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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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die Torte meiner Frau geschmeckt?» Herr Helfrich setzte sich, und Britt ließ sich ebenfalls wieder auf ihren Holzstuhl sinken.
    «Nein», sagte Britt.
    «Das ist aber schade. Sie schmeckt eigentlich jedem. Jedenfalls wenn sie auf einem Teller serviert wird.» Herr Helfrich wandte sich Herrn Klick zu. «Rosel hatte einen Kuchen für sie gebacken. Sie passt auf Doras Tiere auf, während Dora diese Weltreise macht, die sie gewonnen hat.»
    «Ach», sagten Herr Klick und Herr Wimmer gleichzeitig, und Britt erschrak, weil sie Herrn Wimmer, der in einer Ecke stand, total vergessen hatte.
    «Sie war gestern Abend nicht besonders nett zu Moni», sagte Herr Helfrich nun leicht angesäuert. «Um ganz ehrlich zu sein, sie war arrogant und unverschämt zu Moni. Ich gebe Ihnen jetzt mal einen Rat», sagte er dann zu Britt. «Gehen Sie mal in sich und denken Sie nach. So wie Sie sich verhalten, das kann auf Dauer nicht gutgehen. Sie sind das, was man ein kleines Miststück nennt.»
    Britt schnappte nach Luft und setzte dann zu einer Erwiderung an.
    «Klappe jetzt», sagte Herr Helfrich. «Sonst lernst du mich mal kennen. Und jetzt raus.»
    Britt stand auf und warf ihre Haare zurück.
    «Es interessiert Sie vielleicht, dass mein Vater …»
    «Nein, das interessiert mich nicht», unterbrach sie Herr Helfrich. «Und nun raus hier. Auf der Stelle.»
    Britt nahm ihre Tasche und raste aus dem Büro.
    «Ich hab schon einiges von draußen mitbekommen. Ein unmögliches Ding. Aber jetzt kannst du dich in Ruhe um diese Freundin kümmern», sagte Herr Helfrich zu Herrn Klick. «Versuch mal, die Eltern von ihr ausfindig zu machen.»

***
    «Mama, endlich!», rief Britt erleichtert. «Ich habe schon fünfmal angerufen.»
    «Die Nummer ist unbekannt», sagte Nora Wildenburg. «Also, sie wird nicht angezeigt. Normalerweise gehe ich da gar nicht ran. Davon mal abgesehen ist es gleich Mitternacht. Ist was passiert?»
    Britt überlegte kurz, was sie darauf antworten sollte: «Nein, es ist nichts passiert. Mir geht es wirklich prima hier in dieser schönen, beschaulichen Stadt. Tante Dora hat zwar einen Zoo, der unter anderem ein gestörtes Flusspferd beherbergt, das Klamotten zerreißt, meine Patentante ist auf ihre alten Tage sexsüchtig geworden und hat mich am Flughafen vor versammelter Passagiermannschaft gefragt, ob ich schon mal einen vaginalen Orgasmus hatte und Vibratoren benutze, davon mal ganz abgesehen ruft sie mich aus 10 000  Meter Höhe von der Flugzeugtoilette aus an, um mir zu erzählen, dass es Basmatireis zu essen gab, die Nachbarin schmeißt mir zur Begrüßung eine Schwarzwälder Kirschtorte in die Visage, Nana hockt wahrscheinlich im Irak im Gefängnis und wartet auf ihre Enthauptung, die Polizeibeamten wissen nicht, wie sie eine Vermisstenanzeige aufnehmen sollen und finden eine einbeinige Rentnerin wichtiger als meine beste Freundin, davon abgesehen sind sie total unfähig und können noch nicht mal eigenständig kaputte Wasserhähne reparieren, ach, und dann wurde ich noch dabei fotografiert, wie ich in Emils Schwimmbecken nach dem Ersatzschlüssel von Tante Doras Wohnung tauchte, von den Fotos, die die Moni von mir gemacht hat und den Belegkirschen mal ganz abgesehen. Aber sonst ist alles in Ordnung.» Das sagte sie natürlich nicht.
    «Es ist alles okay, Mama», sagte Britt stattdessen. «Ich will hier nur weg. Hier sind auch ganz viele Tiere.»
    «Unsinn», sagte Nora Wildenburg ungehalten. «Ganz viele Tiere gibt es im Zoo.»
    «Sag ich doch», sagte Britt.
    «Du wirst ja wohl mit einem kleinen Hund klarkommen», sagte ihre Mutter. «Das wird doch zu schaffen sein. Früher hast du auch immer mit Kuscheltieren gespielt.»
    «Hier hassen mich alle», sagte Britt.
    «Ach Britt», sagte Nora Wildenburg. «Stell dich nicht so an. Solange Tiere ihr Essen bekommen, hassen sie den Menschen nicht. Du ziehst das jetzt durch. Du hast es Tante Dora versprochen. Denk einfach mal dran, was Tante Dora in all den Jahren für dich getan hat. Da wirst du wohl einmal was für deine Tante tun können. Nur ein Mal. Sei nicht so egoistisch. Vielleicht hätte ich dich früher einfach mal kalt baden sollen.»
    «Warum das denn?», fragte Britt, die nun völlig durcheinander war.
    «Weil man da klare Gedanken bekommt.»
    «Heißt das nicht ‹als Kind zu heiß gebadet›?», fragte Britt unsicher.
    «Das kann man so oder so sehen», sagte Nora. «Jetzt geh doch einfach schlafen.»
    «Ich kann nicht schlafen.»
    «Dann lies was. Lesen

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