Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
hinaus aus dem Dorf Bare Hands Creek und in den Wald hinein, immer der Straße nach, wo er dann richtig Licht machte und fuhr, so schnell er konnte.
Kapitel 47
E s war kalt, Licht drang durch seine Augenlider, und er lag irgendwie verkrümmt und eingezwängt da. Auf dem Rücksitz eines Autos, sah er, als er die Augen öffnete. Ach ja, richtig. Halb so wild. Er würde nie wieder aufrecht stehen können, aber wenigstens war er frei.
Zu kalt war es. Die Decke, die er dabeihatte, war nicht warm genug. Mist. Mühevoll, sich hochzustemmen. Die Scheiben waren beschlagen; alles, was man sehen konnte, war, dass es schon Tag war. Egal, er wusste auch so, dass er auf einem schmalen Waldweg stand, in der Deckung eines Busches.
Er stieß die Tür auf. Kalte Luft kam herein, klamm und feucht. Auf allen vieren, und endlich sich aufrichten … Es ging also doch noch. Bäume ringsum, die in den Himmel ragten, und Vögel, die ihn schreiend auspfiffen.
Durch die Fahrertür stieg er wieder ein. Er musste jetzt sofort rausfinden, ob der Wagen ansprang. Die Zeiten, als man einen Rettungsdienst rufen konnte, waren zweifellos für immer vorbei, dachte er, während er vorglühte. Und neunundzwanzig, dreißig … Er drehte den Schlüssel, und der Motor kam.
Eine halbe Stunde später hatte Markus den Wald hinter sich, gleich darauf kam eine Siedlung. Nicht groß, zwei Dutzend Häuser entlang der Straße, eins davon ein kleiner Supermarkt oder Drugstore oder so etwas. Vor dem hielt er. Der Ort sah aus wie tot, aber in der Ladentür hing ein Schild We’re open .
Die Tür ging tatsächlich auf, mit einem leisen, schabenden Geräusch. Irgendwo hinter all dem vollgestopften Durcheinander, dem Markus gegenüberstand, ertönte eine Glocke.
Neben der Kasse gab es eine Theke, davor standen drei Barhocker. Bei einem war das Polster aufgeplatzt. An der Wand dahinter eine Kaffeemaschine, darüber eine amerikanische Flagge und ein schäbiges Fernsehgerät. Vielversprechend. Und Zeitungen gab es auch, massenhaft sogar, wenn sie auch etwas unordentlich und ausgebleicht aussahen.
Das hatte seinen Grund. Markus fand eine Washington Post von Anfang Februar, alle anderen Blätter waren entweder noch älter oder so lokal, dass er nichts damit anfangen konnte.
»Es kommen keine neuen mehr«, erklärte eine brüchige Stimme.
Markus drehte sich um. Eine alte Frau kam, an einem bonbonrosafarbenen Krückstock gehend, hinter einem Regal hervor.
»Zeitungen«, fuhr sie fort. »Der Wagen bleibt fort. Weiß nicht, warum. Ich hab angerufen, aber ich versteh nicht, was die mir erklärt haben.«
Markus hob die Post . »Ist okay. Ich nehm die hier.« Eine alte Zeitung war ihm grade recht, um mehr über das zu erfahren, was inzwischen in der Welt passiert war. Saudi-Arabien hatte einen neuen König, und auch noch einen, der sich vom Volk hatte wählen lassen. Das war doch zum Beispiel interessant.
»Ich geb sie Ihnen für einen Dollar. Weil sie nicht mehr neu ist.«
Markus fischte einen Dollarschein aus der Hosentasche und legte ihn neben die Kasse. »Sagen Sie, kann ich auch einen Kaffee haben?«
»Nur frisch gebrühten. Eine Tasse. Siebzig Cent.«
»Okay.«
Sie holte ein abgepacktes Filterpad aus einer Schachtel und steckte es in die Maschine. »Milch?«, fragte sie, während der Apparat loszischte, und hob eine Milchflasche hoch, in der nur noch eine bleiche, käsige Substanz war. »Oh. Die ist nicht mehr gut.«
»Ich trink ihn sowieso schwarz«, sagte Markus rasch.
»Auch keinen Zucker?« Sie nahm die Tasse und verschüttete die Hälfte, bis sie sie vor ihm auf der Theke hatte.
»Nein, danke.« Markus deutete auf ein Drahtregal, in dem abgepackte Gebäckstücke lagen. »Kann ich hiervon was nehmen?«
»Der Preis steht dran.«
Er entschied sich für ein undefinierbares Hefegebäck mit nicht allzu viel Zuckerglasur. Es schmeckte wie Stroh. Er suchte auf der Verpackung nach dem Haltbarkeitsdatum und stellte fest, dass es ein halbes Jahr zurücklag.
»Die sind alle weg«, sagte die Frau. »Wollten mich zwingen, mitzugehen, stellen Sie sich vor. Und wer kümmert sich dann um die Katzen, hab ich gefragt? Und wer um den Laden? Es muss sich doch jemand um den Laden kümmern.« Sie beäugte ihre Vorräte zweifelnd. »Na ja. Es kommt fast niemand zur Zeit. Hätte vielleicht auch mit fortgehen können.«
Markus musterte sie. Sie musste wenigstens achtzig sein. Sie hatte weißes, formloses Haar, war ausgemergelt, und entlang ihres Gesichts sah man weiße
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