Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
sah beunruhigend aus.
Da ihm ohnehin nichts anderes übrig blieb – man konnte aus der umzäunten Stadt Dhahran nicht fliehen –, ging er zur Tür und öffnete, bevor sie klingelten.
Sie musterten ihn mit unbewegten Gesichtern. Einer der Männer fragte ihn nach seinem Namen und streckte, nachdem er ihn genannt hatte, die Hand aus. »Ihren Ausweis.«
Er holte ihn, händigte ihn den Männern aus, sah zu, wie darin geblättert wurde.
»Sie kommen aus Zypern?«, fragte der, der den Ausweis hatte.
»Ja.«
»Und Sie waren heute in Abqaiq?«
»Ja. Ich arbeite dort.«
»Sie waren bei dem Team, das die Inspektion des Erdölministers begleitet hat?«
»Ja.«
»Man hat Ihnen gesagt, dass Sie über alles, was Sie dabei gesehen und erfahren haben, Stillschweigen bewahren müssen?«
Er schluckte. »Ja.«
Die Hand, die den Ausweis hielt, begann, damit gegen die Knöchel der anderen Hand zu schlagen; ein kleines, enervierendes Geräusch. »Mit wem haben Sie vorhin telefoniert?«
Sie wussten es! Woher? Er hatte sein Mobiltelefon benutzt, und es hieß doch immer … »Ich wollte einen Freund anrufen. Aber er war nicht da.«
»In Deutschland?«
»Ja.«
Die Männer wechselten Blicke. Einer, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte, sagte: »Mitkommen.«
Nach einigen Tagen des Bangens stand fest, dass Markus es überstehen würde. Mehr noch, die Ärzte erklärten ihn bald für transportfähig, und Frieder organisierte den Rücktransport nach Deutschland und die Unterbringung in einer geeigneten Klinik.
Als Dorothea Markus dort zum ersten Mal besuchte – er lag in einem künstlichen Koma, in dem er, wie die Ärzte sagten, noch einige Zeit würde bleiben müssen –, nahm Frieder sie beiseite und sagte, es sei ein Wunder, dass er Markus überhaupt außer Landes bekommen habe, denn es lägen eine Menge schwerwiegender Anklagen gegen ihn vor. Er erklärte ihr auch, welche, aber das rauschte an ihr vorüber. Der Anblick ihres schwer verletzten Bruders, die ganzen Narben und Apparate … Das war zu viel.
Gegenwart
Ich musste gehen. Du hast so … schrecklich ausge sehen. Ich konnte mich kaum überwinden, dich anzuschauen. All diese Verbände, die Schläuche …« Dorothea zog den Stuhl neben sein Bett und setzte sich. »Ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht.«
Markus lächelte schief, eine Bewegung, bei der ihm die Narbe immer noch wehtat. Er betastete sie. »Na ja«, sagte er. »Einen Schönheitspreis werde ich nicht mehr gewinnen.«
Sie musterte ihn. »Kann man da nichts machen? Mit der Narbe, meine ich.«
»Doch. Sie wollen sie noch mal operieren. Übermorgen, glaube ich. Aber völlig verschwinden wird sie nie, heißt es. Bleibende Erinnerungen.«
Dorothea nickte bedächtig, dann zuckte sie mit den Achseln. »Männer haben es mit so etwas besser. Es macht sie interessant, nicht hässlich.«
Markus spürte, wie er müde wurde. Die Anstrengung der Krankengymnastik, der Weg zurück, dazu die Wärme hier im Zimmer … »Unser großer Bruder hat mir von eurem neuen Haus erzählt. Soll ein Traumhaus sein, sagt er. Mit Schwimmbad und Aussicht und so weiter.«
Sie bekam leuchtende Augen. »Oh ja, du musst unbedingt mal kommen, sobald du hier raus bist. Es ist wirklich wunderbar.« Ein kurzes Innehalten, dann räumte sie ein: »Natürlich nicht alles; es hat auch seine Nachteile, wie alles im Leben. Werner muss jetzt jeden Tag schrecklich weit zur Arbeit fahren, und du weißt ja, er steht nicht gern früh auf. Also heißt das, dass er abends spät kommt. Und das Haus ist ein bisschen ungeschickt gebaut, was das Heizen anbelangt – hohe Decken, viele verbundene Räume, wenig Türen, die man zumachen kann, und so weiter.«
Ein warmes Gefühl von Vertrautheit hüllte Markus ein. Es hatte mit dem Klang ihrer Stimme zu tun. Er musste an früher denken, als sie noch Kinder gewesen waren und im gleichen Zimmer geschlafen hatten; nur Frieder als der Größere hatte schon sein eigenes Zimmer gehabt. Damals hatten sie abends immer geredet, bis sie eingeschlafen waren.
»Das klingt, als sei das Haus schon ein bisschen älteren Datums«, sagte Markus, bemüht, sich seine Erschöpfung nicht anmerken zu lassen. »Heute baut man ja nicht mehr so.«
»Ja, gebaut worden ist es vor hundert Jahren. Das heißt, das erste Haus; davon ist nur noch der Keller übrig. Heute würde man an dem Platz gar keine Baugenehmigung mehr kriegen.« Sie kam ins Reden, erzählte von einer alten Frau und einem Laden im Dorf, dass das Dorf ganz
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