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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Beinen zu sein, schwere Töpfe zu heben, Stress auszuhalten und dabei Köstlichkeiten zu zaubern, wirken wie zwei verirrte Kinder.
    Die Beamten kommen zurück und sind bemüht, an den Fingern vorbeizusehen. »Zuckerbrot kommt. Wir warten auf ihn. Es kommt auch jemand von der Spurensicherung mit. Die – Hand sollen wir liegen lassen, wo sie ist.«
    Ich biete den beiden Beamten einen Kaffee an, sie nicken dankbar. Ich lasse mir auch einen herunter und trinke ihn so heiß, dass ich mir die Speiseröhre verbrenne. Egal, ob es der schwarze, starke Kaffee ist oder der Schmerz, langsam beginne ich wieder normal zu denken. Wo ist die zur Hand passende Leiche? Oder hat man jemandem bei lebendigem Leib die Hand abgehackt und sie zu uns gebracht?
    Bei gewissen Fundamentalisten ist das eine gängige Strafe. Ich werde selbst beinahe religiös und schicke ein Stoßgebet zum Himmel, dass wir es nicht auch noch mit islamischen Fundis zu tun haben. Mahmet. Er ist Mohammedaner, er trinkt keinen Tropfen Alkohol. Die Faschiermaschine steht an seinem Arbeitsplatz.
    Jedenfalls hat jemand die Hand zu uns gebracht, hat sich, was nach halb zwölf nicht weiter schwierig war, in die Küche geschlichen, hat die Faschiermaschine gesehen, wollte die Sache noch grausiger inszenieren und hat einen Teil der Hand durchgedrückt. Sehr viel Lärm macht die Maschine nicht, wir waren im Schankraum, haben laut und glücklich gelacht.
    Zuckerbrot schüttelt nur den Kopf, als er sieht, was wir ihm heute zu bieten haben. Er fragt nach unseren Alibis. Ich habe das Gefühl, als sei er gar nie weg gewesen, als zwinge mich jemand, immer wieder dieselbe Situation zu durchleben. Beamte von der Spurensuche, die am Boden herumkriechen, und Zuckerbrot, der erst einmal so tut, als wären wir die Übeltäter.
    Aber diesmal scheint er uns zu glauben. Er sieht mich sogar mitleidig an und meint, die Wunde auf meiner Stirn gehörte eigentlich genäht. Ich habe die Wunde schon ganz vergessen.
    Die Spurensucher schwärmen gemeinsam mit Zuckerbrot aus, um nach der Leiche zu suchen. Zuerst im Haus, dann draußen. Ich gehe mit und werfe ein, dass es sich beim Abhacken einer Hand auch um eine rituelle Bestrafung eines noch Lebenden handeln könnte.
    »Islamische Fundamentalisten. Das wollen wir nicht hoffen«, sagt Zuckerbrot und leuchtet mit der Taschenlampe hinter das Gebüsch am Wegrand.
    Ich frage ihn nicht, warum ihm eine Leiche lieber wäre als ein Lebender ohne rechte Hand. Ich verstehe ihn. Zusätzliche Verwicklungen und noch mehr Hysterie in den Medien können wir nicht brauchen. Weder er noch ich, noch Billy und ihr Apfelbaum.
    Die Männer der Kriminalpolizei versuchen nicht allzu viel Aufsehen zu erregen. Aber zuerst ein Streifenwagen mit Blaulicht und dann Leute in Zivil, die mit starken Taschenlampen das Umfeld vom Apfelbaum absuchen, das bleibt den Dorfbewohnern nicht verborgen. Zuerst wird es in den Fenstern einiger Häuser hell, dann kommen da und dort Menschen heraus, verschlafen, fragen, was los ist. Ob man schon wieder jemanden niedergeschlagen …
    Zuckerbrot redet sich auf das »Amtsgeheimnis« aus, fragt aber gleich, ob jemand gegen Mitternacht eine unbekannte Person durch den Hintereingang ins Lokal habe schleichen sehen.
    Warum eine »unbekannte« Person, überlege ich, vielleicht war die Person vielen bekannt?
    Niemand hat etwas bemerkt, aufgeregt wird gefragt, ob man jetzt nach dieser Person suche und ob sie gefährlich sei.
    »Nein«, beschwichtigt Zuckerbrot. »Wir suchen etwas anderes.«
    Er hat es nicht ausgesprochen, aber der hagere Weinbauer, der ab und zu ins Wirtshaus auf ein Bier kommt, sagt es: »Eine Leiche.«
    Der Feuerwehrkommandant bietet an, bei der Suche zu helfen.
    Zuckerbrot reagiert genervt. »Nein, herzlichen Dank, gehen Sie nach Hause. Wenn zu viele unterwegs sind, könnten Spuren verwischt werden.«
    Die Nachbarin, die ich mit Onkel Franz gemeinsam besucht habe und die damals nicht viel für den Apfelbaum und seine neue Besitzerin übrig gehabt hat, fragt mich besorgt, ob mit Frau Winter alles in Ordnung sei. Ich kann mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass vielleicht schon bald wieder Ruhe im Dorf sein werde, denn wenn das so weitergehe, werde ihr Wunsch wohl erfüllt und der Apfelbaum müsse zusperren.
    Sie schüttelt den Kopf: »So habe ich das nicht gemeint. Wenn was passiert, dann muss man zusammenhalten im Dorf. Das war schon immer so.«
    Ich versuche ein Lächeln. »Danke.« Sind wir schon so am Sand, dass uns selbst die

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