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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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war. Moment mal. Vielleicht konnte man ja über Google herausfinden, wer dieser Tim war. Er mochte Insekten und hatte einen an der Klatsche. Vielleicht war der ja bei Facebook. Sie tippte wie gestört auf ihrem iPhone herum, aber bei «Tim» und «Vogelspinne» kamen null Einträge. Leider wusste sie nicht, welche Suchfunktionen es bei Facebook noch gab. Dann ging sie auf Nanas Seite, um nachzuschauen, ob es einen Eintrag neueren Datums gab, aber das Einzige, was da stand, war «Juhu, N. Y., ich komme!», was wiederum achtzehn Freunden gefiel und von dreien mit «Viel Spaß» und Ähnlichem kommentiert worden war.
    Es gab keinen Hinweis darauf, wo Nana war.
    Britt schoss aus der Badewanne hoch. Sie könnte bei der Fluggesellschaft anrufen. Aber bei welcher? Wie viele Airlines flogen von München nach New York? Das müsste doch herauszufinden sein. Wieder tippte sie auf dem iPhone herum, und zwar so lange, bis es ihr aus den Fingern rutschte und ins Wasser fiel.

[zur Inhaltsübersicht]
    fünf
    «Es ist mir relativ egal, ob eine einbeinige Seniorin aus ihrem Altenheim weggelaufen ist», schnauzte Britt den Polizeibeamten an, nachdem sie endlich vorgelassen worden war. «Bei mir handelt es sich um einen echten Notfall.»
    «Moment mal», sagte Ernst Klick und sah Britt durch seine randlose Brille an. «Was meinen Sie denn damit? Ist das Verschwinden einer alten Frau weniger schlimm als das einer jungen?»
    «In meinem Fall schon», sagte Britt. «Meine Freundin ist höchstwahrscheinlich entführt worden und sitzt jetzt irgendwo im Nahen oder Fernen Osten in einer Wüste in Geiselhaft. Wahrscheinlich hat sie mir schon ein Foto mit der Bildzeitung von heute, die sie vor sich hält, gemailt, damit man sichergehen kann, dass alles auch seine Richtigkeit hat.»
    «Gutes Mädchen.» Herr Klick schüttelte den Kopf. «Welche Filme schauen Sie sich denn an? Wo soll man denn in einer Wüste im Nahen oder Fernen Osten eine Bildzeitung von heute herhaben?»
    «Darum geht es nicht, es geht ums Prinzip», beharrte Britt auf ihrem Recht. «Und das Prinzip sagt mir: Gefahr in Verzug.»
    «Was genau hat sie denn am Telefon gesagt, Ihre Freundin?», fragte Herr Klick und sortierte Bleistifte auf seinem Schreibtisch. Dann begann er damit, sie zu spitzen.
    «Das habe ich Ihnen doch schon erzählt.» Britt verschränkte die Arme.
    «Ich weiß», nickte Herr Klick. «Aber möglicherweise fällt Ihnen ja noch etwas ein. Denken Sie doch einfach noch mal gründlich nach. Vielleicht haben Sie ja etwas vergessen. Und in dieser Zeit könnte ich die Vermisstenanzeige von der vermissten Seniorin tippen. Wollen wir es so machen?»
    «Nein», sagte Britt. «Zuerst nehmen Sie meine Vermisstenanzeige auf.»
    «Mein liebes Fräulein Wildenburg», begann Herr Klick, wurde aber sofort von Britt unterbrochen.
    «Das heißt schon lange nicht mehr Fräulein, das heißt grundsätzlich
Frau

    «Dann eben Frau Wildenburg.» Herr Klick hatte gute Nerven. Siebenundzwanzig Jahre Ehe und drei hyperaktive Kinder zeigten ihre Wirkung. «Sie werden mich jetzt meine Arbeit machen lassen, und dann sind Sie dran, haben Sie das verstanden?»
    «Würden Sie aus München kommen», sagte Britt, «dann würden Sie mich verstehen.»
    «Was hat denn das mit der Stadt zu tun?», fragte Herr Klick konsterniert.
    «Weil München eine Großstadt ist», sagte Britt hoheitsvoll. «Und in Großstädten weiß man, wie Prioritäten zu setzen sind.»
    «Da wir aber hier nicht in München, sondern in Bad Nauheim sind, wird es so gemacht, wie ich das sage», war Herrn Klicks Meinung, und er spitzte noch einen Bleistift an. «Jetzt gehen Sie bitte nach draußen und warten da, bis ich Sie wieder hereinrufe.»
    «Sie haben mich schon hereingerufen», stellte Britt wütend fest.
    «Ich habe es mir eben anders überlegt. Sie warten draußen. Sofort.»
    «Aber …»
    «Sofort», sagte Herr Klick. «Oder Sie warten gleich ganz woanders.»
    Böse stand Britt auf und ging aus dem Raum. Sie hätte diesen Herrn Klick so gerne geschlagen. So gerne.
     
    Eine halbe Stunde später rief er sie wieder hinein. Eine weitere halbe Stunde später war er am Ende mit seinen Nerven und musste seinen Kollegen Adalbert Wimmer hinzuziehen, der ebenfalls eine halbe Stunde später mit seinen Nerven am Ende war. Britt behauptete, dass
sie
am Ende mit ihren Nerven sei und drohte Herrn Klick und Herrn Wimmer damit, sich beim Polizeipräsidenten zu beschweren, woraufhin Herr Klick die Nase voll hatte und anfing,

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