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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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heißen.«
    Es passierte an einem Tag, an dem sowieso alles schiefging. Werner hatte im Büro unerwartet Überstunden aufs Auge gedrückt bekommen. Sein Chef hatte ihm eine Präsentation, an der er lange gefeilt hatte, zurückgegeben: sei inhaltlich absolut in Ordnung, entspreche aber nicht den neuen Gestaltungsrichtlinien. Und er brauche sie morgen.
    Das war irgendwie an Werner vorbeigegangen. Er hatte Leute sich beschweren hören, dass die Organisationsabteilungen in diesen schwierigen Zeiten nichts anderes zu tun hätten, als jede Menge neue Richtlinien und Formulare zu produzieren. Nun traf es ihn. In der gesamten Präsentation waren andere Schriftarten, andere Hintergründe, andere Farbkombinationen und so weiter zu verwenden. Das war nicht mehr zu schaffen, es sei denn, er blieb länger. Und seit er mit der Fahrgemeinschaft ins Büro fuhr, war so etwas ein Problem.
    Er telefonierte mit den anderen. Ob die nicht zufällig länger machen könnten, das hatte er umgekehrt auch schon gemacht, weil jeder das Problem mal hatte … Nein. Zwei hatten abends dringende Verpflichtungen und mussten pünktlich los.
    Er ging auf Margits Website, meldete sich an und forschte in der Rubrik Sporadische Mitfahrgelegenheiten und Notfälle nach, fand auch zwei Leute, die seine Strecke fuhren und ab und zu jemanden mitnehmen wollten, aber er bekam keinen der beiden ans Telefon.
    Und es wurde immer später. Anstatt die Präsentation anzugehen, hatte er jetzt eine Stunde vertelefoniert. Es kam nicht in Frage, die Präsentation so zu lassen, wie sie war. Zur Not musste er im Hotel übernachten.
    Dann kam er auf die Idee, Margit Müller selber anzurufen und ihr brühwarm zu berichten, was für Probleme er hatte.
    »Ja, das kommt immer häufiger vor«, seufzte sie, »und ich wollte, ich wüsste, wie man das lösen kann. Aber weißt du was? Ruf mich an, wenn du fertig bist, ich fahr dich.«
    »Ehrlich?«, meinte Werner verblüfft.
    »Du bist doch mein Lieblingskunde«, sagte sie.
    Es war spät am Abend, als sie ihn am Park&Ride-Parkplatz Untere Buchen absetzte. Werner war schwer beeindruckt von dem Wagen, den sie fuhr; ein Luxusschlitten mit einem bestimmt schmerzhaft hohen Verbrauch. Er war froh, dass sie ihn gefahren hatte, und zugleich war es ihm peinlich. Er hatte das Gefühl, sich gar nicht oft genug bedanken zu können, blieb stehen und winkte ihr nach, bis sie außer Sicht war, und dann fluchte er erst mal aus vollem Herzen.
    Sein Auto war das letzte auf dem Platz, und schon von weitem hatte er das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Einsam stand es da in der Dunkelheit. Von den zwei Laternen, mit denen der Parkplatz ausgestattet war, war, um Strom zu sparen, nur noch eine in Betrieb, und die flackerte beunruhigend. Leichter Nebel hing in den Bäumen und Büschen ringsum und rief einem unweigerlich Filmszenen mit anschleichenden Mördern und Irren in Erinnerung.
    Dann sah er, was nicht stimmte. Verflucht, der Tank stand offen. Etwas, das nicht sein durfte, denn er hätte verriegelt sein müssen.
    Werner spürte sein Herz bis in den Hals schlagen, während er auf das Fahrzeug zueilte. Es durfte nicht das sein, wonach es aussah …
    Doch. Benzindiebe. Das war inzwischen die reinste Epidemie; fast jeden Tag fanden sich entsprechende Meldungen in der Zeitung. Sie hatten seinen Tankdeckel einfach aufgestemmt, brachial, das ganze Blech zerbeult, der Lack blätterte ab. Der Tankdeckel selber lag am Boden. Werner schloss auf und versuchte, den Wagen anzulassen, aber natürlich vergebens. Die Tankanzeige rührte sich nicht einmal.
    Werner legte die Hand über die Augen, verfluchte die Diebe und die Ölscheichs und alle, die sonst schuld sein mochten an dieser verfluchten Scheiß-Situation! Dann holte er sein Mobiltelefon aus der Tasche, dachte an Margit mit ihrem dicken Wagen und ihren teuren Klamotten und sagte sich, dass er irgendwas, irgendwas falsch machte.
    Am späten Nachmittag desselben Tages, kurz bevor es Zeit war, den Laden zu schließen, kam ein Mann herein, der einen teuer aussehenden Anzug und eine übertrieben modische Brille trug. Er wirkte ausgesprochen fehl am Platz, und Dorothea ging davon aus, dass er sich nur nach dem Weg erkundigen wollte oder dergleichen, doch er fragte: »Sind Sie zufällig Frau Utz?«
    »Ja«, sagte Dorothea.
    Er reichte ihr die Hand, die sich kalt und irgendwie gewalttätig anfühlte. »Eberfeld. Ich würde Sie gern einen Moment sprechen.«
    Ein Vertreter? Jemand vom Rathaus, wegen des Sommerfestes?

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