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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Stadtvierteln zu heizen, sollte steuerlich begünstigt werden.
    Was ihnen hier draußen allerdings nichts nützen würde.
    »Die Frage ist«, sagte Dorothea, »was wir konkret tun. Soll ich den Laden zumachen?«
    Werner sagte nichts, starrte nur auf den Brief.
    Dorothea holte bebend Luft. Es tat regelrecht weh, diesen Gedanken auch nur ausgesprochen zu haben. Sie schlang die Arme um sich. »Das will ich nicht. Ich will es einfach nicht.«
    »Das ist das Gemeine«, sagte Werner mit brüchig klingender Stimme. »So große Firmen können einem mit Prozessen drohen, nach denen du auf jeden Fall ruiniert bist, allein durch die Anwaltskosten. Während sie selber das aus der Portokasse bezahlen.« Er lachte bitter auf. »So viel zum Thema Gleichheit vor dem Gesetz.«
    Dorothea hatte das Gefühl, jeden Moment von dem Beben in ihr überwältigt zu werden. »Ich fühle mich so hilflos«, flüsterte sie.
    Endlich ließ er den blöden Brief, stand auf und kam und nahm sie in die Arme. Endlich. Auch wenn er wahrscheinlich genauso hilflos war. Trotzdem.
    »Als Erstes fragen wir einen Anwalt. Ich ruf Volker an, der kennt einen guten, glaube ich. Der auch nicht gleich die Wahnsinnsrechnung stellt.« Er rieb ihr über den Rücken. »Und ich … ich werd mich nach Wegen umtun, wie wir das mit dem Geld ein bisschen schlauer anfangen als bisher.«
    Dorothea wollte sich nur seiner Umarmung und seinen Händen hingeben, aber ihre Gedanken drehten diesen letzten Satz immer wieder ratlos hin und her. Was mochte er damit gemeint haben?
    Am Abend des darauf folgenden Tages fing sie an zu begreifen, als Werner wieder diesen hakennasigen Anlageberater anschleppte, diesen Krahn. Und diesmal hatte der eine große, dicke Mappe mit Unterlagen dabei.
    »Ihr habt sicher verfolgt, was gerade so in den Nachrichten ist, nicht wahr?«, begann er. Dorothea registrierte verärgert, ungefragt mitgeduzt zu werden. »Auch unsere Regierung hat jetzt erkannt, dass es nichts nützt, bloß Kraftwerke zu haben. Damit kann man die Eisenbahn betreiben und vielleicht noch Oberleitungsbusse, aber dann ist auch schon Ende Gelände. Für alles andere braucht man Treibstoff, den man in Motoren füllen kann. Das wird den Leuten gerade klar. Was ihnen noch nicht klar ist«, fuhr er fort und hob wieder seinen dürren Zeigefinger, »aber sehr bald klar werden wird, ist, dass unser gutes altes Benzin alles andere als leicht zu ersetzen ist. Eigentlich überhaupt nicht.«
    Dorothea schob das Tablett mit den belegten Broten in die Mitte des Couchtisches. Werner hatte so knapp angerufen und Bescheid gesagt, dass es nur zu Häppchen gereicht hatte. »Aber es wird doch jetzt gerade so viel von Wasserstoff geredet«, warf sie ein. »Dass das der Treibstoff der Zukunft sein soll.« Julian hatte ihr vor dem Zubettgehen einen langen Vortrag darüber gehalten. Sogar in der Schule schien das Thema zu sein.
    Krahn schüttelte mit einem dünnen Lächeln den Kopf. »Man muss sich mal klarmachen, was für eine unglaubliche Substanz Öl eigentlich ist. Es enthält eine enorme Menge an Energie pro Kilogramm oder pro Liter. Es ist einfach zu transportieren – man kann es durch simple Leitungen pumpen, über Tausende von Kilometern, wenn es sein muss; man kann es in Zügen, Schiffen oder Lastwagen umherfahren; man kann es sogar mit Flugzeugen befördern, die andere Flugzeuge in der Luft betanken. Öl ist auch einfach zu lagern, bei normalem Luftdruck und Zimmertemperatur, in anspruchslosen Metalltanks, und es geht nicht kaputt, verdirbt nicht, verflüchtigt sich nicht. Und es ist fantastisch einfach zu handhaben. Klar, es ist entflammbar, feuergefährlich, das ist ja der Sinn der Sache. Trotzdem ist der Umgang erwiesenermaßen einfach genug, dass auch Idioten damit zurechtkommen.« Er spreizte die Hände. »Nichts davon, meine Liebe, trifft auf Wasserstoff zu. Oder auf irgendeine andere Substanz, die wir kennen. Nichts schlägt Öl, was Energiedichte, Handhabbarkeit, Transportierbarkeit und Lagerfähigkeit anbelangt. Und darüber hinaus war es bisher sogar billig und reichlich verfügbar.« Er schüttelte den Kopf. »Wir hatten es ganz schön gut, oder? Wenn ich das so überlege. Und wir haben es gar nicht richtig bemerkt.«
    Es widerstrebte Dorothea, von Krahn »meine Liebe« genannt zu werden. Nichts schlug diesen Mann, was Widerlichkeit und Plumpheit anbelangte, das stand auch fest.
    Und wieder dieser oberlehrerhafte Zeigefinger! »Die Gebrüder Wright«, dozierte er, »haben nicht deshalb

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