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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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und lies.» Es war fast unheimlich.
    Dann stand sie wieder neben dem Raum, in dem sich die vielen Leute und die Frau, die ihr die Tür geöffnet hatte, aufhielten. Sie unterhielten sich lautstark.
    «Rosel hat gesagt, der gehört der Arsch mit dem Teppichklopfer versohlt», sagte eine Frauenstimme gerade. «Ich sag’s ja immer, die aus Bayern sind arrogant und hochnäsig. Das Einzige, auf was die stolz sein können, sind ihre Biergärten.»
    «Und die Weißwürste», sagte ein Mann mit krächzender Stimme.
    «Und die Brezeln.» Das wiederum war eine andere Frau.
    «Dieses Biest hat versucht, Emil umzubringen.» Frau Nummer drei.
    «Was?» «Wie?» «Das ist ja wohl nicht wahr!» «Der arme Emil!» Das waren alle.
    Britt spitzte die Ohren und fragte sich gleichzeitig, wie diese Information über das Zwergflusspferd so schnell bis hierher dringen konnte.
    «Wie hat sie ihn denn umbringen wollen?» «Und warum?»
    «Rosel hat erzählt, sie hat ihm ihre Schuhe zum Fressen gegeben. Das hält doch kein Magen aus. Außerdem hat sie in seinem Tümpel gebadet. Nackt. Was für ein widerliches Luder.»
    «Das ist ja ekelhaft», sagte der Mann wieder, aber man hörte seiner Stimme an, dass er das alles andere als ekelhaft fand.
    «Wie lange ist die denn hier? Sagte Dora nicht was von drei Monaten?» Frau Nummer vier.
    «Ja», sagte die Frau Nummer drei, die Britt aufgemacht hatte. «Angeblich will sie in Frankfurt studieren, aber wenn ihr mich fragt …»
    «Was denn, was denn?», riefen alle durcheinander.
    «Wer nackt in einem fremden Garten badet, geht doch auch auf den Strich.»
    «Natürlich.» – «Sicher!» – «Klar!», riefen alle im Chor.
    Britt schüttelte den Kopf.
    «So jung und schon so verdorben», sagte der Mann geifernd.
    «Jetzt hört doch mal auf», sagte die Frau, die Britt geöffnet hatte.
    «Guten Tag.» Britt betrat den Raum, und alle waren schlagartig still.
    «Kann ich Ihnen helfen?», fragte die Frau hinter ihrem Schreibtisch und lächelte Britt an.
    «Meine Tante – Dora – hat mich beauftragt, hier nach einem Buch über schizoide Tiere zu fragen. Ist da was reingekommen?»
    «Äh», machte die Frau. «Ihre Tante Dora?»
    «Ja. Ich bin Britt Wildenburg. Die auf den Strich geht», sagte Britt.
    «Hab ich doch gesagt», sagte die Frau, die das eben noch behauptet hatte, geifernd, und schien sich irgendwie zu freuen.
     
    ‹Herrje, was leben denn hier für Leute?›, dachte Britt, die nicht wusste, ob sie diese Menschen lustig oder schrecklich finden sollte.
    Sie war auf dem Heimweg, nachdem die Besitzerin, die Katrin Winkler hieß, ihr kurz und knapp und trotzdem nett mitgeteilt hatte, dass es ein solches Buch wohl gar nicht gäbe. Und sie solle sich lieber mal um das kranke Flusspferd kümmern, sonst würde
das
nämlich schizoid.
    «Emil befindet sich bereits in ärztlicher Behandlung», hatte Britt sich verteidigt. «Er hatte eine Darmverschlingung.»
    «Der Arme», hatte Frau Winkler gesagt. «Hoffentlich ist er bald wieder auf dem Darm, äh, Damm, hihihi.»
    Pflichtbewusst machte Britt auch «Hihihi».
    «Kann ich sonst noch was für Sie tun?»
    «Nein danke», hatte Britt schwach geantwortet. «Oder doch. Kann ich mich vielleicht einfach so in einen Ihrer Ohrensessel setzen? So für zwei Stunden? Ich muss über einiges nachdenken.»
    «Aber ja», hatte Frau Winkler freundlich lächelnd gesagt. «Setzen Sie sich am besten in den neben dem Regal mit den Abenteuerromanen. Der hat eine schön hohe Lehne. Da wird es Ihnen gefallen. Ich bringe Ihnen auch gern einen Kaffee.»
    «Danke. Das ist wirklich reizend.» Britt war zu dem Sessel gegangen, hatte sich reingesetzt und war auf der Stelle eingeschlafen.
    Nach zwei Stunden wurde sie von Frau Winkler geweckt und hatte sich auf den Heimweg gemacht.
    Ihr ging es ein wenig besser, auch weil Frau Winkler gesagt hatte, dass sie jederzeit vorbeikommen könnte, wenn ihr irgendwo der Schuh drücken sollte. Die anderen Leute waren schon lange gegangen. Klar, es gab ja nichts mehr zum Lästern. Die Münchnerin hatte sich ja noch nicht mal im Antiquariat vor allen ausgezogen, sondern sich einfach so schlafen gesetzt.
    Die Handwerker waren natürlich immer noch am Rotieren. Die komplette Wohnung sah aus, als wären mehrere Bomben darin explodiert.
    Sie ging in die Küche und schaute auf den Zettel, den Tante Dora ihr wegen der Tierfütterei hingelegt hatte.
    Ihr wurde schwarz vor Augen, als sie las, dass die Schlangen unbedingt die lebenden Mäuse bekommen

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