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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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obersten Reihe lagerten Magnetbänder und große, labbrige Fünfeinviertel-Zoll-Disketten.
    »Na toll«, murrte Markus. »Dafür kriegt man heutzutage gar keine Laufwerke mehr.«
    »Du beginnst am falschen Ende«, meinte Amy-Lee und zog eine der Schubladen ganz unten auf. »Ein kleines Kind kommt nur an die unterste Reihe.«
    »Was für ein Kind?«
    »Ich«, erwiderte sie. »Der Traum, von dem ich dir mal erzählt habe, erinnerst du dich? Es war nicht in Seattle. Es war hier.« Sie hielt ihm eine große, speckige Karteikarte hin. Blassgelb, an den Rändern verstaubt und eingerissen, mit dünnen roten Linien.
    Und ganz oben stand Westermann, Alfred . Mit Schreibmaschine getippt.
    »Ich werd verrückt«, entfuhr es Markus. Er nahm ihr die Karte ab.
    In der Zeile darunter, etwas eingerückt, stand:
    Ostraktion(II I - 2010 , source:Eurocontact) .
    Er sah Amy-Lee an, die sich gerade mühsam wieder in aufrechte Position brachte. »Das musst du mir jetzt erklären.«
    Sie stützte sich auf den Karteischrank. »Ja. Muss ich wohl. Also – soweit ich verstanden habe, was Dad mir erzählt hat, war es folgendermaßen: Als Mutter krank wurde, hat er alle Hebel in Bewegung gesetzt, um ihr zu helfen. Es war eine seltene Krankheit, über die wenig bekannt war, also beschloss er, die Forschung in eigener Regie voranzutreiben. Er suchte erst nach einer Universität, die sein Geld nehmen und einen entsprechenden Forschungszweig einrichten würde, fand aber keine. Dann versuchte er, ein eigenes Institut zu gründen, bekam jedoch nicht die nötige Erlaubnis – immerhin ging es um Bakterien und andere gefährliche Dinge. Schließlich stieß er auf eine Forschungsanlage der Regierung, die diese gern losgeworden wäre.«
    Markus deutete zu Boden. »Dieses Anwesen hier.«
    »Genau. Damals war das ein unter Präsident Carter gegründetes Forschungsinstitut, das an alternativen Energien forschte, an Bakterien, die Ölschlamm und andere Schadstoffe auflösen sollten, und so weiter. Die Reagan-Administration wollte das Ding einfach loswerden. Weil die Anlage aber ursprünglich ein Labor des Militärs gewesen ist und das ganze Tal Sperrgebiet, verkaufte man es Dad als Gesamtpaket.«
    Eine Erinnerung. Wang, wie er auf sein Tal zeigte. »Darum hat dein Vater gesagt, er hätte das Tal gekauft, um zu versuchen, deine Mutter zu retten.«
    »Es hat bloß nichts genützt. Sie ist gestorben, ehe auch nur die nötigsten Umbauarbeiten begonnen hatten.«
    Markus sah sich um, staunend. »Und dann?«
    »Seither hat Dad dieses Gebäude nicht mehr betreten. Ich musste es erst wieder herrichten lassen.«
    »Unglaublich.« Markus schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    Amy-Lee stemmte eine Hand in den Rücken. »Dann lass uns aufhören zu reden und endlich diese Erfindung aufstöbern.«
    Es war nur noch ein Spaziergang. Die römische Drei bezeichnete den Archivraum schräg gegenüber. Markus holte den Schlüssel für den Aktenschrank mit der Aufschrift 1 - 2999 , und gleich darauf hievte er mehrere dicke Manila-Mappen sowie einen Faltkarton aus dem untersten Schubfach, auf denen dick Ostraktion stand.
    Der größte Teil der Unterlagen war in Deutsch verfasst, teilweise in der Handschrift seines Vaters, der Rest auf einer Schreibmaschine getippt. Er breitete alles auf dem Boden der Wohnküche aus, und dann sahen ihm die beiden Frauen zu, wie er sich durch die Papierstapel las.
    » Ostraktion «, konnte er schließlich erklären, »soll eine Abkürzung für osmotische Extraktion sein.«
    »Wow«, sagte Amy-Lee. »Jetzt weiß ich Bescheid.«
    »Die Erfindung meines Vaters«, fuhr Markus fort, fasziniert von dem, was er las, »sollte dazu dienen, aus nahezu beliebigen pflanzlichen Abfällen, wie sie in der Landwirtschaft ohnehin in großen Mengen anfallen, Alkohol zu gewinnen. Und zwar speziell zu dem Zweck, Motoren damit zu betreiben.«
    Jetzt hatten sie verstanden. »Als Ersatz für Benzin?«
    »Genau. Das Grundprinzip ist folgendes: Die pflanzlichen Abfälle werden zerkleinert und mithilfe von Bakterien zur Gärung gebracht. So weit klassisch, Bier wird so ähnlich gebraut. Das Problem dabei war immer, dass alkoholerzeugende Bakterien schon bei einem relativ geringen Alkoholgehalt absterben – sie bringen sich sozusagen selber um. Wenn man Alkohol gewinnen wollte, der sich zur Verbrennung eignet, musste man ihn bisher aufwändig destillieren, ein Energieaufwand, durch den der Wirkungsgrad unter eins gerutscht ist.«
    »Sodass es sich

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