Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
pro Jahr. Wie der Staatshaushalt das verkraften solle, sei noch völlig offen.
    Die taz wollte erfahren haben, dass dies eine von den Konzernen abgesprochene Strategie war. Dies wurde jedoch nicht einmal kommentiert.
    Zwischen den amerikanischen Firmen, die mit der Erschließung der Ölvorkommen am Kaspischen Meer befasst waren, und der russischen Regierung kam es zu Streit. Die Amerikaner würden staatliche Auflagen missachten, klagte ein Sprecher des Moskauer Energieministeriums. Die Gegenseite bestritt dies; man halte sich exakt an die vertraglichen Vereinbarungen. Der russische Präsident erwähnte zur allgemeinen Verwunderung diesen Vorfall in einer Fernsehansprache und warnte vor einer Eskalation. Wenn jemand, nur weil er über Kapital verfüge, glaube, sich über die staatliche Autorität hinwegsetzen zu können, so werde man dies nicht hinnehmen.

Kapitel 41
    A bends in der Kirche, während er seine Lippen bewegte und versuchte, so auszusehen, als singe er aus vollem Herzen mit, wusste Markus immer noch nicht, was er von seinem Fund an diesem Nachmittag halten sollte.
    Sein erster Impuls war gewesen, Bruce zu rufen und ihm das abgeknipste Kabel zu zeigen. Sensation! Empörend! Sabotage! Doch noch ehe er Luft dafür geholt hatte, war ein zweiter, mächtiger Impuls in ihm aufgestiegen, der gesagt hatte: Vorsicht! Eine jähe, unheilvolle Ahnung, hier an Dingen zu rühren, mit denen er besser nie in Kontakt gekommen wäre.
    Woher mochte dieses Gefühl kommen? Er stand reglos, das Kabelende in der Hand, während ihm dämmerte, was sein Unterbewusstsein offenbar sofort kapiert hatte: Jemand hatte das Telefonkabel der Siedlung gekappt. Jemand, der genau gewusst haben musste, wo es verlief. War es weit hergeholt zu denken, dass die nächsten Mobilfunkmasten vielleicht auf eine ganz ähnliche Weise außer Funktion gesetzt worden waren?
    Wer konnte das gewesen sein? Und aus welchem Grund? Markus wusste es nicht, aber er hatte das Gefühl, dass ihm die Antworten auf diese Fragen nicht gefallen würden.
    Also hatte er nichts gesagt. Er hatte sich die Stelle gemerkt, war wieder nach oben geklettert, und sie hatten die Patrouille fortgesetzt.
    Und irgendwo in der Ferne, da war er sich ganz sicher, hatte er einen Wolf heulen hören.
    An dem Abend wartete er, bis Taggard schlafen ging, und dann noch eine Stunde im Dunkeln. Ganz dunkel war es nicht; Mondlicht schien herein, gerade auf die Schwarzwälder Kuckucksuhr, die an der Wand hing und von der Taggard gesagt hatte, er habe sie nur gekauft, weil sie statt mit Batterien mit Gewichten betrieben wurde. Und in einem Laden in Boise, nicht in Deutschland.
    Die Schnarchgeräusche, die leise durch die Schlafzimmertür hindurch zu hören waren, klangen nach tiefem, festem Schlaf. Markus schlug die Decke beiseite, schlüpfte in Hose und Schuhe, nahm seine Winterjacke vom Haken und öffnete behutsam die Tür zur Garage.
    Es war kalt, das Feuer im Heizkessel glomm nur noch. Markus tastete sich zu seinem Wagen durch, der sich anfühlte, als sei er zu Eis geworden. Die Innenbeleuchtung glomm beunruhigend schwach, als er die Tür öffnete. Kaum noch Saft in der Batterie , dachte er. Aber ein Radio brauchte auch nicht sonderlich viel Strom, soweit er wusste.
    Bloß dass da kein Radio mehr war.
    Markus starrte das leere Rechteck im Armaturenbrett an. Das träumte er jetzt bloß, oder? Das Stromkabel schaute noch heraus. Er fasste mit der Hand hin, tastete die Halterung ab und fand, dass es sich für einen Traum zu realistisch anfühlte.
    Er musste hier weg. Dringend. Wo immer seine Zukunft liegen mochte, in Bare Hands Creek konnte es nicht sein.
    »Jemand hat das Radio aus meinem Auto ausgebaut«, sagte er am nächsten Morgen beim Frühstück.
    Taggard sah auf. »Ah ja. Das habe ich vergessen, Ihnen zu sagen. Vor ein paar Tagen war James mal wieder auf der Jagd nach Radios.«
    »James?« Markus musste einen Moment überlegen. »Ach so, Heinberg.«
    »Ja. Er baut den Verstärker seiner Anlage ständig aus, und dazu braucht er Teile aus anderen Radiogeräten.« Er zuckte mit den Schultern. »Offen gesagt verstehe ich nicht das Geringste von Elektronik. Aber neuerdings scheint er Nachrichten bis aus Asien zu empfangen, ist Ihnen das aufgefallen? Letzten Sonntag, als der Reverend von den Hungersnöten auf Malaysia und den Philippinen berichtete?«
    Markus nahm einen Schluck Kaffee. Taggard hatte angefangen, den echten Röstkaffee aus seinem Vorrat mit hiesigem, selbst gemachtem Getreidekaffee

Weitere Kostenlose Bücher