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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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den ersten Motorflug vollbracht, weil sie so viel mehr von Aerodynamik verstanden haben als andere. Sie waren von Beruf Fahrradmechaniker, okay? Sie haben es geschafft, weil sie einen Benzinmotor zur Verfügung hatten, der stark genug und zugleich leicht genug war. Und das ist der Punkt, den man zur Zeit übersieht, wenn von Verkehr geredet wird. Man hat dabei immer Autos und LKW s vor Augen – aber was ist mit Flugzeugen?«
    »Stimmt«, meinte Werner, offensichtlich tief beeindruckt. »Davon ist so gut wie nie die Rede.«
    Krahn verschlang ein Lachsbrötchen. »Alle Airlines befinden sich gerade mehr oder weniger im Sturzflug«, verkündete er mit vollem Mund. »Sie waren schon vor Ras Tanura am Kämpfen, aber jetzt wird es richtig blutig. Vorher haben die Ausgaben für Kerosin ein Viertel der Betriebskosten ausgemacht, inzwischen ist der Anteil jenseits von Gut und Böse. Und noch gibt es Sprit aus der Mineralölreserve. Wenn da mal nichts mehr kommt, dann gute Nacht. Und da kommt bald nichts mehr.« Ein Salamibrötchen folgte. »Das ist eine tödliche Spirale. Die Flugpreise steigen, die Fluggastzahlen sinken. Sobald sich der gewöhnliche Bürger das Fliegen nicht mehr leisten kann, und sei es einmal im Jahr in den Pauschalurlaub, bricht dem ganzen Laden die Grundlage weg. Die Flugbranche braucht diesen großen Durchsatz, alles ist darauf hinkonstruiert – die Flughäfen, die Flugzeuge, der Flugplan selber. Von den paar Businessclass-Reisenden allein lassen sich diese Flotten nicht unterhalten. Denn die Flugpreise sind gerade, egal wie hoch, Discountpreise. Die Airlines machen keine Gewinne, und das können sie auf Dauer nicht durchhalten. Im Augenblick zehren sie Kapitalreserven auf, verschieben notwendige Investitionen – was dann wieder auf die Flugzeugindustrie wirkt – und so weiter. Eine tödliche Spirale abwärts. Es werden schon die ersten Verbindungen mangels Auslastung gestrichen, was das Fliegen zusätzlich unattraktiv macht. Am Schluss bleiben bloß noch ein paar Privatflugzeuge für Reiche übrig, für die es dann aber auch keine Flughäfen mit den heute üblichen Standards gibt. Das wird die Rückkehr zu den Schotterpisten.«
    Werner schien erschüttert. »Es hängt also im Grunde alles am Treibstoff«, sagte er und sah Dorothea an. »Das habe ich mir so auch noch nie klargemacht, muss ich sagen.«
    Dorothea lehnte sich nach hinten in die Sofakissen und verschränkte die Arme. »Na schön«, meinte sie. »Aber was will man machen? Das Öl geht nun mal aus, das ist eine Tatsache. Und Benzin und Kerosin und so weiter damit auch.«
    Mit einem triumphierenden Grinsen beugte sich Krahn zu der Mappe hinüber, die er mitgebracht hatte, und zückte einen großen Prospekt daraus. »Auftritt Thermale Depolymerisation «, tönte er im Stil eines Zirkusdirektors, der die Attraktion der Attraktionen ankündigt. »Auch bekannt unter dem Kürzel TDP .«
    Er entfaltete den Prospekt und legte ihn auf den Tisch. Farbige Diagramme waren zu sehen, die einen komplizierten chemischen Prozess verdeutlichen sollten, daneben Fotos von Gebäuden in einem Industriegebiet, von glänzenden Maschinen und schließlich von einem Hahn, aus dem eine schwarze, zähflüssige Masse floss: Öl, wie es aussah.
    »Die grundsätzliche Idee ist, das, was die Natur macht, nachzuahmen«, erklärte Krahn. »Mit anderen Worten: das Öl, das wir brauchen, einfach selber zu machen. Wobei das natürlich ein bisschen schneller gehen muss, weil wir keine Jahrmillionen Zeit haben. Aber, nicht wahr, es lässt sich heute alles Mögliche künstlich herstellen. Zum Beispiel Diamanten. Die Natur braucht Jahrtausende und den Druck von riesigen Gebirgen – wir bauen eine Maschine, die innerhalb von ein paar Minuten aus einem Stück Kohle einen Diamanten presst. Also, warum nicht auch Öl?«
    Werner deutete auf die Fotos. »Wo ist das?«
    »Die Fotos stammen von einer Fabrik in Kanada, in Ontario, genauer gesagt, wo das Verfahren entwickelt wurde. TDP schlägt – was es besonders attraktiv macht – zwei Fliegen mit einer Klappe; es verwandelt nämlich Abfälle in Öl. Die einzige Bedingung ist, dass sie in irgendeiner Weise kohlenstoffbasiert sind, was aber sowieso meistens der Fall ist.« Er tippte auf das große, bunte Faltblatt. »Die können Öl machen aus Altreifen, Plastikflaschen, alten Computern, Gartenabfällen, Altpapier, Krankenhausmüll, Raffinerieschlämmen und so weiter; konkret steht dieses Werk neben einer Fabrik, die Truthähne zu

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