Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Karton mit dem Abfallpapier und reichte Markus ein Blatt.
Druckerpapier war, wie es sich Markus schon beim bloßen Zusehen gedacht hatte, für Reinigungszwecke wenig geeignet. Er sah sich sehnsüchtig nach einer Rolle Küchenkrepp oder dergleichen um, aber dergleichen hatte Keith Pepper, der Liebhaber der Zweckentfremdung, in seiner Werkstatt nicht vorrätig.
»Oben neben der Kellertreppe gibt es ein Waschbecken mit Seife«, gab er ihm als Tipp.
»Sobald ich es wage, die Türklinke anzufassen«, erwiderte Markus. Er betrachtete das Blatt in seiner Hand. Es war ausgedruckter und mit allerhand Anmerkungen vollgekritzelter Programmcode. »Bist du sicher, dass du das nicht mehr brauchst?«
»Ausdrucken, Änderungen anzeichnen, im Code nachtragen, Blatt wegwerfen.« Keith stand schon wieder bei seinem Motor und schraubte die Teile an, die er eben abgenommen hatte. »Wenn dir das nicht in Fleisch und Blut übergeht, ertrinkst du im Nu in Papier.«
»Verstehe.« Markus betrachtete die Überschriftenzeile. Dort stand: PP P _MainEntry() . Und darunter: Author: Keith Pepper . »Sag mal, ganz wilde Idee, aber kann es sein, dass ihr für PPP ein eigenes Modul entwickelt?«
Keith drehte sich ruckartig um. »Wie kommst du darauf? Tun wir, ja, aber das ist streng geheim.«
Markus hielt ihm das Blatt hin. »Dann solltest du das hier vielleicht lieber in den Schredder werfen statt in den Papierkorb.«
» Fuck !«, stieß Keith aus. »Hab ich die Ausdrucke etwa auch da rein …? Oh my god !« Er fing an, den Karton zu durchwühlen, Papiere herauszunehmen und daneben aufzuhäufen, und er wirkte dabei aufs Höchste beunruhigt.
»So geheim?«, fragte Markus neugierig.
»Aber hallo«, ächzte Keith. »Wenn die triple- P -Leute das hier wüssten, würden sie mich morgen an die höchste Rahe knüpfen. Die stellen sich an mit ihrem Modul, als wär’s heilig; du machst dir keine Vorstellung. Zum Kotzen.«
»Was ist denn das für ein Modul?« Das war neugierig, aber Markus konnte nicht anders.
Keith war schwer mit Wühlen und Kopfschütteln beschäftigt. » Fuck , sogar die Dokumentation!« Noch mehr Papiere auf den Haufen. Er warf Markus einen Seitenblick zu, aus dem merkliche Beunruhigung sprach. »Die haben sich eine eigene Methode zur Prognose und Risikoabschätzung entwickeln lassen. Von einem Mathematiker, der sogar ziemlich berühmt ist, ich komm bloß grad nicht auf den Namen. Mandelbaum oder so. Jedenfalls kein Wirtschaftswissenschaftler.«
Markus runzelte die Stirn. »Aber wir haben in unseren Businessmodellen doch alle anerkannten Verfahren drin. Black-Scholes, Markowitz, CAPM , APT , Value-at-risk und so weiter.« Markus kannte die Bezeichnungen, hatte aber nur sehr schwammige Vorstellungen davon, was sich dahinter verbarg. Er war Vertriebsmensch. Die richtigen Worte an der richtigen Stelle fallen zu lassen und immer so zu tun, als sei nichts ein Problem, das war es, was er beherrschte. Details, das war etwas für andere Leute.
Keith nickte. »Das sind die Börsenmodelle. Da haben die triple-P auch was Eigenes, aber damit habe ich nichts zu tun. Ich mache das Verfahren für Seed-Investment – und auch bloß so, wie man’s mir erklärt hat.« Er hatte den Stapel beisammen. »Jedenfalls, alles streng vertraulich, Geschäftsgeheimnis und so.«
Markus sagte bedächtig: »Klingt alles rasend interessant.«
Keith sah ihn an, die Papiere in der Hand, und schüttelte entschieden den Kopf. »Nein«, sagte er. »Mark – nein. Vergiss es.«
»Schon okay«, sagte Markus. »Verstehe ich.« Er setzte einen Gesichtsausdruck größtmöglicher Tragik auf und sah entsagungsvoll ins Leere. »Wenn ich dereinst einmal meine eigene Firma gründe und scheitere, weil ich nicht im Stande sein werde, die Risiken nach der besten verfügbaren Methode abzuschätzen, kannst du mir ja ab und zu einen Kanister Frittenfett zukommen lassen, damit ich winters unter der Brücke nicht erfriere.«
»Du bist ein Schuft, hat dir das schon mal jemand gesagt?«, meinte Keith und grinste. Dann hob er die Papier hoch und fügte ernst hinzu: »Hast du eine Ahnung, wie hoch die Vertragsstrafe ist, wenn etwas davon nach draußen dringt?«
Mark schüttelte den Kopf. »Nicht die Spur.«
»Viele Nullen. Sehr viele Nullen.«
»Außerdem dringt nichts nach draußen. Es bleibt alles hier.« Markus zeigte auf seinen Kopf. »Und ich würde dir auch helfen, die da zu durchsuchen.« Er zeigte auf die Papiere, die Keith unter dem Motorblock ausgelegt hatte, und
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