Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
leblos war und man kaum Kontakt fand, und die Frau war gestorben, hatte ihr aber viel über die Geschichte des Hauses erzählt und so weiter. Markus verstand nicht alles, doch das war auch nicht so wichtig.
»Verstehe«, sagte er ab und zu. Er wollte ihr nicht sagen, dass er müde war. Aber einschlafen wollte er auch nicht.
»Wie es aussieht, wird den Laden niemand weiterführen. Die Erben interessieren sich nicht dafür und auch keine von den großen Handelsketten. Von denen waren schon Gutachter da, aber die sagen alle, das Dorf trägt keinen Laden.«
»Woher weißt du denn das alles, wenn du niemanden im Dorf kennst?«
Sie lachte verlegen auf. »Ich bin zum Ortsvorsteher und habe gefragt. Weißt du, die Leute sind eigentlich freundlich, man muss nur auf sie zugehen …« Sie sah auf ihre Hände hinab, schaute wieder hoch. »Ich habe mir schon überlegt … Nur eine spinnige Idee, aber … wenn ich den Laden übernehmen würde? Zumindest zeitweise. Vormittags zum Beispiel, während Julian in der Schule ist.«
»Dir würde es auch nicht anders gehen als der alten Frau. Die Leute würden auch nur kommen, um Butter oder eine Zitrone zu kaufen.«
»Es ginge mir auch mehr darum, am Leben im Dorf beteiligt zu sein. Außerdem könnte ich von ein paar Bauern aus der Gegend biologisch angebautes Obst und Gemüse bekommen, direkt, ohne lange Wege und preisgünstig.«
»Heutzutage gibt es das auch im Supermarkt. Leute wollen one stop shopping . Den Großeinkauf einmal die Woche. Das machst du doch auch so.«
»Aber könnten wir nicht Steuern sparen damit?«
»Solange du nichts verdienst, ja. Bloß ob ihr dann insgesamt etwas spart, weiß ich nicht. Das muss man erst ausrechnen.« Er konnte ein Gähnen nicht mehr unterdrücken, mitten im Satz überfiel es ihn und zerdrückte ihm die Worte im Mund.
»Du bist müde.« Dorothea stand auf, was ein Teil von ihm bedauerte, ein anderer jedoch mit Erleichterung sah. »Es wird sowieso Zeit, dass ich mich auf den Rückweg mache. Es ist eine ziemliche Strecke, weißt du? Sonst wäre ich schon öfters gekommen.«
»Schon in Ordnung.« Markus hatte nur eine verschwommene Vorstellung davon, wo die Klinik überhaupt lag. Irgendwo in der Nähe von Frankfurt, so viel hatte er der extrem schematisierten Karte in einem der Klinikprospekte entnehmen können. Darin war es ansonsten hauptsächlich um Mukoviszidose gegangen, für die man hier eine angeblich weltweit einzigartige Therapie auf Basis von Naturheilverfahren entwickelt hatte, und so weiter und so weiter. Schon seltsam, wie Frieder darauf verfallen war, ihn ausgerechnet hier unterzubringen.
»Soll ich dir vielleicht das nächste Mal irgendwas mitbringen?«
»Nein, ich hab alles. Danke.« Eine Idee durchzuckte ihn, ließ ihn noch einmal hellwach werden. »Das heißt doch. Du könntest mir etwas mitbringen.«
»Ja, sag.«
Markus fasste sich in den Nacken, massierte ihn, während er überlegte, wie er es am besten erklärte. »Es ist ein bisschen kompliziert. Und es ist wichtig, dass du es auf eine ganz bestimmte Weise machst.«
Kapitel 8
Vergangenheit
N iemand von seinen Kollegen bei der CI A wusste, dass Charles W. Taggard sehr wohl Arabisch sprach. Auch Myers ahnte es nicht.
Es wäre kein Problem gewesen, einen entsprechenden Sprachkurs bei der Agency zu belegen. Es hätte nur eines Mausklicks bedurft, der allein ihm schon das Wohlwollen der Organisation eingetragen hätte, die einen kaum zu stillenden Bedarf an Mitarbeitern mit Fremdsprachenkenntnissen hatte. Überdies gelten die Sprachkurse der CIA als die besten, die es gibt. Hervorragende Lehrer leiten sie, bedienen sich modernster Technik und der neuesten Methoden der Lernpsychologie.
Stattdessen geriet Taggard eines Tages, wie von einer höheren Macht gelenkt, in einem Kaufhaus an einen Wühltisch mit billigen PC -gestützten Sprachkursen. Sonderangebote, zehn Dollar das Stück, Headset inklusive. Es waren fast alles Spanischkurse, aber hier und da hatten die Kartons andere Farben. Als Taggard ein Arabischkurs in die Hände fiel, war es irgendwie keine Frage. Er nahm ihn und trug ihn zur Kasse.
Danach hörte er auf, im Büro sinnlose Überstunden zu machen. Er ging, wenn auch die anderen gingen, und verbrachte die langen, einsamen Abende zu Hause damit, Arabisch zu pauken.
Er war mehrmals dicht davor, aufzugeben. Sein Gehirn fühlte sich an wie eingerostet. Es war entsetzlich. Er hatte einmal als sehr sprachbegabt gegolten, aber die Fähigkeit zu lernen schien
Weitere Kostenlose Bücher