Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
bleibt bei ihrer Enkelin zu Hause. Am reservierten Stammtisch sitze ich mit Mann und Schwester und wartete auf den Beginn der Musik.
»Sag mal Schwesterherz, was sagt eigentlich Ulli dazu, dass du solange weg bist. Vermisst ihr euch gar nicht?«
»Ulli ist schon längst Vergangenheit. Ich habe ihn abgeschossen.«
»Du hast mit Ulli Schluss gemacht?«
»Gut gemacht, Schwägerin. Er war ein arrogantes Arschloch«, sagt Tobi.
»Sprecht ihr über mich?«
»Nein Steffen, sonst hätte ich ja »blödes Arschloch« gesagt.«
»Also gut. Wenn wir bei der Terminologie bleiben wollen. Ich stehe nun mal auf Arschlöcher. Also hört gut zu! Steffen und ich sind ein Paar, schon über ein halbes Jahr lang. Ich versuche, es dir seit meiner Ankunft zu sagen.« Ich bin platt. Entgeistert schaue ich zu Tobias, der über dieses Neuigkeit gleichermaßen erstaunt ist.
»Und warum hast du solange gezögert?«
»Ich hatte ja zuerst selber meine Bedenken. Der Exmann meiner jüngeren Schwester. Und das nach all den Jahren. Das ist schon speziell. Aber so ist es nun mal. Ich wollte......... «
»Wir wollten es dir selber sagen«, sagt Steffen.
»Weiß Mama es schon?«
»Sag du es ihr, wenn du sie umbringen willst. Und wenn du gerade dabei bist, sage ihr auch, dass wir heiraten werden. Noch in diesem Jahr.« Ich bekomme einen Lachkrampf von unvorstellbarem Ausmaß. In dieser Intensität habe ich es zuvor noch nie erlebt. Ich quieke in höchsten Tönen. Trotz der bösen Blicke meiner Schwester kann ich mich nicht wieder einkriegen. Ich krümme mich und schreie immer wieder, dass ich keine Luft bekomme. Tobias setzt mit ein. Wir halten uns ständig die Hand vor den Mund, in der Hoffnung, die Belustigung wird dadurch abnehmen. Aber es klappt nicht. Jedes Mal, wenn ich ihn ansehe, zucken unsere Körper erneut und wir gackern weiter. Beleidigt erheben sich Sophie und Steffen und verlassen das Bistro.
»Wenn du es Ellen sagst, möchte ich auf jeden Fall dabei sein«, gluckst Tobias.
»Unbedingt Schatz, denn das musst du auf Video aufnehmen.«
Ich gehe zu Arnaud in die Küche und Tobias setzt sich zu Benjamin und Valerie an den Musikertisch.
»Komm mit raus und lausche der Musik. Wir machen jetzt Küchenschluss. Du darfst dir Gilbert nicht entgehen lassen.« Mit einer Flasche Wein setzen mein Maître und ich uns an einen freien Tisch.
»Dein Mann ist ein Vollblutmusiker. Er vergeudet sein Talent hier in deinem Lokal«, bemerkt der Chefkoch, als er Tobias am Piano spielen hört.
»Ja, er sollte das Angebot von Benjamin annehmen und mit uns auf Tour gehen«, mischt sich Valerie vom Nebentisch ein. Das will ich nun aber genauer wissen.
»Was für eine Tour?«
»Einen Monat quer durch Frankreich. Bordeaux, Lyon, Marseille, Paris, usw. 15 Auftritte quer durch die Republik. Tobias hat leider noch nicht zugesagt.« Ich bin erstaunt, lasse mir allerdings vor Valerie nichts anmerken. Ich nehme mir vor, ihn später danach zu fragen. Arnaud will nach einer halben Stunde aufbrechen. Ich sehe in sein müdes Gesicht und halte ihn nicht auf. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Mein Maître hat sich noch keinen Ruhetag gegönnt und arbeitet täglich vierzehn Stunden am Stück.
»Wann wirst du dir einen Tag frei nehmen?« Er lächelt und beugt sich zu mir herunter.
»Wenn ich dein Boeuf Dijon probiert habe und mir sicher bin, dass ich dir die Küche für einen Tag allein überlassen kann.« Mit einem Kuss auf die Wange verabschiedet er sich in den wohlverdienten Feierabend. Sophie kommt allein zurück auf die Terrasse. Sie ist immer noch beleidigt und zieht eine Flunsch.
»Steffen hat sich schon hingelegt. Dein albernes Gegacker hat ihn sehr verletzt und mich auch. Wir hatten gehofft, dass du dich für uns freust.«
»Hast du dich wegen Steffen von Ulli getrennt?»
»Nein, er war nicht der Grund. Es passte einfach nicht mehr mit uns. Er blieb immer häufiger abends in Wismar und ich saß allein in Hamburg. Wenn ich segeln wollte, hatte er keine Zeit. Wenn ich golfen wollte, hatte er keine Lust. Nur wegen dem schnöden Wochenendsex wollte ich die Beziehung nicht länger aufrechterhalten.«
»Und was ist mit Steffen anders?«
»Wir unternehmen ständig etwas miteinander. Ich höre ihm gern zu. Manchmal passen wir gemeinsam auf eure Enkel auf. Es ist ein ruhiges und harmonisches Zusammenleben mit ihm.« Ich werde
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