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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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bereite ich selber zu!« sagt Christina und würzt das Omelette mit einer halben Flasche Tabasco. Sie reißt sich ihre Kette vom Hals und wirft sie in eine Tasse, die sie anschließend mit einem Café au lait füllt. Mit einem souveränen Gesichtsausdruck, den nur über Jahre betrogene Ehefrauen beherrschen, geht sie zurück an den Tisch. Timo hustet und ringt nach Luft, nachdem er den ersten Bissen der Eierspeise probiert. Der schnelle Griff zum Kaffee nimmt ihm nicht die Hitze in der Mundhöhle, sondern spült ihm die Goldschmiedearbeit des ortsansässigen Juweliers direkt auf die Zunge. Seine Frau würdigt ihn keines Blickes. Ihre Aufmerksamkeit gilt Steffen. Ihre mit Geschmeide gezierten Finger gleiten behutsam über seinen Rücken. Mit rot geschminkten Lippen der Marke Chanel 09 flüstert sie ihm zu.
   »Wirst du mich heute wieder verwöhnen? Wenn deine strenge Chefin, heute keinen Termin ermöglichen kann, können wir uns auch nach Feierabend treffen. Die Matratze in meinem Zimmer ist hart und fest.« Timo traut seinen Ohren nicht. Sophie und ich schauen uns ebenfalls konsterniert an.
   »Schmerzpatienten haben immer Vortritt. Das weiß auch Sophie. Also komme nach dem Frühstück gleich mit mir rüber, ich werde mich um deine Verspannungen kümmern.« Was geht hier ab? Was geht hier vor? Ich kann und will nicht glauben, was ich gerade sah und hörte. Mein Exmann und meine Schwägerin? Meine Sous Chefin und mein Schwager? Spielen denn jetzt alle verrückt. Ich gehe in die Küche und bestaune Arnauds Einkäufe.
   »Ich dachte, ich hätte schon das Schlimmste hinter mir. Aber jetzt, drehen sie alle durch. Meine Mutter ist senil. Meine Schwager geht fremd. Mein Hund pisst in die Diele. Meine neun jährige Tochter guckt bis spät abends Krimis. Und zu guter Letzt, hat es meine Schwägerin auf meinen Exmann abgesehen. Was habe ich verbrochen, dass man mich mit dieser Familie so bestraft?« Arnaud greift um meine Taille, hebt mich mit voller Kraft hoch und setzt mich auf den Tisch.
   »Du brauchst Kräuter, Aromen und einen Schuss Rotwein! Gib mir eine Stunde und ich mach dich wieder froh.« Ich umarme meinen Maître. Er ist der Einzige, der mich versteht.

Der Mann, der sein schulterlanges Haar mit einem Band zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden hat, schleicht sich von hinten an mich heran und erschreckt mich mit einem lauten »Buh«. Jeder andere hätte nach diesem Angriff auf mein Nervenkostüm, ein Donnerwetter zu hören bekommen. Aber nicht Gilbert. Unser langjähriger Freund wird mit lautem Kreischen begrüßt, umarmt und geküsst.
   »Gibst du Einen aus? Teilen wir uns wieder ein Gin Tonic und eine Zigarette, so wie früher?«, lacht der Gitarrist. Ich bin noch immer aus dem Häuschen und streichel mit meiner Hand zärtlich über seinen Dreitagebart.
   »Komm mit rein, ich zeige dir, was wir alles neu gemacht haben.« An der Bar bestelle ich zwei Gins mit Tonic und suche den Tresen nach meinem Handy ab. Mit der Kurzwahltaste eins, erreiche ich Tobias und bitte ihn, ganz schnell zu kommen, weil eine »schöne« Überraschung auf ihn wartet.
   »Wirst du diesen Sommer bei uns auftreten?«
   »Ich habe gehofft, dass du mich engagieren wirst. Benjamins Eltern haben mir das Gästezimmer in ihrem Haus angeboten. So gesehen, wäre es perfekt.«
    »Es wird alles wieder so wie früher. So nach und nach kriegen wir das hin. Ach, Gilbert, wie schön, dass du wieder da bist.« Ich nehme einen kräftigen Zug von seiner Zigarette und blase den Rauch genüsslich aus.
  »Hast du Hunger? Ich lasse dir in der Küche etwas Leckeres zaubern. Bleib sitzen. Ich komme gleich wieder.« Ich bin in Hochstimmung. Das fällt auch Arnaud sofort auf.
   »Wer ist der Mann, der dir auf Anhieb so gute Laune bereitet?«
   »Gilbert ist ein begnadeter Gitarrist und Arrangeur. Er spielt bekannte Evergreens im Bossanova Stil. Einfach gigantisch. Du wirst es erleben!« Als ich mit einem großen Steakteller wieder auf die Terrasse komme, sitzt Tobias schon an Gilberts Tisch.
   »Wo warst du?«
   »Ich habe Clara abgeholt und mit Sophie den Mercedes zur Autovermietung zurück gebracht. Und du hast schon wieder geraucht. Ich schmecke das doch!« Ich widerspreche nicht.

Gilberts Anwesenheit beflügelt mich. Ich lade Sarah, Claire und den ganzen Familienclan zu einem Bossanova Abend auf die Terrasse ein. Timo und Cristina streiten laut bei geöffnetem Fenster. Ellen hat keine Lust und

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