Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
kriegen. Anstatt Diesel. Und abzuhauen, ehe man mir das mit der Tochter des Reverends anhängt.«
Taggard betrachtete ihn sinnend. »Ja«, sagte er schließlich. »Das war wirklich dumm.«
»Tut mir Leid«, meinte Markus zerknirscht.
Taggard deutete auf einen Stuhl. »Ich muss Ihnen noch etwas erzählen. Setzen Sie sich. Es dauert ein bisschen.«
Markus nickte, zog den Stuhl heran und setzte sich so, dass sie einander gut sehen konnten. »Okay«, sagte er.
Der ehemalige CIA -Agent schien seine Kräfte zu sammeln. Er wirkte wie ein Zehnkämpfer, der schon neun Disziplinen hinter sich hat, aber noch eine vor sich weiß, und auch, dass es die schwierigste wird.
»Sie müssen wissen, Markus«, begann er, »ich kannte Ihren Vater.«
Kapitel 46
M arkus war wie vor den Kopf geschlagen. »Ehr lich?« Als würde ein Mann im Angesicht des Todes anfangen, Märchen zu erzählen.
Auf Charles W. Taggards Stirn stand Schweiß. Das Gespräch strengte ihn an, schon jetzt, kostete Überwindung. Später sollte Markus begreifen, dass er miterlebte, wie jemand ein Geheimnis offenbarte, das er viel zu lange mit sich herumgetragen hatte.
»Was wissen Sie über die Geschäfte Ihres Vaters, Markus?«
Markus sah ihn an, musste überlegen. »Fast nichts. Ich war noch ein Kind, als er gestorben ist.« Weil Taggard schwieg, auf etwas wartete, fuhr er fort: »Was ich weiß, ist, dass er zuletzt einen Vertrag für eine seiner Erfindungen gemacht hat, der uns viel Geld eingebracht hat. Nach seinem Tod.« Er stutzte, als ihm etwas klar wurde. »Geld, ohne das ich jetzt nicht hier wäre. Dieses ganze Abenteuer, die Firma mit Block, das hätte es nie gegeben ohne diese …«
»Ohne diese zwei Millionen Euro«, ergänzte Taggard. Er beobachtete Markus, schien zu wissen, dass er sich fragte, woher um alles in der Welt … »Der Mann, mit dem Ihr Vater diesen Vertrag ausgehandelt hat, war ich.«
»Sie?«
Taggard lächelte mühsam. »Ich gebe zu, ich habe auch erst gedacht, was für ein Zufall, als ich Ihr Bild in der Zeitung sah und Ihren Namen gelesen habe … Aber vielleicht ist weniger im Leben Zufall, als wir denken.«
Markus hatte sich vorgebeugt. »Dann müssen Sie wissen, was das für eine Erfindung war!« Er verzog das Gesicht. »Wir wissen es nämlich nicht.«
Taggard nickte, schien um den nächsten Atemzug kämpfen zu müssen. »Das sollten Sie auch nicht. Niemand sollte davon erfahren.«
»Aber …«
»Alles gehört zusammen, Markus. Die Erfindung, der Vertrag, das Geld. Der Einbruch. Und der Unfall.«
Nein , dachte Markus. Nein .
»Ich war, ehe ich zur CIA ging, bei einer Unternehmensberatung namens Eurocontact . Auf den ersten Blick nichts Besonderes; viele Absolventen aus meinem Jahrgang sind in die Beratungsbranche gegangen. Die hatte damals ihre große Zeit. Man hat unglaublich gut verdient, allerdings auch unglaublich viel dafür gearbeitet. Die Consultingfirmen konnten sich die Besten aussuchen. Es war also auch eine Art Auszeichnung.« Er holte rasselnd Luft. »Normalerweise.«
»Soll ich irgendwas machen?«, erkundigte sich Markus besorgt. »Das Fenster aufmachen? Den Doktor rufen?«
Taggard schüttelte den Kopf. »Hören Sie mir einfach zu, solange meine Lunge noch nicht kollabiert ist. Ich muss das loswerden, das ist alles, was noch zählt.«
Markus nickte. »Okay.«
»Also … Eurocontact war nach außen hin eine Unternehmensberatung, tatsächlich aber haben wir eng mit der NSA zusammengearbeitet, der National Security Agency . Wir waren Wirtschaftsspione. Unser Job war es, die Vorherrschaft der amerikanischen Wirtschaft auf der Welt zu sichern, mit illegalen Mitteln, wenn es sein musste.« Er hustete, mit einem unguten, erstickt klingenden Geräusch. »Ich war damals stolz darauf, dabei zu sein. Ich dachte anfangs ehrlich, das sei eine gute Sache.«
Markus sah ihm beunruhigt zu, wie er sich mit jedem Satz plagte. »Die Erfindung meines Vaters …«
»Gleich. So schnell geht das nicht. Es reicht schon noch für mehr als ein paar geflüsterte Worte.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, befeuchtete sie. »Das lief so, dass wir von der NSA Informationen bekamen, wo in Europa sich etwas anbahnte. Sie wissen sicher, dass die NSA ein weltweites Abhörsystem unterhält, das alle Telefongespräche, Faxe, E-Mails und so weiter abhört – alle, egal wo? Es heißt ECHELON ; in den letzten Jahren ist einiges davon durchgesickert. Es muss ein riesiges System sein; Computer, die Sprache erkennen können und
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