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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Vorplatz auf. Sie schienen zu warten, einfach so. Nolan und Murray unterhielten sich, während Howard Means, der Leiter des technischen Service Nordost, ein dicklicher Mann Ende fünfzig, ein paar Schritte von den beiden entfernt nur dumpf dastand, die fleischigen Hände hinter dem Rücken verschränkt, und Löcher in die Luft starrte.
    »Sieht aus, als ob der CEO persönlich kommt«, meinte Markus zu jemandem.
    Der schüttelte den Kopf. »Nie im Leben. Rowe hasst es, wenn man wegen ihm Aufwand treibt. Deswegen kommt er meistens unangekündigt.«
    Kurz vor halb elf bogen drei schwarze BMW mit getönten Scheiben auf das Firmengelände ein. Sie hielten nebeneinander auf dem freigeräumten Platz; mit identischen, abgezirkelten Manövern, die wie eingeübt aussahen. Zwei junge Männer und eine Frau stiegen aus, alle drei ebenfalls schwarz gekleidet und einander auf seltsame Weise ähnelnd. Sie wirkten … Reich? Mächtig? Auf jeden Fall irgendwie überirdisch. Wie Filmstars. Geheimagenten. Götter. Nolan, Murray und Means begrüßten sie wort- und gestenreich, ohne bei ihren Gästen eine merkliche Reaktion hervorzurufen, und geleiteten ihre kühlen Besucher schließlich hinein.
    Damit war der Empfang vorbei, aber die Anspannung blieb, erfüllte das ganze Haus, veranlasste nicht wenige, leiser als sonst zu reden oder zusammenzuzucken, wenn das Telefon klingelte. Erst als die drei schwarzen Wagen wieder verschwunden waren, ließ es nach. Aber auch dann wusste noch niemand, wer das gewesen war.
    »Die waren von triple P «, erklärte Keith. »Vom Peak Performance Pool .«
    Es war Sonntagnachmittag. Sie saßen mal wieder bei Keith in der Garage, und Markus trank ein Bier, während Keith an einem Motor herumschraubte. Es roch intensiv nach Pommes frites. Keith hatte schmierige Finger und einen Karton mit verdrucktem Papier neben sich, aus dem er immer wieder mal ein Blatt zog, um es irgendwo unterzulegen oder etwas damit abzuwischen.
    »Abgekürzt PPP ?«, vergewisserte sich Markus.
    »Genau. Sagt dir was, oder?«
    »Ja.« PPP war eine innerhalb von wenigen Jahren zu legendärem Ruf gelangte Private-Equity-Gesellschaft. Sie stiegen mit Risikokapital in kleine, unbekannte, vielversprechende Unternehmen ein und mit fast obszön hohen Gewinnen wieder aus, wenn besagte Unternehmen ihre Versprechungen eingelöst hatten, groß und berühmt und vor allem profitabel geworden waren und die Börse nach ihren Aktien lechzte. Ein lukratives, aber naturgemäß auch höchst riskantes Geschäft, in dem PPP mittlerweile viele etablierte Gesellschaften wie KKR – Kohlberg Kravis Roberts –, APAX , Candover oder Blackstone überflügelt hatte. PPP genoss inzwischen einen derartigen Ruf, dass man nicht mehr genau unterscheiden konnte, ob sie vom Erfolg eines Startup-Unternehmens nur profitierten oder ob sie ihn nicht sogar machten . Viele Leute in der Finanzwelt werteten eine Beteiligung von PPP inzwischen als Erfolgsgarantie, eine Einstellung, die an der Börse zu einer self fulfilling prophecy wurde: Eine Firma, von der alle glauben, dass sie erfolgreich wird, wird eben genau deshalb erfolgreich. »Heißt das, PPP sind Kunden von uns?«
    »Genau. Der alte Rowe kennt die Gründer, und er hat wohl auch selber ein paar von seinen Milliarden dort investiert.«
    »Schau an«, sagte Markus und nahm noch einen Schluck Bier.
    Keith legte den Schraubenschlüssel beiseite, prüfte noch einmal den Sitz aller Schrauben mit der bloßen Hand, wischte sich die Finger dann notdürftig mit Papier ab und meinte: »So. Jetzt probieren wir das mal.«
    Er hob einen metallenen Kanister hoch, schraubte den Deckel ab und füllte den Inhalt – dunkel gewordenes, gebrauchtes, stinkendes Frittenfett – in den Tank. Dann warf er den Motor an, und siehe da, er lief.
    Markus schüttelte den Kopf und rief: »Von allen seltsamen Hobbys, die ich je gesehen habe, ist deines bestimmt das seltsamste.«
    Keith betrachtete den wummernden Motor wie eine liebende Mutter ihr Kind. »Sag das nicht«, gab er zurück. »Jim vom Kundendienst Midwest züchtet Fledermäuse, also das finde ich …«
    »Züchten ist nicht seltsam.«
    »Was mache ich denn? Ich züchte Motor-Mutanten.«
    Ein kleiner, kaum merklicher Ruckler im Lauf des Motors ließ auf Keith’ Stirn eine Falte entstehen. Erst als sich der Vorfall mehrere Minuten lang nicht wiederholte, verschwand sie wieder.
    Die Garagentür stand offen, und ein Verlängerungsschlauch aus gelbem Plastik leitete die Abgase ins Freie.

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