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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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auf ihrer Haut zu trocknen anfing, was noch mehr juckte als vorher. Sie wollte duschen. Sofort.
    «Du musst also nur bei Frau Helfrich klingeln und um den Schlüssel bitten», sagte Julian. «Das kann doch nicht so schwer sein. Es sei denn, es ist etwas vorgefallen. Ist denn …»
    «Ja, herrje, es
ist
etwas vorgefallen!», unterbrach Britt ihn wütend. «Das weißt du auch ganz genau. Und jetzt bist du so gut und klingelst bei dieser Frau Helfrich.»
    «Da fehlt ein kleines Wörtchen», sagte Julian, der die Situation aus welchen Gründen auch immer zu genießen schien.
    «Bitte», knurrte Britt. «
Bitte
klingle bei ihr.»
    «Nein», sagte Julian Brahmkamp, drehte sich um und ging. «Ich finde es aber gut, dass du ‹bitte› gesagt hast. Das sagst du bestimmt nicht oft.»

[zur Inhaltsübersicht]
    vier
    «Geh weg. Lass mich in Ruhe.»
    Emil war es gar nicht recht, dass jemand in sein Refugium eingedrungen war. Er schnaubte böse und versuchte nun zum zwölften Mal, Britt aus seinem extra angelegten Becken zu vertreiben. Emil war zwar nicht besonders groß, aber trotzdem sehr kräftig, und nicht nur einmal schlug Britt der Länge nach hin.
    Sie hatte beschlossen, nicht bei Helfrichs zu klingeln, weil sie es entwürdigend fand, mit einer Sahnetorte im Gesicht um Hilfe zu bitten, sondern wollte sich erst in Emils Becken das klebrige Zeug abwaschen, was sich allerdings als problematisch entpuppte.
    Davon abgesehen, dass Emil sie dauernd versuchte wegzustoßen, stieß er auch noch komische grunzende Laute aus und schnappte letztendlich nach Britt, woraufhin die strauchelte und hinfiel.
    Glücklicherweise war es mittlerweile dunkel. Das fehlte noch, dass die Nachbarn mitkriegten, wie die Patentochter von Dora nackt mit einem Zwergflusspferd kämpfte, dabei kläglich versagte, während dreitausend Kilo Kuchenmasse sowie etliche Dekokirschen an ihr klebten.
    Während Britt sich langsam in das Wasser des Tümpels gleiten ließ, versuchte sie Emil davon abzuhalten, sie anzuknabbern. Der wälzte sich neben ihr hin und her, und das lehmige Wasser spritzte hoch. Zwar würde sie hier nicht sauber werden, aber wenigstens würde es nicht mehr kleben.
    In diesem Moment klingelte ihr Handy, und nackt, wie sie war, hechtete sie aus Emils Tümpel, um das Ding aus ihrer Tasche zu holen.
    «Britt, hörst du mich?», schrie jemand. «Hier ist Tante Dora. Das klappt prima mit dem Telefon. Ich kann telefonieren. Wie gut, dass du mir gestern Abend noch deine Nummer eingespeichert hast.»
    «Du bist schon gelandet?», fragte Britt verwundert. «Ich dachte, das sind zwölf Stunden Flug bis nach …»
    «Nein, natürlich sind wir noch nicht gelandet. Wir fliegen noch. Du, das Essen hier ist gar nicht sooo schlecht, wie ich dachte. Es gab …»
    «Tante Dora, du musst das Handy während des Flugs
ausschalten
. Haben die dir das nicht gesagt?», fragte Britt entsetzt, während Emil sie vor sich her stupste und sie aufpassen musste, nicht mit ihrem Telefon zusammen in den Tümpel katapultiert zu werden.
    «Die sagen viel, wenn der Tag lang ist», lamentierte Tante Dora herum. «Die haben auch gesagt, was man machen soll, wenn es einen Druckabfall gibt. Da soll man sich so Sauerstoffmasken aufs Gesicht setzen, die angeblich automatisch aus den Halterungen fallen. Woher sollen die Masken denn wissen, dass ein Druckabfall herrscht? Das ist Humbug, wenn du mich fragst. Dann soll man angeschnallt bleiben, wenn das Flugzeug startet, bei Turbulenzen soll man sich dann wieder anschnallen, und man muss alles machen, was das Flugpersonal sagt. Ich bin immer noch ein freier Mensch. Ich lasse mir doch von so einem jungen Ding von Stewardess nicht erklären, was ich zu tun und zu lassen habe. Die sollen erst mal ein paar Jahre im Berufsleben stehen, bevor sie mitreden können, findest du nicht? Außerdem lächeln sie alle ununterbrochen, sogar wenn jemand kotzt. Neben mir sitzt eine Frau, die hat gekotzt, weißt du. In so eine Tüte rein. Meine ist noch sauber, die nehme ich mit. Ich versuche auch, die anderen Tüten alle mitzunehmen, da spar ich mir die Hundekackbeutel. Das ist ein prima Format. Jedenfalls hat die Frau neben mir gemeint, sie sei luftkrank. Was ist das denn bitte für ein neumodisches Wort? Luftkrank. Ich weiß, dass man seekrank werden kann, das ist ja was ganz anderes, aber
luftkrank
. Man wird doch auch nicht autokrank oder fahrradkrank oder gehkrank. Oder kennst du jemanden, der gehkrank ist? Warte mal … Nein, das geht jetzt

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