Ausgelacht
sind wir ja alle froh. Das liegt bestimmt an der guten Landluft.» Britt wollte an der Mutter von der Moni vorbeigehen, aber die stellte sich ihr in den Weg.
«So geht das nicht», sagte die Mutter von der Moni nun sehr böse. «Was bilden Sie sich eigentlich ein, Sie unverschämtes Ding? Der Moni solche Sachen an den Kopf zu werfen. Dabei hat Ihre Tante von Ihnen nur Gutes erzählt.»
«Ich bin auch gut», sagte Britt. «Vor allen Dingen bin ich gut darin, mir auszusuchen, mit wem ich Konversation betreibe und mit wem nicht. Sie gehören definitiv zu Letzterem. Alles klar? Und jetzt lassen Sie mich durch, sofern das mit Ihrem Hintern auf die Schnelle möglich ist.»
Im nächsten Moment klatschte ihr die Mutter von der Moni eine Schwarzwälder Kirschtorte ins Gesicht.
«Nichts zu danken», sagte die Mutter von der Moni und ließ Britt stehen. Ihr breiter Hintern wackelte im Fortgehen.
«Das kann ja wohl nicht wahr sein. Verdammte Scheiße, verdammte.» Britt stand da und versuchte, sich die klebrige Masse aus dem Gesicht zu wischen, was allerdings zur Folge hatte, dass noch mehr in ihren Haaren hing und jetzt auch in den Ausschnitt rutschte.
Verzweifelt schluckte sie eine der Belegkirschen runter.
«Sie sind wohl wahnsinnig geworden!», brüllte sie der Mutter von der Moni hinterher. «Ich zeige Sie an! Sie werden schon sehen, was mein Vater mit Leuten wie Ihnen macht. Wir haben Anwälte, hören Sie, nicht nur einen Anwalt, wir haben ANWÄLTE ! PLURAL ! Dass Sie es nur wissen! Falls Sie überhaupt wissen, was Plural bedeutet!»
Dann fing es an zu jucken. Guter Gott, war das klebrig. Wieso nur hatte der Allmächtige geschlagene Sahne mit Zucker drin und süße Kirschen erfunden? Das war ja furchtbar. Mit einem offenen und einem geschlossenen Auge kramte sie in ihrer Umhängetasche herum, um den Schlüssel herauszuholen. Aber sie fand ihn nicht. Dann fiel ihr ein, dass Tante Dora ihr den Schlüssel eigentlich hatte geben wollen, aber in der ganzen Vibratoren- und Koffer-Umpack-Aktion hatten sie das vergessen. Und jetzt saß Tante Dora im Flugzeug.
Na toll. Britt stand hier in Bad Nauheim mit einer Schwarzwälder Kirschtorte im Gesicht und war auch noch obdachlos. Und drinnen bellte der Hund.
«Darf ich mal probieren?», fragte plötzlich eine Stimme neben ihr.
Britt schoss herum. Vor ihr stand ein junger Mann in ihrem Alter, der zu gleichen Teilen amüsiert und verwundert aussah.
«Ich nehme an, das ist Frau Helfrichs berühmte Schwarzwälder Kirschtorte», sagte der Mann und lächelte.
«Das
war
die Torte», sagte Britt und wischte sich ein wenig Sahne ab, was zur Folge hatte, dass sie sich eine Belegkirsche ins Auge rieb, woraufhin sie sofort in Panik verfiel. Was wäre, wenn die Kirsche hinters Auge rutschte und durch ihren Körper wanderte?
«Scheint aber noch genug da zu sein», sagte ihr Gegenüber.
«Ich wohne zurzeit da.» Britt deutete auf das Haus. «Aber ich habe keinen Schlüssel. Den hat meine Tante, und die sitzt gerade im Flieger.»
«Im Flieger»
, wiederholte der junge Mann spöttisch. «Das ist natürlich Pech.»
«Vielleicht könntest du mir ja helfen?»
«Dann bist du Britt.» Er ging gar nicht auf ihren Vorschlag ein.
Britt nickte. «Das hat sich ja schnell rumgesprochen.»
«Hier spricht sich alles schnell rum. Ich bin übrigens Julian Brahmkamp.»
«Britt Wildenburg.»
«Ich weiß.»
«Könntest du einen Schlüsseldienst für mich rufen?»
«Den brauchst du nicht. Frau Helfrich hat einen Zweitschlüssel.»
«Die mit der Torte? Die Mutter von
der
Moni?»
«Exakt die.» Julian nickte fröhlich.
«Aber die hat mir doch gerade alles ins Gesicht geschmissen. Da kann ich jetzt nicht klingeln und nach einem Ersatzschlüssel fragen.»
«Tja, das musst du selbst wissen», sagte Julian. «Sie wird schon ihre Gründe gehabt haben. Also, ich kenne niemanden, der jemandem einfach so eine komplette Torte in die Visage katapultiert. Du etwa?»
«Nein», musste Britt zugeben.
«Dann muss ja wohl irgendwas vorgefallen sein», sagte Julian erwartungsvoll. «Frau Helfrich ist nämlich eine sehr ruhige, besonnene Frau und eine wirklich nette Zeitgenossin. Sie ist in der Kirche aktiv und organisiert Bastelnachmittage für lernbehinderte Senioren. Sie verkauft in der Weihnachtszeit ehrenamtlich Apfelsinen und engagiert sich für die Obdachlosen. Frau Helfrich ist eine Seele von Mensch.»
«Danke, das habe ich gemerkt», sagte Britt, die entsetzt feststellte, dass das Zucker-Sahne-Gemisch
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