Ausgelacht
aussah, würde sich das auch NIE ändern.
Leonie hingegen hatte der Ehrgeiz gepackt, und in den darauffolgenden Jahren brachte sie einen Hamster, einen Nymphensittich und mehrere Mäuse unter die Erde. Sie hatte einfach kein Händchen für Tiere.
Apropos Mäuse.
Die Schlangen.
Sie musste den Schlangen jetzt lebende Mäuse geben.
Wie schrecklich war das denn?
In einem Karton in der Abstellkammer tummelten sich geschätzte fünfzig kleine Viecher übereinander und krabbelten herum, als gäbe es kein Morgen mehr. Sie wusste überhaupt nicht, wie viele Mäuse sie nun in die Terrarien werfen sollte und hoffte, dass für die fünf Schlangen eine Maus pro Kopf erst mal genügen sollte. Außerdem hatte sie keine Ahnung davon, was Mäuse fraßen.
Wie die Schlangen sich über ihre Beute hermachten, sah sie sich nicht an. Eher hätte sie mit Hannibal Lecter Leber gegessen.
Dann diese Beutelratten, diese Opossums. Was bekamen die? Sie googelte auf ihrem iPhone herum und fand bei Wikipedia schließlich den Eintrag, dass Opossums Allesfresser waren. Sie aßen auch Aas. Das war ja widerlich. Andererseits – vielleicht ließen die Schlangen ja Mäusereste übrig, dann könnte man die gleich umweltbewusst weiterverwerten lassen.
Für den Hund war Dosenfutter da, die Wasserschildkröten und Fische bekamen ein Spezialfutter.
Irgendwo im Haus rief jemand: «Fick mich!»
Britt erschrak zu Tode. Wenn das einer der Handwerker gewesen war, würde sie dem was erzählen. Böse lief sie in den Flur, aber es war kein Mensch zu sehen. Die Wand jedenfalls sah so aus, als würde sie die Decke halten können.
In der Küche blickte sie aus dem Fenster. Die Handwerker saßen vollständig versammelt in ihrem Bus, aßen Brote und lasen Zeitung.
«Fick mich!»
Es kam aus Tante Doras Gästezimmer. Vorsichtig öffnete Britt die Tür. Nicht dass Tante Dora einen Liebhaber hier vergessen hatte, der sein Recht einforderte.
Wieder «Fick mich!», aber diesmal lauter und fordernder.
Ein Papagei saß in einem großen Käfig und freute sich sichtlich, dass er Gesellschaft bekam.
‹Nein›, dachte Britt verzweifelt. ‹Nicht auch noch das.›
«Bist du geil? Bist du geil?», fragte der Papagei und kicherte blöde.
Britt schloss die Tür und dann die Augen.
Obwohl man es Tante Dora überhaupt nicht zugetraut hätte, besaß sie einen nagelneuen Flachbildfernseher und das Home Entertainment, mit dem man Filme aufnehmen und Videos leihen konnte.
Nachdem Britt sich zwei Folgen von
Schwiegertochter gesucht
angesehen hatte, war sie völlig fertig mit den Nerven. Die übergewichtige Beate, die einen Damenbart hatte und noch zu Hause wohnte, war eine der übriggebliebenen Schwiegertöchter aus der letzten Staffel und begrüßte erst mal die zwei Männer, die sich für sie beworben hatten. Beide hatten noch nie eine Freundin gehabt, einer von ihnen sah aus wie ein Serienkiller und der andere eigentlich auch. Beates Eltern fanden beide
nett
, und man merkte ihnen an, dass sie ihre Tochter endlich unter der Haube sehen wollten. Beate sagte gern Gedichte auf und punktete mit Sprüchen wie
Wenn du eine Träne wärst in meinem Auge, ich würde nie weinen, aus Angst, dich zu verlieren
.
Wenn Britt das jetzt noch eine halbe Stunde weiterschauen würde, wäre sie reif für die Klapsmühle. Während eine andere Schwiegertochter zu einem Mann, der sie gerade fragte, ob sie Kinder wolle, «Ich hab schnipp schnapp Eier ab» sagte, schaltete sie den Fernseher aus und glotzte auf den nun schwarzen Bildschirm.
Sie könnte natürlich schlafen gehen.
Aber es war noch so früh. Was sollte sie tun?
Sie stand vom Sofa auf und dachte nach.
Wie hieß die Kneipe auf dem Marktplatz? Richtig, «Schober».
***
Für einen gewöhnlichen Wochentag war der «Schober» sehr gut besucht. Es war eine umgebaute Scheune, die auch ein erstes Stockwerk hatte, und es war rustikal eingerichtet. Plakate wiesen auf eine Happy Hour hin (Von 18 – 19 Uhr alle Longdrinks zum halben Preis!!!) und auf die Ü- 30 -Party, die nächsten Samstag stattfinden sollte. Am Freitag wiederum sollte es eine Ibiza-Schaum-Fete geben. Karten für alles gab es im Vorverkauf, und die Ü- 30 -Party, bei der der total bekannte DJ Hotte Brömmel Hits der Achtziger und Neunziger auflegen würde, war sogar schon ausverkauft.
Britt bestellte eine Apfelschorle und sah sich die Leute an.
Auf den ersten Blick wirkten sie ganz normal, von einem jungen Mann abgesehen, der schon zu viel Bier intus
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