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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ähm …« – er musste die Seite aufschlagen und die Zahl noch einmal nachlesen – »einhundert Milliarden Dollar.« Er hüstelte. »In der Tat, da steht Milliarden. Allerhand. Möchte wissen, wie die auf so eine Zahl kommen.«
    »Was noch?«, fragte Markus.
    Rasches Blättern in der Akte. »Weiter liegt ein Auslieferungsersuchen der USA vor. Erstens wegen Drogenkonsums – die medizinischen Untersuchungen im Krankenhaus in Bloomsburg haben entsprechende Verdachtsmomente ergeben, die an die Bundesbehörden gemeldet wurden. Zweitens geht es um einen Mordfall.« Der Anwalt sah auf, musterte Markus aus seinen stumpfen apfelgrünen Augen. »Es ist erstaunlich, dass Ihr Bruder Sie überhaupt außer Landes bekommen hat. Nach Recht und Gesetz müssten Sie jetzt eigentlich in einem amerikanischen Gefängniskrankenhaus liegen.«
    Markus betastete die Narbe auf seinem Gesicht. »Was heißt das nun konkret?«, fragte er. »Muss ich damit rechnen, dass jeden Moment die Polizei auftaucht, um mich zu verhaften und –?«
    Der Anwalt schüttelte den Kopf. »Nein. Dank der Maßnahmen Ihres Bruders ist den Behörden der Aufenthaltsort von Markus Westermann gegenwärtig nicht bekannt. Allerdings wird sich dieser Zustand kaum lange aufrechterhalten lassen, ohne Sie zu einem Leben in der Illegalität zu zwingen.«
    »Gut«, sagte Markus.
    Der Anwalt holte ein Taschentuch hervor, schnäuzte sich umständlich und musterte ihn dann auffordernd. »Gibt es denn etwas, das Sie mir zu diesen Vorwürfen sagen wollen? Etwas, das ich wissen sollte?«
    Markus sah auf seine Hände hinab, betrachtete die Fingernägel, hob den Kopf wieder. »Im Augenblick nicht.«
    »Werden die Vorwürfe denn zu Recht erhoben?«
    »Ja«, sagte Markus.

Kapitel 6
    Vergangenheit
    D as ›Al Ishrin‹ lag gleich um die Ecke vom Mar riott-Hotel und bot gute Küche zu bezahlbaren Preisen. Myers erklärte ihm auf dem Weg dorthin, dass es praktisch immer voll sei und man ohne Reservierung erst gar nicht hinzugehen brauche.
    »Gut zu wissen«, meinte Charles W. Taggard und bemühte sich, so zu wirken, als sei es die größte Selbstverständlichkeit für ihn, sich durch die Straßen einer saudischen Stadt zu bewegen. Nur flüchtig musterte er die Burnusträger, die die Straße bevölkerten, und höchstens aus den Augenwinkeln die wenigen Frauen, die immer in Begleitung von Männern und vollständig verschleiert gingen. Tschador , rief er sich den Namen ins Gedächtnis. So nannte man dieses eigentümliche schwarze Gewand, das einer Frau das Aussehen einer mythologischen Gestalt verlieh.
    Auch am dritten Tag nach seiner Ankunft in Saudi-Arabien kam Taggard noch nicht richtig mit seinem neuen Einsatzort zurecht. Woran er sich schnell gewöhnt hatte, waren die achtspurigen Stadtautobahnen, die Riyadh kreuzungsfrei durchzogen, an die gigantischen Einkaufszentren und daran, dass viele davon rund um die Uhr geöffnet hatten. Doch dass diese Stadt mitten in der Wüste überall so neu aussah, als sei sie erst im Vorjahr erbaut worden, irritierte ihn nach wie vor. Überall erhoben sich modernste Hochhäuser aus Stahl und Glas in den flirrend hellen Himmel, unglaublich prächtige Marmorgebäude thronten über weiten Plätzen, und die meisten Wohnviertel sahen aus, als würden dort reiche Leute leben.
    Er wurde alt, das war es wohl. Nach all den Jahren im Dienst der CIA hätten ihm Unauffälligkeit und Anpassungsbereitschaft in Fleisch und Blut übergegangen sein sollen, doch je älter er wurde, desto schwerer fiel es ihm. Er schaffte es wahrscheinlich immer noch, sich unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle zu bewegen – gelernt war eben gelernt, Übung machte den Meister und so weiter –, aber er spürte seit einiger Zeit, dass etwas in ihm sich gegen das ewige Versteckspielen zu sträuben begann. Und mit jedem Jahr wurde es stärker.
    Der Wirt empfing Myers wie einen Stammgast, bedachte Taggard, den Myers als neuen Kollegen vorstellte, mit wohlwollendem Nicken und geleitete sie dann zu einem angenehm abgelegenen und ruhigen Tisch. Er sprach ein zwar gutturales, aber fließendes Englisch. Offiziell waren sie Angestellte der American Agrofood Trading Company , einer Importgesellschaft für landwirtschaftliche Produkte aus Nord- und Südamerika.
    Myers war nervös. Taggard hatte plötzlich den Verdacht, er könne ein Problem damit haben, als Taggards Vorgesetzter fast fünfzehn Jahre jünger zu sein.
    »Ja«, gab Myers auf seine entsprechende Frage hin zu. »Ich weiß, es ist

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