Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
Vom Netzwerk:
seine Berührungen abzulehnen, sich im Badezimmer einschloss und dem Vater auswich, verwandelte sich dessen abartige Vorstellung von Sexualität und Liebe in puren Hass, von krankhaftem Jähzorn angetrieben. Die Gürtelschnalle traf fortan sie, und nun war es Maren, die ihr zur Hilfe eilte. Gemeinsam versuchten sie, sich vor diesem gewissenhaft gewissenlosen Vater zu schützen und wären am liebsten von zu Hause geflohen. Doch da war die heiß geliebte Mutter, der sie beistehen wollten, und so blieben sie und hielten die Peinigungen aus, bis es zur Hochzeit von Saskia und Albert kam, an der niemand aus der Familie teilnehmen durfte, so hatte es der Vater entschieden, der seine Tochter nicht freigeben wollte, und nicht akzeptierte, dass sie ging. Maren blieb alleine zurück. Hässlich, jungfräulich und verbittert, ohne Mann, ohne Träume, ohne Perspektive auf ein besseres Leben. Das verzieh sie Saskia nie, und darüber dachte sie mit Wehmut nach, während der Gottesdienst begann. Ironischerweise war Maren seit ihrer Kindheit Saskias Komplizin, von der Schwester ausgewählt und in ihr blindes Vertrauen gezogen.
    Waren es früher kleine Streiche, die Erledigung lästiger Hausaufgaben oder zu planende Attacken gegen den Vater, Maren half und deckte alles, aber loyal und selbstlos war sie deswegen noch lange nicht. Sie missbrauchte Saskias Vertrauen, denn ihr wahres Interesse galt der Kontrolle über Leben und Körper der begehrten Schwester. Mit vordergründig guten Ratschlägen versuchte sie, alles Schöne und Positive, das Saskia besaß und genoss, zu zerstören, um ihren Neid zu stillen. So kompensierte Maren ihre Schwächen, immer unter dem Vorwand, sich um Saskia ernsthaft zu sorgen. Wenn sie die vollkommenen Rundungen der Schwester betrachtete, wurde sie gelb und grün vor Neid, und wenn sie im Spiegel dann ihre aufgedunsenen Arme und Beine und den prall gefüllten Bauch erblickte, wusste sie, dass der Spiegel die Wahrheit sprach, und ihr Herz kehrte sich im Leibe herum. Ertragen konnte sie diese Ungerechtigkeit nur, indem sie systematisch am optischen Verfall der Schwester arbeitete. Sie wusste um Saskias Panik vor Krankheiten und thematisierte deshalb täglich die Gefahr der Magersucht, knüpfte an mit dem Rat, mehr zu essen und hoffte darauf, dass Saskia genau wie sie eines Tages der Fresssucht verfallen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Sie, Maren, blieb auf der Schattenseite, Saskia sonnte sich im Glanze ihrer Schönheit und segelte gleich beim erstbesten Verehrer in den Hafen der Ehe ein. Ein Martyrium für Maren, die als alternde Jungfer nun auch noch die Glückseligkeit der jungen Familie und die Geburt ihrer Nichte Greta ertragen musste. Die Ungerechtigkeit uferte aus. Saskia, die nie Kinder wünschte, bekam eines, und sie, die Kinder so liebte, ihr blieb nur die Statistenrolle der netten Tante, die sie auch übernahm, um die Kontrolle zu behalten.
     
    Dann wuchsen Saskias Anforderungen im Laufe der Zeit, sie benutzte die große Schwester und ließ sich von ihr bei jedem Ehebruch die Beichte abnehmen, bat sie, das Geheimnis ihrer Liebschaften zu hüten, und involvierte sie in ihre Fluchtpläne. Sie gewährte Maren tiefste Einblicke in ihr Privatleben, was wiederum ihren Neid schürte. Sie sann und sann aufs Neue, wie sie es anstellen sollte, die Schwester zu überbieten oder gar auszuschalten. Im Internet forschte sie nach unheilbringenden Hexenkünsten und Bräuchen und hätte ihr am liebsten mit einem vergifteten Kamm das Haar gekämmt, auf das sie der Tod ereile. Jetzt war er da. Dieser Wunsch war in Erfüllung gegangen, und sie hatte sich nicht Mal die Hände beschmutzt.
    „Du Ausbund von Schönheit, jetzt ist es um Dich geschehen“, dachte sie. Ein sanftes Lächeln huschte über ihre Wangen, und ihr neidisches Herz hatte endlich Ruhe gefunden.
    Standesgemäß belegten Alberts Angehörige die vorderen Reihen, während Saskias Vater und Schwester direkt vor Olivia im hinteren Teil des Raumes Platz genommen hatten. Das einzige Kind war Greta, in schwarzer Jeans mit dunklem Kapuzenpullover und in ihrem karierten Mantel, den Olivia so liebte. Als sie eingetreten war, hatte Greta sie sofort bemerkt und ihr lächelnd gewunken, wie wenn sie im Theater sitzen würde und einen Platz freihält. Der Pfarrer predigte, diskret, überwiegend auf das Wort Gottes konzentriert, Details über die Verstorbene wurden ausgespart, und zu Olivias großem Erstaunen erklärte er das plötzliche Ableben mit schwerer

Weitere Kostenlose Bücher