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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Gummistiefel in allen Größen bereit. So stapften sie kurz darauf los, an den Pferdeställen vorbei auf einen Weg, der zu einem See und einem Bootshaus führte, in dem mehrere Segelboote auf den Sommer warteten.
    »Meine Tochter ist mein Ein und Alles«, eröffnete Wang schließlich das Gespräch. »Ihre Mutter ist früh gestorben. Das war sehr tragisch.«
    Markus nickte beklommen. »Das glaube ich.« Was sollte man darauf auch sagen?
    »Das alles«, fuhr der alte Chinese fort mit einer Geste, die das Tal meinte, »habe ich einmal gekauft in dem Versuch, meiner Frau das Leben zu retten. Vor langer Zeit. Und leider vergebens. Seither bin ich hier.«
    Markus blinzelte. »Aha«, sagte er zögernd. Worauf wollte Wang hinaus? Und was hatte dieses Tal mit der Gesundheit seiner Frau zu tun? Rätselhaft.
    Wang blickte einem Vogel nach, der vor ihnen aufstob und über den See davonglitt. »Nun ja, das ist eine lange Geschichte. Lassen wir das.« Er sah Markus an. »Amy-Lee hat mir einiges über Sie erzählt. Sie sind ein Glückspilz, scheint mir.«
    Markus nickte zögernd. »Kann man, glaube ich, so sagen.«
    »Ihren Partner – den haben Sie wirklich zufällig getroffen?«
    »Wenn man an Zufall glaubt, ja.«
    »Und Sie haben Ihre Chance erkannt und mit beiden Händen zugegriffen?«
    »Ich habe gehört, das macht man hier in den USA so.«
    »Stimmt.« Wang musste lachen. Etwas schwang in dem Lachen mit, das Markus nicht gefallen wollte. Aber vielleicht war es auch nur der kulturelle Unterschied; Asiaten hatten es bekanntlich nicht so mit dem Lachen.
    »Das haben Sie gut ausgedrückt«, fuhr Wang fort. »Ja, so macht man das hier. Der gute alte amerikanische Traum. Aber wenn Sie ihn leben wollen, müssen Sie im Stande sein zu erkennen, wann Sie eine Chance vor sich haben. Sind Sie so jemand, Mark?«
    Markus nickte. »Das denke ich doch.«
    Sie hatten den Bootssteg erreicht. Über dem spiegelglatten See lag frostig-weißer Nebel. Alles ringsum sah kalt und verlassen aus, am Horizont zog etwas auf, das ein Gewitter werden mochte; schwere, dunkle Wolken.
    Wang blieb am Geländer stehen, stützte sich darauf und sagte, den Blick auf das Wasser gerichtet: »Chancen. Ich will Ihnen was über Chancen erzählen, Mark. Als ich in die Staaten kam, war ich niemand. Ein magerer Chinesenjunge, der nur besaß, was er auf dem Leib trug. Die erste Zeit ging es ums reine Überleben. Niemand hat mir etwas geschenkt. Aber ich habe jede Chance genutzt, die sich mir bot; ich bin allem nachgerannt, was nur im Entferntesten wie eine Chance aussah! Es war hart, glauben Sie mir. Wirklich hart. Aber ich habe dabei gelernt, hart zu arbeiten. Ich habe gelernt, harte Entscheidungen zu treffen. Und ich habe gelernt, mich vor Leuten in Acht zu nehmen, die mich über den Tisch ziehen wollen.« Er hüstelte. »Wenn man wie ich sein Vermögen im Handel mit Asien macht, trifft man jede Menge solcher Leute.«
    Ein Pause entstand. Sicher nicht zufällig.
    »Ich glaube«, sagte Markus bedachtsam, »ich kann mir nicht annähernd vorstellen, wie das gewesen sein muss.« Er wandte sich Wang zu. »Ich wusste das alles nicht, das müssen Sie mir glauben. Ich habe von all dem erst erfahren, als ich mit Amy-Lee ins Flugzeug gestiegen bin. Sie hat nie etwas erzählt von …« Er machte eine Geste, das Tal betreffend, all die Wiesen und Felder, Gebäude, Seen und Bäche. »In erster Linie bin ich hier, weil ich Ihre Tochter liebe und heiraten möchte.«
    Wang hatte sich ebenfalls zu ihm umgedreht und musterte ihn nun eindringlich. »Verstehen Sie, dass es hier nicht einfach darum geht, Kinder in die Welt zu setzen und sich ansonsten irgendwie durchzuschlagen? Dass das nicht die Frage ist?«
    Markus nickte. »Ja. Verstehe ich.«
    »Ein Vermögen aufbauen, das ist eine Sache. Es zu erhalten, eine ganz andere. Hier geht es darum, einen milliardenschweren Konzern in die Zukunft zu führen. Das kann niemand alleine; dafür müssen beide Ehepartner am selben Strang ziehen. Die Frage ist, ob Sie der richtige Mann an Amy-Lees Seite sind. Ob Sie bereit sind, zu tun, was getan werden muss. Sind Sie das, Mark?«
    Markus hatte dem bohrenden Blick standgehalten. Jetzt bloß nicht zögern. »Ja«, sagte er.
    »Gut.« Wang verschränkte die Arme. »Reden wir Klartext. Ich will diese Methode, mit der Ihr Partner Öl findet, wo andere nicht mal welches vermuten.«
    Hoppla! Was ging denn jetzt ab? Markus schluckte. »Ähm, also, ich fürchte –«
    »Ehe Sie darauf antworten, sag ich Ihnen

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