Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
etwas. Sie brauchen diese Firma nicht, deren Vizepräsident Sie sind. Firmen, die nach Öl suchen, gibt es wie Sand am Meer. Die Methode ist das Einzige, was interessant ist. Noch einmal eine Firma darum herum zu bauen – das ist Zeitverschwendung.« Hung Wang beugte sich ein Stück vor. »Wenn Sie Amy-Lee heiraten, können Sie jeden Posten in meinem Unternehmen haben, den Sie wollen. Sie kriegen die amerikanische Staatsbürgerschaft, Sie kriegen … alles, Himmel noch mal. Amy-Lee ist meine Alleinerbin. Wenn ich einst vom Stuhl kippe, fällt Ihnen das hier alles in den Schoß.« Er streckte die Hand aus, drückte Markus den ausgestreckten Zeigefinger gegen die Brust. »Aber ich will diese Methode. Bringen Sie mir die Block-Methode, und ich stimme der Heirat zu. Das ist der Deal. Das steht auf dem Etikett der größten Chance, die Ihnen in Ihrem Leben je begegnen wird.«
Gegenwart
M arkus erwachte nach einem unruhigen, erschöpften Schlaf und war alles andere als fit. Vermutlich spielte die miserable Matratze des Hotelbetts dabei eine Rolle, aber nicht die entscheidende, stand zu befürchten. Er musste sich zwingen zu duschen, und jeder Schritt durch den Frühstücksraum war eine Anstrengung für sich.
Niemand sprach ihn an, niemand wollte etwas von ihm, niemand hatte eine Nachricht für ihn hinterlassen. Unbehelligt checkte er aus und fuhr weiter nach Amsterdam, zum Flughafen Schiphol. Am Schalter der KLM kaufte er ein Ticket nach Montreal, einfach. Es kostete 1900 Euro, Abflug war um 14 Uhr 20 . Für einen billigeren Flug hätte er einen Tag warten müssen, was außer Diskussion stand.
Es war ein spannender Moment, als er seinen Pass das erste Mal einem Grenzbeamten aushändigte. Es handelte sich dabei um einen jungen Mann, der mit den Gedanken sichtlich woanders war, sich damit begnügte, nachzuprüfen, ob der Pass echt war und dass sein Gesicht mit dem Foto darin übereinstimmte, und ihn dann durchnickte.
Markus war sich sicher, dass das am Flughafen Frankfurt nicht funktioniert hätte. Da er polizeilich gesucht wurde, stand sein Name zweifellos in den Computern, da half ihm ein zweiter Pass auch nichts: Von dem wussten die deutschen Behörden natürlich. Aber wie er es erhofft hatte, arbeiteten die Polizeibehörden der europäischen Länder bei weitem nicht so reibungslos zusammen, wie immer behauptet wurde.
Trotzdem verbrachte er die restliche Wartezeit in zunehmender Nervosität. Er beobachtete die Umgebung, erwartete jeden Moment Polizisten auftauchen zu sehen, die nach ihm suchten. Aber nichts dergleichen geschah. Die Wartehalle vor dem Gate füllte sich mit Geschäftsreisenden und Familien, Gelangweilten und Aufgeregten. Alles ging seinen gewohnten Gang.
Kurz vor dem Boarding kam ein Mann und ersetzte die Zeitungen in den Ständern durch die aktuellen Ausgaben. Markus nahm sich ein Exemplar einer deutschen Zeitung, ehe er das Gate passierte.
Titelmeldung war die Nachricht, die Explosion, die den Hafen von Ras Tanura so schwer beschädigt hatte, sei von einer Bombe verursacht worden. Offenbar hatte die saudische Polizei dieses Untersuchungsergebnis geheim halten wollen, doch es war durchgesickert und bestätigte einen entsprechenden Verdacht amerikanischer Experten. Nun vermutete man, dass das berüchtigte Terrornetzwerk Al-Qaida dahintersteckte.
Al-Qaidas Attentat auf die Weltwirtschaft schrieb der Kommentator, forderte entschiedenes Handeln und warnte davor, einen Krieg anzufangen, der zweifellos zum Flächenbrand werden würde.
Markus steckte die Zeitung weg, als er seinen Sitz eingenommen hatte, schloss die Augen und wartete, bis sie endlich in der Luft waren.
Er konnte jetzt nur hoffen, dass er nicht zu spät kam.
Kapitel 23
Vergangenheit
M arkus spürte seinen Körper reagieren, als hätte ihn jemand über eine Klippe gestürzt. Oder als bedrohe ihn jemand mit einem gezückten Messer. Sein Herz raste. Schweiß rann ihm auf einmal über den Rücken, die Brust, den ganzen Körper; unangenehm bei der Kälte.
So also wurde auf dieser Ebene der Gesellschaft gespielt! Da, wo er hinwollte.
Er verspürte den Reflex, entrüstet abzulehnen. Seine Ehre zu bewahren, seine Selbstständigkeit. Sich niemandem zu unterwerfen. Und so weiter. In all den guten Büchern und Filmen machten die Helden das so, kamen deswegen in Schwierigkeiten und schafften es am Schluss trotzdem. Ehre wurde belohnt. In erfundenen Geschichten.
Aber wie war das, wenn man es mit der wirklichen Welt zu tun bekam? Da war es
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