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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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vorbeikam, verdrehten die Insassen die Köpfe; standen einmal Leute am Straßenrand, unterbrachen sie ihre Gespräche und sahen ihm nach, wenn er vorbeifuhr. Und nicht wenige dieser Leute trugen Ledergürtel mit Revolvern im Holster.
    In vielen Orten, durch die er kam, standen reihenweise FOR - SALE -Schilder vor verlassenen Häusern. In Industriegebieten war es noch schlimmer; sie sahen vielfach aus wie von einer unbekannten Naturkatastrophe verheert: angekohlte Stahlgerippe, wo Hallen abgebrannt waren, ganze Fensterfronten, in denen keine einzige Scheibe mehr heil war, und zerbeulte, geplünderte Autos vor verfallenden Händlerbaracken. An manchen Gebäuden, deren sämtliche Öffnungen mit Brettern vernagelt waren, hingen verwitterte SELL-OUT -Plakate.
    In McCall fand er eine Telefonzelle, die noch funktionierte. Er rief die Polizei an. Der Mann, mit dem er sprach, seufzte, versprach aber, man werde sich um die alte Frau kümmern.
    In Meadows hielt er an, holte die Briefumschläge hervor und schrieb zwei Briefe. Beide adressierte er an Frieder, beide enthielten denselben knappen Bericht über seine Erlebnisse und das, was er von Charles Taggard erfahren hatte. Einen davon brachte er in Meadows auf die Post, wo man ihm versicherte, dass Briefe ins Ausland noch zugestellt würden, allenfalls etwas später als gewohnt.
    Den zweiten Brief gab er in Fruitvale auf. Konnte die NSA auch heimlich den gesamten Briefverkehr überwachen? Eher nicht. Das ließ sich nicht mit Computern erledigen, dazu hätte man Arbeitskräfte in gigantischer Zahl benötigt, die Briefe öffneten, lasen und wieder verschlossen.
    Hier und da schienen noch Supermärkte in Betrieb zu sein. Sie waren mit massiven, sichtlich rasch zusammengeschweißten Stahlgittern vor allen Zugängen gesichert, die Parkplätze davor lagen weitgehend leer, und wo jemand seine Einkäufe zu seinem Auto schob, wurde er von einem Uniformierten begleitet, der ein Gewehr über der Schulter trug und den Einkaufswagen anschließend wieder mit hineinnahm. Die Tankstellen warben noch mit niedrigen Benzinpreisen, waren aber mit Ketten abgesperrt, die Zapfsäulen abgeschlossen. NO GAS LEFT informierte ein handgeschriebenes Schild unmissverständlich.
    Markus fuhr an all dem vorbei. Er hatte Vorräte im Auto, fuhr ruhig, gleichmäßig, sparsam. Nicht zu schnell, sowieso. Möglichst wenig beschleunigen. So schnell wie möglich hochschalten. Er hatte das Gefühl zu spüren, wie der Diesel in den Vergaser strömte, wie der Inhalt des Tanks weniger und weniger wurde. Es war beinahe schmerzhaft, aber es half ihm, seinen Gasfuß im Zaum zu halten und nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen.
    Militär war reichlich auf den Straßen. Immer wieder graugrüne Transporter voller Soldaten, die seinen Wagen ebenfalls anstarrten. Und immer wieder Reihen klobiger Panzerfahrzeuge, unterwegs zu unbekannten Zielen und Einsätzen.
    Einmal kam er an eine Tankstelle, die noch in Betrieb war. Das Gelände, auf dem sie stand, war ringsum mit Betonpfosten und Stacheldraht gesichert. Die Frau, die in einer vergitterten Kabine an der Zufahrt saß, schrie ihm durch einen schmalen Schlitz in der Scheibe entgegen: »Für wie viel?«
    »Hundert Dollar«, rief Markus zurück. »Diesel!«
    Sie verdrehte die Augen, nahm die Scheine, die er ihr hinschob, tippte etwas in ihre Kasse und schrie: »Nummer zwei!«
    Markus rollte zur Zapfsäule 2 . Man wurde bedient, immerhin. Ein stumpf dreinblickender Mann erhob sich von einem Stuhl, hantierte mit dem Zapfschlauch, und die Anzeige schaffte es knapp über 7 Gallonen, bis Schluss war.
    Kurz bevor er Oregon erreichte, stotterte der Motor zum ersten Mal. Er rollte an den Straßenrand, ließ den Wagen eine Weile auskühlen, lauschte der unheilschwangeren Einsamkeit ringsum. Dann versuchte er es noch einmal, aber es hörte sich immer noch nicht gut an.
    Also musste er sich doch die Hände schmutzig machen. Unlustig öffnete er die Motorhaube, rief sich ins Gedächtnis, was ihm Keith über diese schmierigen, stinkenden Maschinen erzählt hatte, und überlegte. Das da war wohl die Kraftstoffleitung. Wenn man bedachte, woher seine erste Tankfüllung stammte, war der Verdacht sicher nicht zu weit hergeholt, dass hier einfach irgendwas verstopft war.
    Er holte das Werkzeug. Sehr vorausschauend, welches mitzunehmen. Nach einigen Versuchen gelang es ihm, die Leitung abzuschrauben. Tatsächlich, da war ein kleines Filternetz, total zugesetzt mit etwas, das wie feingemahlener Rost

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