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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Linien, Narben vom Liften möglicherweise. Ein süßlicher Parfümgeruch ging von ihr aus, in den sich Spuren anderer, unappetitlicher Düfte mischten.
    Er würde im nächsten Ort jemand dazu bringen müssen, sich um die Frau zu kümmern. Zur Polizei konnte er allerdings nicht. Höchstens, wenn er anonym anrief.
    Das brachte ihn auf einen Gedanken. »Sagen Sie, Ihr Telefon – funktioniert das noch?«
    Sie sah ihn misstrauisch an. »Wieso soll’s denn nicht funktionieren?«
    »Könnte ich da wohl mal telefonieren?«
    Sie machte ein schmatzendes Geräusch mit dem Mund. »Die Einheit zwanzig Cent. Aber ich muss erst meine Brille holen, sonst kann ich den Zähler nicht ablesen.«
    Das Telefon funktionierte tatsächlich. Sogar eine Verbindung ins Ausland kam anstandslos zu Stande. Während es klingelte, überlegte Markus, wie spät es in Deutschland war. Nicht mitten in der Nacht, oder? Nein, wenn es hier etwa zehn Uhr war, dann war es drüben … achtzehn Uhr? Abends jedenfalls.
    »Westermann«, meldete sich Frieders sonore Stimme.
    »Hallo, großer Bruder«, sagte Markus. »Ich bin’s.«
    Ein Keuchen war die Antwort. »Hat der Mann Nerven! Verschwindet für ein Vierteljahr, und dann sagt er einfach nur ›Hallo‹!«
    »Was soll ich denn sonst sagen?«
    Frieder zögerte. »Gut, auch wieder wahr.« Er schien sich wirklich ernste Sorgen gemacht zu haben. Andererseits kein Wunder, wenn man bedachte, dass die Zivilisation seither einen Eisberg namens Peak Oil gerammt hatte und im Begriff war, zu versinken. »Wo bist du? Und wie geht’s dir?«
    »Irgendwo in Idaho, auch wenn sich’s reimt, und es geht mir … Na ja, gut nicht, aber auch nicht schlecht.« Markus räusperte sich. »Weswegen ich anrufe … Du hast Recht gehabt. Vater wurde ermordet. Ich habe einen Mann getroffen, der darin verwickelt war.«
    »Wer?«
    »Er ist inzwischen tot.«
    »Nein, ich meine, war es die CIA ?«
    »So was in der Art.« Er gab ihm eine kurze Zusammenfassung dessen, was er von Taggard erfahren hatte, und fragte dann: »Sagt dir der Begriff Ostraktion etwas?«
    »Ostraktion?« Frieder dachte lange nach. »Nein. Nie gehört.«
    »Darum ging es bei der Sache. War irgendein Verfahren.«
    »Das sagt mir nichts«, erklärte Frieder. »Alles, was ich weiß, ist, dass Vater es für seine bedeutendste Erfindung hielt.«
    »Nicht nur er offenbar.«
    Frieder seufzte. »Dabei waren seine übrigen Erfindungen schon nicht ohne. Weißt du …? Nein, weißt du nicht. Also: Es könnte sein, dass Vaters Solaranlage doch noch ihren Durchbruch erlebt.«
    »Hat sie das nicht längst? Ich meine, deine Firma –«
    »Das Funktionsprinzip ist auf heiße Länder zugeschnitten, das meine ich.« Frieder grinste, das hörte man. »Du bist übrigens nicht unbeteiligt.«
    »Bitte?«
    »Nachdem du abgezwitschert bist, musste ich ja deine Sachen aus der Klinik abholen. Dabei habe ich einen Araber kennen gelernt, der sich für die Solaranlage dort auf dem Reha-Bad interessiert hat. Und, oh wundersame Wege des Schicksals, inzwischen ist dieser Mann neuer saudischer König und will sich eine Testanlage in die Wüste stellen lassen. Von mir.«
    »Gratuliere«, sagte Markus und sah auf seine Zeitung hinab. Da war ein Bild des Königs, wenn er das richtig sah. Ein alter Mann mit weißem Kopftuch und markanten Gesichtszügen.
    »Hier steht gerade alles Kopf deswegen, das kann ich dir sagen«, meinte Frieder.
    »Toll.« Er hätte ihm noch etwas zu sagen gehabt, aber dann musste er an das ECHELON -System denken, dessen Computer alle Telefone überall auf der Welt abhörten, und beschloss, es zu lassen.
    Sie verabschiedeten sich, er versprach, sich so bald wie möglich wieder zu melden, und so weiter. Danach stöberte Markus ohne große Hoffnung in einem Ständer mit Landkarten, wurde aber zu seiner Überraschung fündig. Zweifellos war die Karte des nordöstlichen Oregon, die er kaufte, nicht mehr ganz neu, doch das spielte hoffentlich keine Rolle. Er fand noch zwei Briefumschläge samt Briefpapier, bezahlte und fuhr weiter.
    Das Amerika, in das er kam, war nicht mehr das Land, das er gekannt hatte.
    Die Straßen, auch die vier- und sechsspurigen Highways, waren so leer, als laufe gerade das Endspiel der Baseballmeisterschaft oder als habe eine Seuche die Einwohner dahingerafft. Wenn man Fahrzeuge sah, waren es meist Busse oder Lastwagen; einzelne PKW s sah Markus so gut wie keine.
    Das war unangenehm, denn es hatte zur Folge, dass man ihm nachsah. Wenn er an einem Bus

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