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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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entworfen hatte.
    Der Fahrstuhl brauchte nur fünfundzwanzig Sekunden bis nach oben. Danach hatte Taggard Ohrenschmerzen von dem abrupten Druckunterschied. Immerhin, der Ausblick über die Stadt in der Wüste war spektakulär.
    Während ein Ober ihn zu dem Tisch brachte, an dem Donald auf ihn wartete, fielen Taggard die vielen Zweiertische auf, an denen Pärchen saßen, deren Gebaren etwas Verstohlenes an sich hatte. Offenbar diente das Restaurant als heimlicher Treffpunkt von Liebespaaren; da praktisch alle Frauen unverschleiert waren, konnte es nur so sein, dass die Sittenwächter hier keinen Zutritt hatten.
    Donald Hartfield sah älter aus, als er ihn in Erinnerung hatte, und auch härter. Sein Gesicht war kantig, die kurz geschnittenen Haare grau, genau wie seine Augen, deren Blick illusionslos wirkte.
    Spektakulär waren auch die Preise auf der Speisekarte. Die Menüs begannen bei hundert US -Dollar, pro Person, verstand sich. Und die Sündigkeit des Restaurants kannte ihre Grenzen: Zu trinken gab es nur Fruchtsäfte oder Wasser.
    »Ich habe deinen Bericht bekommen«, sagte Donald, nachdem sie den Teil mit den Erinnerungen an die Ohio State abgewickelt hatten. »Hast du ihn sonst noch an jemand geschickt?«
    »Bis jetzt nicht«, sagte Taggard.
    »Gut.« Die Vorspeise kam. Die Küche des ›Globe‹ war mediterran, mit viel Gemüse und Olivenöl. »Du machst dir übrigens Illusionen darüber, wer auf dieser Welt das Sagen hat.«
    Taggard nahm den ersten Bissen. »Sind das nicht wir? Dachte ich immer.«
    »Sind wir auch.«
    »Aber auf Widerruf. Die Saudis können uns jederzeit das Licht ausknipsen.«
    Donald schüttelte den Kopf, mit nachsichtigem Grinsen. Dann sah er Taggard eine Weile kauend an, als überlege er, wie er ihm beibringen könne, was er ihm beizubringen hatte.
    »Du warst doch mal bei ›Eurocontact‹, nicht wahr?«, fragte er schließlich.
    »Ja«, sagte Taggard.
    »Da habt ihr doch auch nicht bloß die Art Geschäfte gemacht, die in euren Firmenprospekten erklärt worden sind. Sondern ihr habt dafür gesorgt, dass die Europäer uns nicht auf der Nase herumtanzen und dass sie nicht mit den Sowjets ins Bett gehen.«
    Taggard nahm einen Schluck Wasser. Das war etwas, das ein Außenstehender nicht wissen konnte. »Über gewisse Aspekte meiner damaligen Arbeit darf ich nicht reden«, sagte er.
    Donald grinste. »Schon klar. Wir sind Kollegen. Ich bin bei HEAD . Noch so eine Consultingfirma. Wir machen dasselbe wie ihr damals, nur im wilden Rest der Welt.«
    »Ach ja?«
    »In armen Ländern läuft das Spiel natürlich ein bisschen anders«, erklärte Donald. »Da gibt’s keine Erfindungen zu holen, und Wirtschaftsbosse, denen man den Stuhl absägen muss, sind auch eher selten. Wir bauen diese Länder auf. Fachleute wie ich erstellen für die Regierungen Gutachten, wie unglaublich rentabel und fortschrittlich irgendwelche riesigen Infrastrukturprojekte sein werden – Stromnetze, Straßen, Staudämme, Häfen und so weiter – und wie sie damit die wirtschaftliche Kraft ihres Landes steigern. Sobald wir sie überzeugt haben, vermitteln wir ihnen auch die nötigen Kredite. Günstige Kredite. Die einzige und auch nachvollziehbare Bedingung ist, dass sämtliche Aufträge an amerikanische Firmen gehen müssen.«
    »Das Geld verlässt die USA also gar nicht.«
    »Nein. Es wird von Banken in Washington an Ingenieursbüros in Boston oder L.A. überwiesen. Aber das jeweilige Land muss natürlich alles zurückzahlen, die gesamte Summe zuzüglich Zinsen. Und wir kalkulieren so schlau, dass sie das bald nicht mehr können. Was dann? Dann wird über Stundungen verhandelt. Dafür wollen wir aber Gegenleistungen. Einen Militärstützpunkt vielleicht. Oder Zugang zu Ressourcen. Manchmal auch nur, dass sie bei den UN so stimmen, wie wir das gerne möchten.«
    »Und das funktioniert?«
    »Seit Jahrzehnten. Der Kniff ist, darauf zu achten, dass wir der jeweiligen Oberschicht in dem Land nicht wehtun. Wir lassen sie in Geld schwimmen. Genug Geld, dass sie ein bisschen davon weitergeben und sich die Unterstützung kaufen können, die sie brauchen.«
    Taggard schob den halb geleerten Teller von sich. Ihm war der Appetit vergangen. »Das ist nicht fair.«
    »Stimmt.« Donald kaute unbeeindruckt weiter. »Aber wir sind nicht bei den Olympischen Spielen. Es geht nicht darum, fair zu spielen. Es geht darum, zu gewinnen.«
    »Das ist nicht die Art von Politik, die die Gründerväter gewollt haben. Das ist die Art von Politik,

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