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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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der erste Eintrag in Dorotheas Journal.
    Heute war überhaupt niemand gekommen. Dafür hatte sie welken Salat, faulige Tomaten und vertrocknetes Brot wegwerfen müssen.
    Der Laden war ein Verlustgeschäft, so war das. Die herzlosen Fachleute von den großen Einzelhandelsketten hatten schlicht und einfach Recht gehabt: Das Dorf trug keinen Laden. Es war bitter, sich das eingestehen zu müssen. Sie würden Geld verlieren, selbst wenn Dorothea so bald wie möglich wieder aus der Sache ausstieg. Ein Glück, dass sie bei dem Mietvertrag für den Laden wenigstens darauf bestanden hatte, jederzeit kündigen zu können; jemand hatte ihr erzählt, dass das bei gewerblich genutzten Immobilien ansonsten keineswegs üblich war.
    Sie räumte das Heft weg, als sie Werner kommen hörte. Auch ihre düsteren Gedanken packte sie, so gut es ging, mit in die Küchenschublade. Werner hatte gerade selber genug um die Ohren, und auf einen Tag mehr oder weniger kam es schließlich trotz allem nicht an.
    »Würgen!«, rief Werner aus, als er hereingefegt kam, unübersehbar auf hundertachtzig. »Erwürgen könnte ich sie alle!«
    »Wen?«, fragte Dorothea. So ganz verstand sie die verschiedenen Krisen und Intrigen nie, von denen Werner bisweilen erzählte.
    »Die vom Budgetausschuss. Verdienen alle hunderttausend Euro aufwärts, tragen die Nase so hoch, und weißt du, was die zu steigenden Spritpreisen zu sagen haben? Ist doch toll, dann gibt es weniger Verkehr, und wir haben freie Fahrt. Und so was darf Entscheidungen in einem Weltkonzern treffen, ist das zu fassen?« Er holte sein Handy aus der Tasche, schaltete es mit einer wütenden Bewegung aus. »Ich bin nicht mehr zu erreichen. Heute nicht mehr. Und an morgen will ich gar nicht denken.«
    Als hätte es ihn gehört, klingelte in genau diesem Augenblick das Wandtelefon im Flur.
    Werner ließ die Schultern sinken, sah sie mit seinem Seehundblick an, den er nur hatte, wenn es wirklich schlimm um ihn stand. »Bitte, Doro, gehst du ran? Und wenn es jemand vom Büro sein sollte – ich bin nicht da. Ich würd jetzt bloß ausfällig werden.«
    Doch es war niemand vom Büro, es war Frieder. Ob sich Markus bei ihr gemeldet habe, wollte er wissen.
    »Markus?«, wiederholte Dorothea. »Nein, wieso?«
    »Er ist nicht mehr im Krankenhaus. Sie glauben, er ist abgehauen.«
    »Abgehauen?«
    Frieder gab einen entsagungsvollen Ton von sich. »Ich kann dir nur sagen, was man mir gerade erzählt hat. Also, die Nachtschwester hat Markus nicht in seinem Zimmer vorgefunden. Da hätte sie sich weiter nichts dabei gedacht, er sei ja wieder auf den Beinen, aber sie musste irgendwas aus dem Schrank holen, und da lag ein Zettel, auf dem stand ›Vielen Dank für alles‹, und daneben ein Hundert-Euro-Schein. Daraufhin hat sie den Chefarzt verständigt, und der mich.«
    Dorothea schüttelte den Kopf, teilweise auch, weil Werner in einer Art Gebärdensprache Fragen stellte, die sie nicht verstand und jetzt auch gerade nicht brauchen konnte. »Aber aus welchem Grund sollte Markus abhauen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Frieder. »Weit wird er nicht kommen ohne seinen Pass; den hat die Staatsanwaltschaft. Hat er dir gegenüber nichts gesagt? Angedeutet? Was hat er denn gesagt, wozu er das Geld braucht?«
    »Welches Geld?«
    »Na, diese hundert Euro zum Beispiel. Hat er die nicht von dir?«
    »Nein. Er hat mich nicht um Geld gebeten.« Dorothea dachte an das Handy, das sie Markus besorgt hatte. Ob das etwas mit der Geschichte zu tun hatte? Oder würde sie alles nur komplizierter machen, wenn sie Frieder jetzt davon erzählte? Sie wusste es nicht. Zu viel; es war gerade alles zu viel.
    »Interessant«, war Frieders Kommentar. Typisch Frieder. »Na, wie auch immer, ich hab jetzt mal ausgemacht, dass ich am Freitag hinfahre; wäre sowieso fällig gewesen. Vielleicht wissen wir bis dahin ja mehr. Falls er sich noch bei dir melden sollte, sag Bescheid, ja?«
    »Ja«, sagte Dorothea. »Mach ich.« Sie hatte ein ungutes Gefühl, als sie auflegte. Immer kam alles zusammen.
    Kurz nach elf saß Markus im Zug nach Rotterdam. Die Karte dafür hatte er im vorigen Zug beim Schaffner gekauft, der sich vielleicht an ihn erinnern würde, vielleicht aber auch nicht. Eher nicht, so viel, wie los gewesen war.
    Er war mit der S-Bahn nach Frankfurt gefahren, von da aus nach Dortmund und weiter nach Venlo an der niederländischen Grenze. Die mussten sie inzwischen schon passiert haben; die Sprache auf den Schildern und Plakaten, die man vom Zug

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