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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Trotzdem stank es nach Frittenbude, und es wurde immer schlimmer.
    »Dass deine Nachbarn das mitmachen.«
    »Ich repariere ihnen dafür ihre Autos.«
    »Die lassen dich an ihre Autos ? Das ist ja noch erstaunlicher.«
    Der Motor ruckelte wieder, und diesmal hörte es nicht wieder auf, sondern verstärkte sich. Keith griff nach einem chromglänzenden Regler und stellte den Motor wieder ab. »Fast«, sagte er in die bratfettgeschwängerte Stille hinein. »Aber noch nicht ganz.«
    Markus hatte in seinem Leben schon viele Programmierer getroffen, aber noch keinen, der so handwerklich orientiert war wie Keith. »Das kommt daher, dass ich Wassermann bin«, war dessen Erklärung. »Achte mal darauf. Ein Wassermann, der mit Computern zu tun hat, schraubt sein Gerät mindestens einmal im Monat auf. Wenn er den Gehäusedeckel nicht sowieso weglässt. Das ist das Sternzeichen der Schrauber, glaub mir.«
    Das waren die beiden Hobbys des Keith Pepper: Im Büro bastelte er bei jeder Gelegenheit an der Hardware seiner fünfeinhalb Computer herum, und zu Hause vergnügte er sich mit der weitgehend sinnfreien Tätigkeit, Motoren aller Art so umzubauen, dass sie mit anderen Treibstoffen als Benzin oder Diesel liefen.
    »Frittenfett ist klasse, weil du es umsonst kriegst«, erklärte Keith, während er den Motor wieder aufschraubte. »Der Mac unten in der Stadt ist froh, wenn er es los wird; wenn ich es nicht hole, kostet es ihn nur Entsorgungsgebühren. Und technisch ist es im Wesentlichen eine Frage des richtigen Filters.«
    Markus entließ einen satten Rülpser. »Aber der Gestank.«
    »Ja. Der Gestank.« Keith nickte. »Da muss mir noch was einfallen.«
    Anfangs war das für Markus erheblich gewöhnungsbedürftig gewesen: zu sehen, wie jemand simples Salatöl in den Tank eines Motors schüttete. Er hatte sich jedoch belehren lassen, dass jede Flüssigkeit, die im Stande war zu brennen, auch im Stande war, einen Motor anzutreiben.
    »Alkohol ist klasse. Teuer halt. Aber ein Auto, dessen Abgase nach Whiskey riechen – das hat einfach was.«
    »Ja. Es wird an jeder Ecke von der Polizei angehalten.«
    »Wusstest du, dass sie in Brasilien Autos mit Motoren haben, die man umschalten kann zwischen Benzin und Alkohol? Dort fahren, was weiß ich, vierzig Prozent oder so mit Alkohol. Das ist dort völlig üblich.«
    »Gerade hast du gesagt, Alkohol sei zu teuer.«
    »Ja, wenn du Wodka oder Whiskey nimmst, klar. Industrieller Alkohol ist natürlich billiger. Von der CO2 -Bilanz her ist Alkohol sogar super; weil er aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt wird, kommt bloß so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre, wie die Pflanzen vorher daraus entzogen haben. Neutral also. Bloß rentiert es sich leider von der Energieseite her überhaupt nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Alkohol musst du destillieren. Und das kostet mehr Energie, als der Sprit nachher bringt.« Keith hob ein röhrenförmiges Teil gegen das Licht und sah hindurch. »Ach, sieh an. So geht das natürlich nicht.« Er ging damit zu seiner Werkbank, wühlte in der Werkzeugkiste. »Weißt du, was richtig geil ist? Flugbenzin. Junge, das geht ab. Macht aus der kleinsten Karre eine Rakete.«
    Markus musterte ihn skeptisch. »Ist das nicht gefährlich?«
    »Doch, klar. Wie die Hölle. Außerdem ist es verdammt schwer zu kriegen.« Er nickte zu einem Foto hin, das gerahmt an der Wand hing. »Bruce hat einen VW Käfer, der mit Kerosin fährt. Ist schon der zweite, der erste ist ihm explodiert.«
    Markus rutschte von seinem Hocker, trat neben Keith und betrachtete das Bild. Es zeigte eine wild aussehende Truppe mit noch wilder aussehenden Fahrzeugen vor einer Wüstenlandschaft. Im Hintergrund erhoben sich schroffe Gebirgszüge.
    »Bruce ist der in der Mitte«, erläuterte Keith, während er in dem Stück Rohr herumstocherte.
    »Wo ist denn das?«
    »Arizona. Aquarius Mountains.« Keith lachte auf. »Witzig übrigens, es gibt dort eine Stadt, die Bagdad heißt.«
    »Und da trefft ihr euch immer? Und fahrt mit euren Frittenfett- und Kerosinautos um die Wette?«
    Keith blies mehrmals kräftig durch das Rohr und hielt es wieder gegen das Licht. »Mal hier, mal da. Hängt davon ab, wo wir die Erlaubnis dazu kriegen.« Er lachte wieder. »Manchmal kriegen wir die nur einmal.«
    Markus hob die Hand. »Mist!« Er hatte sich auf der Werkbank abgestützt und mitten in einen Ölfleck gefasst.
    »Und da heißt es immer, die vom Vertrieb machen sich nie die Finger schmutzig«, grinste Keith. Er griff in den

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