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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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waren darunter, mit denen sich die Verständigung schwierig gestaltete. Was diese mit dem Öl anfingen, das da aus der Erde drang und den Boden verunreinigte, verlor Westermann zunächst jedoch aus dem Blick. Er hatte andere Sorgen.
    Die Arbeiten an der Bagdadbahn gingen weiter. Die Krupp AG lieferte Schienen, die Firma Philipp Holzmann baute prächtige Bahnhöfe, und die Bahningenieure gruben sich, zusammen mit einem Heer von Arbeitern, das bald in die tausende ging, durch die anatolischen Berge und spannten Brücken über die Täler dazwischen. Über vierzig Tunnel mussten auf einer Strecke von nur 64 Kilometern getrieben werden. An der höchsten Stelle verlegte man die Gleise in einer Höhe von fast fünfzehnhundert Metern, und dies in unwegsamem, unzugänglichem Gelände. Doch trotz aller Schwierigkeiten, aller technischen Herausforderungen, aller finanziellen Probleme und all jener Vorfälle, bei denen man nie herausbekam, ob sie Unglücke oder Sabotage gewesen waren, kroch der Strich auf der Landkarte, der den Baufortschritt bezeichnete, stetig voran.
    Seit dem Gespräch mit Gulbenkian las Westermann jedoch die Nachrichten und auch die Anweisungen, die aus Berlin kamen, mit anderen Augen. Wie hatte er so naiv sein können? Natürlich, es ging um wirtschaftliche Vorteile für alle Beteiligten, und von diesen war reichlich die Rede. Doch zwischen den Zeilen konnte man unschwer auch die militärischen und strategischen Interessen herauslesen. Nicht nur Deutschland strebte an, seinen Einfluss in der Region zu stärken, auch der Sultan wollte vorrangig seinem niedergehenden Reich mit der Eisenbahn ein stählernes Rückgrat einziehen. Die finanziellen Garantien, die er dem Projekt gegeben hatte – ein Aspekt, über den sich Friedrich Westermann vorher nie auch nur eine Sekunde den Kopf zerbrochen hatte –, waren vor allem im Hinblick auf die Möglichkeit erfolgt, künftig seine Truppen schnell und einfach per Bahn verschicken zu können.
    Noch ehe die Trasse zur Gänze vermessen war, zwang ein Fieber, das lange dauerte und von dem er sich nur schwer erholte, Friedrich Westermann, um Versetzung nachzusuchen. Von einer ruhigen Stellung am Schreibtisch aus – in Berlin zuerst, später dann, nachdem er geheiratet hatte und seine Frau aus der Großstadt wegwollte, ehe sie an Kinder zu denken bereit war, aus der Nähe von Chemnitz – verfolgte er jedoch weiterhin die Entwicklung des Projekts. In jeder Zeitung suchte er zuerst nach Mitteilungen über den Fortgang der Bauarbeiten, ließ sich die Berichte der Anatolischen Eisenbahngesellschaft schicken und pflegte die Kontakte zu seinen vormaligen Kollegen.
    Manches von dem, was er erfuhr, erfüllte ihn mit Entsetzen. Nicht nur, dass im Herbst das Denguefieber wütete und im Winter die Influenza und dass Räuberbanden die Arbeiten bedrängten, es hieß auch, die osmanische Regierung stelle in zunehmendem Ausmaß Zwangsarbeiter ab, die unter erbärmlichen Bedingungen gehalten wurden, nur Wasser und Brot bekamen und die man, wenn sie bei der Arbeit zusammenbrachen und starben, gleich neben der Bahnlinie verscharrte. Diejenigen, die ihm das erzählten, taten es unter dem Siegel der Verschwiegenheit und mit Entsetzen in den Augen, und das war der Moment, in dem Westermann zum ersten Mal froh war, nicht mehr dabei zu sein.
    Doch es ging weiter, auch wenn erst Weihnachten 1912 die ersten zweihundert Kilometer der neuen Strecke eingeweiht werden konnten und die Züge ihren Linienverkehr aufnahmen.
    Und dann war es tatsächlich Serbien.
    Anders als seine Landsleute erklärte Friedrich Westermann von Anfang an, es werde um die Ermordung des österreichischen Prinzen zu viel Aufhebens gemacht. Bei allem nötigen Respekt vor dem Leben und der Obrigkeit – aber was am Tod eines Thronfolgers rechtfertigte einen Krieg, zwischen allen europäischen Großmächten zumal? Und wieso stellte niemand außer ihm diese Frage?
    Im Stillen musste er allerdings zugeben, dass er sich das ohne jenes eindrückliche Gespräch mit Gulbenkian auch nicht gefragt hätte. So aber kam ihm die Tatsache, dass das Attentat ausgerechnet in Sarajewo stattgefunden hatte, einer Stadt entlang der immer noch nicht vollendeten Bahnlinie nach Bagdad, ausgesprochen verdächtig vor und keineswegs wie ein nebensächliches Detail.
    Seinem Mitarbeiter von damals, Hans Pfeffer, schien das genauso gegangen zu sein. Jedenfalls bekam Westermann, kurz bevor der Krieg dann tatsächlich ausbrach, noch eine Karte von ihm – aus

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