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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Moslem? Mache ich mich dadurch schuldig? Das kann nicht sein. Aber bei uns steht an jeder Ecke ein Mullah, der genau das lehrt.«
    Hamids Vater erzählte Taggard dieselbe Geschichte, nur mit mehr Details. So erfuhr er erst jetzt, dass eine SMS eine tragende Rolle dabei gespielt hatte sowie der Umstand, dass Hamids Bruder Wadid bei Saudi ARAMCO arbeitete und jemanden in der Reiseabteilung kannte, der Flugtickets ausstellen konnte, deren Inhaber nicht so genau überprüft wurden.
    Al-Shamris Frau kam herein, verschleiert bis zu den Augen, und servierte süßen Tee. Dann raunte sie ihrem Mann zu, er solle fragen, wie es Hamid gehe.
    » Dschaijid «, sagte Taggard. »Gut.«
    Sie waren beide überrascht, dass er Arabisch sprach, und noch überraschter, als er erklärte, Hamid habe ihm das Wesentliche beigebracht. Die Frau schluchzte leise; mit einer Entschuldigung zogen sich die beiden in den Flur zurück, um gemeinsam den Brief Hamids zu lesen. Sie lasen ihn mehrfach und wiesen einander flüsternd auf einzelne Stellen hin. Schließlich verschwand Hamids Mutter mit dem Schreiben nach hinten, während Al-Shamri ins Wohnzimmer zurückkehrte und fragte: »Wie kann ich Ihnen danken?«
    »Sie müssen mir nicht danken«, erwiderte Taggard. »Hamid ist ein guter Freund. Ich habe es gern getan.« Er hatte das Gefühl, dass es Zeit wurde, zu gehen. »Wenn Sie ihm auch einen Brief schreiben wollen, kann ich wiederkommen und ihn abholen«, fügte er hinzu.
    Al-Shamri nickte ergriffen, fasste Taggards Hände und drückte sie. Seine Augen schwammen in Tränen. »Wir mussten uns lossagen von ihm«, flüsterte er, mühsam nach den englischen Worten suchend. »Wir mussten uns lossagen. Aber das geht nicht. Man kann das nicht. Man kann sich nicht lossagen von einem Sohn!«
    Ein Moment des Schweigens entstand, dehnte sich, wurde schier unerträglich. Der alte Mann schien seine Hände gar nicht mehr loslassen zu wollen.
    Taggard räusperte sich. »Es tat mir Leid zu sehen, dass Sie Ihr Restaurant verloren haben.«
    Al-Shamri ließ los, lehnte sich zurück. »Das zweite Mal«, winkte er verächtlich ab. »Das letzte Mal. Es hat in diesem Land keinen Sinn, sich anzustrengen. Ich werde mir einen ruhigen Job suchen, in der Verwaltung. Einen von diesen Jobs, bei denen man nur eine Stunde am Tag arbeiten muss.« Er ballte die Faust. »Sie wollen es so. Also – sollen sie mich durchfüttern.«
    »Ich wollte, ich könnte Ihnen helfen«, sagte Taggard.
    Al-Shamri sah ihn finster an. »Sie sind Amerikaner. Sie helfen denen .«
    Ferne Vergangenheit Februar 1945
    A nfang Februar des Jahres 1945 standen die alli ierten Truppen bereits an den Grenzen des Deutschen Reiches. Die sowjetische Armee setzte zu ihrem Großangriff auf Schlesien, Ostpreußen und Berlin an. Eine letzte deutsche Offensive in den Ardennen war im Dezember nach wenigen Tagen gescheitert. Das Ende des Krieges in Europa war nur noch eine Frage der Zeit.
    Vor diesem Hintergrund trafen sich Franklin Delano Roosevelt, Winston Churchill und Stalin in der Hafenstadt Jalta an der Südküste der Krim. Es ging darum, festzulegen, wie die Welt nach dem Krieg neu geordnet werden sollte. In erster Linie sprach man über Deutschland; vereinbarte, es in Besatzungszonen aufzuteilen, und Stalin schlug die Oder-Neiße-Linie als neue Westgrenze Polens vor. Doch auch der Rest der Welt war Thema: So kam man hinsichtlich der bereits seit einiger Zeit laufenden Vorbereitungen für die Gründung einer internationalen Friedensorganisation, den späteren Vereinten Nationen, überein, einen eigenen Sicherheitsrat zu schaffen und den Großmächten ein Vetorecht darin zu geben.
    Historiker betrachten die Konferenz von Jalta als den Punkt, an dem die Weichen für die Nachkriegszeit gestellt wurden. Nur drei Tage danach fand jedoch ein weiteres Treffen statt, das weniger bekannt wurde, das die Zukunft aber ebenso tief prägen sollte.
    Als Roosevelt, der einzige Präsident in der Geschichte der USA , der sein Amt mehr als zwei Perioden innehatte, Jalta verließ, tat er dies mit einem Ziel, von dem seine Bündnispartner nichts ahnten. Er flog heimlich nach Ägypten und ging an Bord des Kriegsschiffs US S Quincy , das danach Kurs auf den Großen Bittersee im Suez-Kanal nahm. Dort traf der amerikanische Präsident mit König Faruk I. von Ägypten zusammen und am darauf folgenden Tag mit Kaiser Haile Selassie von Äthiopien. Am vierzehnten Februar schließlich kam König Ibn Saud von Arabien an Bord.
    Der hoch

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