg aus. Sie fühlte, wie ihr Puls höher schlug, öffnete den Schlag und ging ihm entgegen. Beide blieben vor seinem Kofferraum stehen. Olivia begrüßte ihn freundlich, doch er hielt den Finger vor den Mund und fragte mit leiser Stimme, ob sie ihr Handy ausgeschaltet habe.
„Nein, habe ich nicht. Es liegt im Auto.“
„Dann schalte es sofort aus.“
Olivia ging zum Auto und schaltete das Handy aus.
„Was soll diese Geheimnistuerei, Josef?“
„Kann sein, dass sie uns abhören.“
„Über Handy? Von wem sprichst Du?“
„Kripo, Yellow Press.”
„Das dürfen die doch gar nicht, und warum sollten sie das tun?“
„Die arbeiten mit allen Mitteln, um an Informationen zu kommen, glaube mir. Seit ich im Hotel war, habe ich das Gefühl, dass mich jemand verfolgt.“
Josef erzählte von einem jungen Mann in Bomberjacke, der ihn in der Hotellobby auf Frank und Saskia angesprochen hatte. Der genau wusste, dass er gerade vom Tatort kam und ihn fragte, was er dort gesucht habe. Obwohl er sich nicht vorstellte, antwortete Josef ehrlich, dass er die Sachen der Verletzten abgeholt hätte. Erst als der Fremde nach dem Inhalt fragte, wäre er aufgewacht, misstrauisch geworden, und hätte das Gespräch abrupt beendet. Aber der Unbekannte wäre ihm nachgeschlichen, und als er losfuhr, ihm in einem schwarzen Opel gefolgt.
„Das war Zufall, Josef. Wieso sollte der Typ Dir nachspionieren?“
„Keine Ahnung, aber heute früh, als ich das Haus verließ, stand
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