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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ihm abhanden gekommen zu sein.
    Doch dann glückten ihm plötzlich Fortschritte. Die grüne Kurve auf dem Monitor machte ermutigende Sprünge nach oben. Charles W. Taggard begann sich zaghaft an den Gedanken zu gewöhnen, dass sein Gehirn doch noch funktionierte.
    Auf eigenartige Weise vertrieb die geistige Anstrengung so viel von seiner Trauer, dass sein Leben wieder in Bewegung kommen konnte. Auf einmal war es keine große Sache mehr, die alte Wohnung aufzugeben. Er zog in einen Vorort Washingtons, wie es der Zufall wollte in ein Haus neben das eines Arztes arabischer Abstammung. Sie befreundeten sich. Hamid Al-Shamri stammte aus Riyadh, wo seine Familie immer noch lebte. Er war begeistert, als er von Taggards Studien erfuhr, korrigierte amüsiert dessen schlimmste Aussprachefehler und brachte ihm eine Menge von dem Arabisch bei, das im Alltag wirklich gesprochen wurde.
    An seinem Beispiel erlebte Taggard, wie ein normaler Moslem seinen Glauben praktizierte: mit ruhiger Selbstverständlichkeit, ohne Aufhebens zu machen und völlig frei von der Vorstellung, Gottes rechte Hand im Kampf gegen das Böse zu sein. Es war … nun ja, fast beneidenswert. Und irgendwie kam es, dass Taggard kurze Zeit darauf seine Bibel aus dem Regal nahm und ein paar der Stellen nachlas, an die er sich aus seiner Kindheit erinnerte. Und dass er, als er an der Kirche vorbeifuhr, anhielt, um die Zeiten der Gottesdienste zu notieren.
    Schließlich besuchte er zum ersten Mal seit langen Jahren wieder ein Abendmahl. Einige Zeit später fing er an, auch zu den Vorträgen zu gehen, die im Gemeindesaal stattfanden.
    Ein Vortrag war darunter, der ihn besonders beschäftigte. Er brachte ihn dazu, seine Angelegenheiten zu ordnen, unauffällig einige Vorkehrungen zu treffen und schließlich seinen Vorgesetzten aufzusuchen mit der Bitte, man möge ihn nach Saudi-Arabien schicken.
    Jim Rizzio, ein breitschultriger Mann mit goldbrauner Haut, musterte ihn. »Nach Saudi-Arabien?«, wiederholte er, anstatt zu fragen, was ihm ins Gesicht geschrieben stand: Was zum Teufel suchen Sie dort, Charles?
    Das war jedoch etwas, das Charles W. Taggard selber nicht wusste. Im Grunde wollte er nach Saudi-Arabien, um eine Antwort auf diese Frage zu finden.
    Und nun war er hier. Er galt als jemand, der nur Zahlen und die Berichte anderer lesen konnte. Sein offizieller Job war der eines Analysten vor Ort, seine Aufgabe die Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Inoffiziell war er ein Mann, dem man nach einem schweren Schicksalsschlag ein Jahr Abwechslung verschaffen wollte, damit er zu seiner früheren Form zurückfand. Seinen Bericht würde man auf den Festplatten in Langley begraben, indem man ihn so klassifizierte, dass keine Suchanfrage ihn je fand. Es war bezahlter Urlaub unter heißer Sonne, und wenn er sich ins Zeug legte, anstatt es sich am Hotelpool gut gehen zu lassen, war es seine eigene Schuld.
    Taggard bekam ein kleines Büro im CIA -Hauptquartier in Riyadh, aber schon aus der Art, wie man ihn einführte und ihm nur das Nötigste erklärte, wurde deutlich, dass niemand damit rechnete, dass er viel Zeit darin verbringen würde. Ohnehin gab es wenig zu tun. Das CIA-HQ Riyadh war ein unspektakulärer Posten, und die Arbeit hatte nichts mit dem gemein, was sich die Öffentlichkeit unter der Tätigkeit eines Geheimagenten vorstellte. Saudi-Arabien war ein Verbündeter der Vereinigten Staaten, man arbeitete militärisch zusammen, und der saudische Außenminister verbrachte regelmäßig entspannte Wochenenden auf der Ranch des amerikanischen Präsidenten. Die saudische Regierung gehörte zur Familie.
    Die CIA hatte die Aufgabe, Informationen über radikale Gruppen in der Bevölkerung Saudi-Arabiens zu sammeln, allen voran die Moslem-Bruderschaft und das als Al-Qaida berühmt und berüchtigt gewordene Netzwerk islamistischer Gotteskrieger. Die Tarnfirma importierte tatsächlich ein paar Lebensmittel, damit die Agenten einen Vorwand hatten, in die Lagerhallen am Flughafen oder am Hafen von Dammam zu fahren, wo sich Treffen mit einheimischen Informanten unauffällig bewerkstelligen ließen.
    Ohne Zweifel wurden einschlägige Erkenntnisse auch an die saudische Regierung weitergeleitet, aber das war etwas, das nicht die Agenten vor Ort zu entscheiden hatten. Diesen blieb jedoch nicht verborgen, dass umgekehrt die saudischen Sicherheitskräfte alles, was sie selber erfuhren, eifersüchtig für sich behielten, was die CIA -Leute in Riyadh nicht gerade

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