Ausgelacht
nicht,
ich
bin gerade auf der Toilette, da müssen Sie schon so lange durchhalten, bis ich fertig bin. Ich habe für diesen Flug genau so bezahlt wie Sie auch … Da wollte jemand aufs Klo», erklärte sie Britt. «Aber das geht jetzt nicht, weil wir ja telefonieren.» Sie kicherte. «Außerdem hab ich gelogen. Ich hab ja gar nicht für den Flug bezahlt.»
«Tante Dora», sagte Britt. «Du darfst im Flugzeug nicht telefonieren. Das ist verboten. Das kann sich ungünstig auf die Elektronik auswirken.»
«Ach Blödsinn, auf die Elektronik. Die wollen einen bloß kleinhalten mit diesen ganzen Verboten. Nicht mit mir, sage ich dir, nicht mit mir. Wo man hinschaut, Verbote. Man darf nicht über einen Zebrastreifen rasen, man darf keine großen Taschen mit in Museen nehmen, als ob ich einen van Gogh klauen würde, man darf nirgendwo mehr rauchen, und man darf keine Einkaufswagen vom Supermarktgelände mitnehmen. Alles ist strafbar. Und das soll ein bürgerfreundlicher Staat sein? Warte mal. ICH SAGTE , ES DAUERT NOCH ! DANN PINKELN SIE EBEN AUF EIN HANDTUCH ! Bist du noch da, Britt? Die machen einen wirklich verrückt, die Leute. Die denken, wenn sie einen Platz gebucht haben, gehört ihnen das ganze Flugzeug. Genau wie die Leute, die morgens um sechs Uhr ihre Handtücher auf die Liegestühle am Pool legen. Unmöglich, so was. Das habe ich zwar auch schon gemacht, aber nur, weil ich Angst hatte, dass keine Liege mehr frei ist, wenn ich komme. Ich brauch ja morgens so lange, und ich frühstücke gern ausgiebig. Wusstest du, dass die in Afrika zum Frühstück so einen Brei mit den Fingern essen? Die rollen den Brei und tunken ihn dann in irgendeine Soße. Angeblich sieht das total ästhetisch aus, kannst du dir das vorstellen? HERRJE ! DANN MACHEN SIE HALT IN DIE HOSE !»
Britt stolperte erneut, weil es immer dunkler wurde. Und dann sah sie es.
« NEIN !», brüllte sie los. «Nein, Emil, NEIN !»
«Was ist denn los?», fragte Tante Dora in der Flugzeugtoilette. «Ist was mit Emil? Was hast du mit ihm gemacht?»
«Ich habe gar nichts mit Emil gemacht!», brüllte Britt. «Dein blöder Emil hat meine Klamotten zerfetzt! Das sind nur noch lauter kleine Stoffstreifen.»
«Das macht er gern, es ist ein Hobby von ihm», sagte Tante Dora. «Deswegen hole ich auch immer alte Tischdecken und so vom Roten Kreuz, alles, was die nicht mehr loswerden. Oder Frau Helfrich gibt mir was, die sammelt ja Kleidungsstücke für Bedürftige. Wenn man es so sieht, ist Emil ja auch bedürftig. Außerdem sieht er so süß aus, wenn er Stoff zerreißt. Das hat irgendwie was total Männliches, finde ich. Wie geht’s ihm denn? Und was machen meine anderen kleinen Schätzchen? Vermissen sie ihre Mama schon?»
Oh Gott, die anderen Viecher hatten bestimmt schon die Wohnung vollgepinkelt, zumindest der Hund. Jedenfalls wurde Britt momentan von Emil nicht mehr körperlich bedroht. Er zerriss gerade ihre Bluse in gleichmäßige Streifen und sah irgendwie zufrieden aus. Britts Nervenenden begannen zu vibrieren.
«Irgendwann überfliegen wir auch die Datumsgrenze, ich weiß nur noch nicht, wann genau. Aber dann rufe ich dich wieder an. Ich hab das mit der Datumsgrenze auch noch nicht so genau begriffen, haben wir dann zweimal denselben Tag? Ist ja auch egal. Andererseits, wenn man ständig die Datumsgrenze überfliegt, ist ja immer ein Tag früher, oder? Das heißt, man wird nicht so schnell alt. So hab ich das zumindest verstanden. Falls ich es denn verstanden habe. Vielleicht wird man auch schneller alt, weil es immer einen Tag später ist. Warst du eigentlich bei den Helfrichs zum Kaffeetrinken? Frau Helfrich hat nämlich extra für dich ihre berühmte Schwarzwälder Kirschtorte gemacht. Hast du die probiert? Ich wollte mich noch bei Frau Helfrich verabschieden, aber du weißt ja, wie hektisch alles war. Sag ihr schöne Grüße von mir, ja? Du, man kann hier zwischen zwei Gerichten wählen. Es gab Nudeln mit Fleischsoße und Hähnchenbrustfilet in Curryrahm mit Basmatireis und Salat. Das habe ich genommen, wann macht man sich denn selbst schon mal Basmatireis? Doch eher selten. Ach, eine Bitte hab ich noch. Ich hab im Antiquariat in der Fußgängerzone ein altes zoologisches Buch aus dem letzten Jahrhundert vorbestellt, das davon handelt, wie man mit schizoiden Störungen bei Tieren umgeht. Kannst du mal vorbeigehen und fragen, ob die da was reinbekommen haben?»
«Welches Tier von dir ist denn schizoid?»
«Na alle», sagte Tante Dora, und
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