Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Preis, den wir brauchen, damit alles rund läuft.« Donald lehnte sich zufrieden zurück. »In aller Bescheidenheit – das war unser Meisterstück.«
Taggard stocherte nachdenklich in seinem Fisch. »Habt ihr nicht Angst, dass das alles einmal in sich zusammenbricht?«
Donald Hartfield schüttelte den Kopf. »Auf lange Sicht gewinnen wir immer. Und wer sich uns widersetzt, bezahlt irgendwann dafür.«
Charles Taggard sah auf das Geschirr hinab, las die Inschrift The Globe – Al-Faisaliah Tower . »König Faisal hat sich den USA widersetzt.«
Donald nickte. »Eben.«
»Was meinst du damit?«
»Du weißt doch, was aus ihm geworden ist?«
»Er wurde von einem Neffen ermordet. Der geistesgestört gewesen sein soll.«
Donald faltete bedächtig die Hände und lächelte überlegen. »Exakt. 1975 war das, kurz nach dem Embargo. MIKADO arbeitet gern mit Unfällen, wie du weißt. Aber es gibt dort ein paar Leute, die sind spezialisiert auf geistesgestörte Einzeltäter.«
Kapitel 53
Gegenwart Fast ein Jahr später
W erner kam spät, wie immer. Seit er den größten Teil der Strecke mit der Eisenbahn fuhr, dauerte es mehr als doppelt so lange. Es war anstrengend in den stets vollen Zügen und langwierig mit dem Umsteigen, aber für die meisten – auch für sie – war die Eisenbahn das einzig noch erschwingliche Verkehrsmittel für größere Strecken.
»Was gibt’s Neues?«, murmelte er und küsste Dorothea erschöpft auf die Wange. Er roch nach Rauch. Nicht nach Zigarettenrauch – kaum jemand konnte sich noch Tabak leisten –, sondern nach dem Smog der Großstadt. Seit wieder viel Holz und Kohle verfeuert wurde, lagen erneut dicke braune Wolken über den großen Städten, nahmen die Fälle von Asthma und Pseudo-Krupp zu. Und das Kohlebenzin hatte sich als wahre Dreckschleuder entpuppt, auch wenn die Hersteller versprachen, die nächste Ausbaustufe der Anlagen werde das alles ändern.
»Ein Brief von Markus ist gekommen«, erzählte Dorothea. Der Tisch war schon gedeckt, das Essen – ein schlichter Gemüseeintopf – so gut wie fertig.
»Und? Was gibt’s Neues?«
»Joy Carolin läuft inzwischen wie eine Wilde, sie kriegen sie kaum gebändigt. Du musst dir das Foto ansehen. So ein hübsches Kind.«
Werner öffnete den Kühlschrank. »Haben wir noch Bier?«
»Eins. Im unteren Fach.«
»Das brauch ich jetzt«, sagte er und fischte die braune Flasche heraus. »Und der Prozess?«
Dorothea hob den Deckel vom Topf, rührte noch einmal um. »Ja. Der ist vorbei.«
»Und?«, fragte Werner, den Flaschenöffner in der Hand.
»Dasselbe Urteil wie in der ersten Instanz. Vater in betrügerische Geschäfte verwickelt, und so weiter und so fort.«
»Amy-Lee erbt also nichts?«
»Keinen Cent. Und die Anwaltskosten waren so hoch, dass sie’s jetzt bleiben lassen müssen. Sie haben die Farm und die Werkstatt und noch ein bisschen Geld, und damit müssen sie irgendwie durchkommen.«
Werner öffnete die Bierflasche mit einer grimmigen Bewegung. »Aber diese Beweise waren gefälscht, hat dein Bruder gesagt. So was muss man doch feststellen können.«
»Offenbar hat der Staat kein Interesse, so was festzustellen, wenn er dafür zweihundert Milliarden Dollar einziehen kann.« Sie nickte in Richtung Flur. »Du kannst den Brief lesen; ich hab ihn auf den Telefontisch gelegt.«
Werner setzte sich seufzend, rief nach Julian und meinte dann: »Und von der TDP -Anlage? Immer noch nichts?«
»Nein. Bloß der Brief und ein Prospekt von einer Firma, die alte Computer aufkauft.«
»Ja, das ist grade das große Geschäft. Neue sind so teuer geworden … Wegen des Silbers, das man dafür braucht. Ist scheinbar energieintensiv, das zu gewinnen.«
Die Bauarbeiten an der TDP -Fabrik zogen und zogen sich. Inzwischen war der dritte Termin vorbei, zu dem die Anlage diesmal ganz bestimmt funktionieren und als Erstes die Haushalte der Anteilseigner mit Heizöl beliefern sollte.
Lieferprobleme, wie überall. Aber wenn da nicht bald was kam, würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als die Heizung doch umbauen zu lassen. Von Geld, das sie nicht hatten.
Julian kam zu Tisch, ließ sich auf den Stuhl fallen und rümpfte die Nase. »Schon wieder Kartoffeln!«
»Ja«, erklärte Dorothea bestimmt, »und morgen wird es wieder Kartoffeln geben. Es gibt das, was wir haben.«
»Sei froh, dass wir überhaupt was haben«, knurrte Werner. »Hast du nicht die Nachrichten gesehen? Von den Kindern, die in Bulgarien hungern?«
»War das nicht in
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