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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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gegen die sie gekämpft haben – die Politik des britischen Empire.«
    Donald leerte seinen Teller unbeeindruckt. »Die Gründerväter in Ehren, aber damals war die Welt groß genug für alle. Das ist sie heute nicht mehr. Heute gibt es nur zwei Alternativen: Entweder wir kontrollieren die Welt, oder die Welt kontrolliert uns.«
    »Also kontrollieren wir die Welt.«
    »Genau. Du hast nicht Unrecht; was wir tun, ist die modernste Variante, ein Weltreich zu errichten. Wesentlich unblutiger, als das die alten englischen Kolonialherren gemacht haben.« Er lächelte überheblich. »Es ist eine mentale Sache. Unser Imperium ist so abstrakt, dass die meisten überhaupt nicht durchschauen, was da passiert.«
    »Ein paar durchschauen es bestimmt.«
    Donald lachte auf. In diesem Moment sah er wieder aus wie der schlaksige Junge mit den Super-Noten und dem rasiermesserscharfen Verstand, der ihm am Ende einer alkoholreichen Nacht einmal anvertraut hatte, dass selbstredend die klügsten Köpfe bestimmen müssten, wo es langgehe, nicht Mehrheitsverhältnisse. »Und was wollen die machen? Wenn die anderen gar nicht kapieren, wovon sie reden?«
    Sie schwiegen, während der Ober die Teller abräumte und eine neue Flasche Wasser brachte.
    »Und was hat das alles mit mir zu tun?«, fragte Taggard dann.
    »Ich wollte verhindern, dass du deinen Bericht als Nächstes an, sagen wir, die Washington Post schickst. CIA -Mann packt aus – so was reizt Journalisten gern zu Höchstleistungen. Unnötiger Stress, wenn du mich fragst.« Er rieb sich das Ohrläppchen. »Weißt du, die MIKADO -Leute gibt es immer noch. Aber wir finden es immer etwas peinlich, wenn wir sie rufen müssen.«
    »Und wen ruft ihr, wenn die Sauds den Ölhahn zudrehen?«
    »Werden sie nicht tun. Nie.«
    Das Hauptgericht kam. Fisch. Absurd, mitten in der Wüste. Vermutlich wurde er von der Küste eingeflogen. Für diese Preise war das ja wohl nicht zu viel verlangt.
    »Was du da erzählt hast, trifft alles nicht auf Saudi-Arabien zu. Ich glaube kaum, dass die einen Kredit gebraucht haben.«
    »Stimmt.« Donald betrachtete seine Fingernägel. »Das war ein Problem. Nachdem das mit dem Öl losging, hatten die Saudis auf einmal irrsinnig viel Geld, mit dem sie nicht umgehen konnten. Eine Herausforderung, sie trotzdem an den Haken zu kriegen, nicht wahr? Wir haben ihnen angeboten, das für sie zu managen.«
    »Bitte?«
    »Dasselbe Spiel, bloß dass wir deren Geld ausgeben konnten. Was den Vorteil hatte, dass der Kongress nicht zustimmen musste und niemand beanspruchen konnte, in die Bücher zu schauen. Auf die Weise macht alles viel mehr Spaß.«
    Taggard musterte seinen ehemaligen Studienkollegen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Hartfield unaufdringlich, aber teuer gekleidet war. Der Anzug sah italienisch aus, die Uhr an seinem Handgelenk kostete unter Brüdern wenigstens fünfzigtausend Dollar. Spaß – das war für Donald Hartfield seit eh und je ein Synonym für Geld gewesen.
    »Wir haben ihnen gesagt, sie sollten mit ihrem Geld US -Staatsanleihen kaufen.« Er konnte ein glucksendes Lachen nur mit Mühe bändigen. »Fanden sie gut. Ist ja auch eine tolle, sichere Anlage, wie wir alle wissen. Und von den Erträgen haben sie all die Straßen, Hochhäuser, Wasserleitungen, Flughäfen, Städte in der Wüste und so weiter bezahlt, die amerikanische Firmen für sie gebaut haben. Wir nannten das Petrodollar-Recycling .« Er fing sich wieder. »Das Hauptziel war natürlich, Saudi-Arabien mindestens so abhängig von uns zu machen, wie wir es von ihnen waren.«
    Taggard schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, wie sie sich darauf einlassen konnten.«
    »Sie mussten.«
    »Und warum?«
    Donald lächelte sardonisch. »Weil die Sauds um ihre Macht fürchten müssen, seit sie das süße Leben kennen, das viel Geld ermöglicht. All die Partys, die Nächte im Spielcasino, die Orgien mit einem Dutzend Prostituierten. Das Jetset-Leben. Der Alkohol.«
    Charles Taggard sah seinen ehemaligen Studienkollegen an. Er begriff. »Weil das … unwahhabitisch ist!«
    »Exakt. Das Bündnis mit den islamischen Puritanern war bis dahin die Basis ihrer Macht, die Rechtfertigung ihres Herrschaftsanspruchs. Aber um das aufrechtzuerhalten, hätten sie zu einem Leben zurückkehren müssen, das sie nicht mehr wollten. Also wurden wir die Garanten ihrer Herrschaft. Das war der Deal. Amerika schützt das Haus Saud, notfalls auch gegen andere arabische Länder. Dafür kriegen wir das Öl garantiert und zu dem

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